Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
ist denn die genaue Adresse?«
    Caroline schluckte. Sie wusste, was kommen musste. Vielleicht gab es wirklich ein Schicksal? Dennoch, sie nannte Johannes die Adresse.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Götter sind groß und faul, denn sie haben nichts anderes zu tun, als sich über uns lustig zu machen. Es gibt sehr wenig, was die Zeit nicht ans Tageslicht bringt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das war Judiths Elternhaus.« Sein Mund war eine harte Linie geworden.
    Caroline schlug sich die Hand vor den Mund. »Du meinst … Mia kann nichts dafür!«
    »Bist du da so sicher? Ein Haus wie dieses wechselt nicht so einfach den Eigentümer!«
    »Ich bin sicher, dass ihr Urgroßvater das Haus ganz legal erstanden hat. Er hieß Friedrich Weiss.«
    Johannes schüttelte den Kopf. »Das ist bemerkenswert. Ich erinnere mich an einen Friedrich Weiss. Meine Mutter hatte ihn aus Mitleid zu einer ihrer Partys eingeladen. Er war jung, aber wusste bereits, auf welcher Seite sein Brot gebuttert war!«
    »Was auch immer passiert ist …«, begann Caroline. Sie fühlte sich hilflos, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Mia zu schützen und die Wahrheit zu erfahren. Johannes zuckte mit den Schultern, was ihr jedes weitere Wort ersparte.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nur, was mein Onkel mir damals in der Garderobe gesagt hat, Caroline. Was er für die Juden vorhergesagt hat und welchen Handel er mir angeboten hat. Nur daraus kann ich schließen, was passiert … sein könnte.«
    »Ich kann es dir sagen …«, hob sie mit zitternder Stimme an.
    »Nein.« Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. »Sag es mir nicht. Ich kann das nicht ertragen. Lass mich in meiner Zeit, Caroline. Alles andere ist zu viel für mich. Ich bin ewig und stehe über dem Lauf der Geschichte. Es ist Strafe und Segen zugleich. Meine Unwissenheit schützt mich – und uns.« Er umschlang sie. In ihren Augen brannten Tränen, als sie auch seine Schultern beben spürte.
    »Johannes –«
    »Ja?« Er sah sie ernst an. Seine Augen waren dunkel mit unausgesprochenen Geheimnissen und Gefühlen und sein Blick schnitt ihr ins Herz. Sie holte so tief Atem, dass es in ihrer Brust schmerzte.
    »Was hat er dir gesagt, dein Onkel, meine ich. War er der Teufel, von dem du gesprochen hast?«
    Johannes nickte.
    »Er hieß Georg Steiner. Ein hohes Tier in der SS. Auf Du und Du mit allem, was im Reich Rang und Namen hatte. Er forderte mich auf …« Er brach ab und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Caroline sah ihn ruhig an und er hob wieder an. »Er forderte mich auf, meine Wahl zwischen meiner Liebe zu Judith und meiner Karriere zu treffen. Es war kurz bevor der Parteitag in Nürnberg Gesetze zum Umgang mit Juden im Deutschen Reich erlassen wollte.«
    »Die Nürnberger Gesetze«, sagte Caroline kraftlos, doch Johannes schüttelte wieder den Kopf.
    »Nicht, bitte.«
    »Verzeih«, sagte sie und küsste ihn. Er umarmte sie wieder und zog sie fest an sich. Ihre Hand legte sich auf sein Wams, nah an seine Wunde, und ihr stockte der Atem. Bekam sie nun eine Antwort auf ihr brennendes
Weshalb?
»Erzähl mir von deinem Onkel. Was hast du gemacht, als er mit dir gesprochen hat? Was war deine Antwort?«
    »Ich …«
    Die Qual in seinem Gesicht schnitt ihr ins Herz. Hatte sie denn das Recht, ihn danach zu fragen? Der Morgen auf dem Friedhof war nun weit entfernt, so wie das helle Tageslicht und alle Wirklichkeit dort. Johannes und sie, das war ein Rausch von Aufgeben und Vertrauen, in dem die Dimensionen der Welt draußen leicht ihren Platz verlieren konnten. Sie und er, so wie sie hier waren, waren vollkommen.
    »Nicht«, flüsterte sie und legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. »Nicht. Erzähl es mir, wenn du bereit bist.«
    »Aber …
musst
du das denn nicht wissen?«
    Sie zögerte.
    Nein,
entschied sie. Judith und er gehörten der Vergangenheit an. Was heute, hier zählte, waren sie beide.
    Ja,
flüsterte ihr Teufelchen. Etwas so Großes, Unglaubliches war geschehen, dass Judith den Dolch gegen Johannes erhoben hatte. Was war seine Schuld?
    Das Gefühl des Eins-Seins mit ihm siegte. Nein, sie musste es nicht wissen. Zumindest nicht jetzt. Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. Johannes legte behutsam beide Hände an ihr Gesicht und küsste sie. Ihre Lippen öffneten sich unter dem Druck der seinen, und die Wärme, die sie spürte, setzte sie wieder in Flammen. So sollte er sie immer halten! Vielleicht konnte sie ihn so wieder zum Leben

Weitere Kostenlose Bücher