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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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des ersten Mai begrüßt. Und dann, weil Papa Staat es damals noch nicht verboten hatte, sind wir aufs Brückengeländer geklettert und in den Fluss gesprungen!« Milla lachte. »Hand in Hand. In voller Abendgarderobe! Meistens kam dann die Polizei, hat sich aufgeregt und uns herausgefischt. Anschließend haben wir uns notdürftig abgetrocknet und sind zur Markthalle gegangen, um ausgiebig zu frühstücken …«
    Sukie betrachtete Millas Gesicht, ihre lebhafte Mimik und ihre glänzenden Augen. Liebe Güte … Die Erinnerungen an Bo-Bo waren heute Abend aber sehr lebendig.
    »Hand aufs Herz, hast du denn wirklich nie versucht, dich mit ihm in Verbindung zu setzen, seit er, äh, davongelaufen ist?«
    »Nur ganz am Anfang, aber dann nicht mehr, nein.« Milla schenkte Wein nach. »Ich schätze, er wollte nicht gefunden werden. Große Mauer des Schweigens bei allen, die ihn kannten. Hat seine Handynummer geändert und alle anderen Kontaktdaten. Hat seine Aktien verkauft, seine Firmen, seine Wohnung. Er ist vom Erdboden verschwunden, als hätte er nie gelebt. Außer hier drin natürlich, da wird er ewig weiterleben …« Sie deutete auf ihren Kopf und ihr Herz. »Ich bin schon eine blöde Kuh. Einerseits hasse ich ihn für das, was er mir angetan hat, aber andererseits -«
    Sukie schwieg. Die Gelegenheit wäre ideal, um auf den Fern-Liebeszauber zu sprechen zu kommen, aber aufgrund moralischer Skrupel brachte sie es noch immer nicht fertig.
    »Bo-Bo hat sein Leben offenbar völlig umgekrempelt und mich vergessen – und ich finde, ich sollte ihn nun auch wirklich hinter mir lassen.« Milla bediente sich aus der Schüssel mit Nachos auf dem wackligen Korbtisch und tunkte sie torkelig in die Dips. »Es wird wohl Zeit für einen neuen Anfang. Alles neu macht der Mai!«
    Wieder kicherten sie.
    Sukie wischte sich Nachokrümel von den Jeans. »Was für einen neuen Anfang meinst du? Mit Derry?«
    »Ja, nein, ach Sukie, ich weiß es einfach nicht! Aber über kurz oder lang werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen und aufhören, immer vor allem wegzulaufen. Es war toll, hier zu wohnen, es hat mir unheimlich gutgetan, und du warst wirklich ein Schatz, aber ich weiß, dass ich nicht wirklich hierhergehöre. Ich bin eine U-Bahn-süchtige Großstadtpflanze. Ich kann nicht für immer hierbleiben.«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber du würdest mir echt fehlen – auch wenn ich nie erwartet hätte, dass wir als Hausgenossinnen zusammen alt werden.«
    »Ich fand es wirklich toll.« Milla hob ihr Glas und stieß leicht taumelig mit Sukie an. »Und natürlich würde ich dich nicht einfach sitzen lassen – wie gewisse andere Leute -, sondern warten, bis du wieder einen passenden Mitbewohner gefunden hast. Aber ich glaube, ich muss fort von hier, und zwar eher früher als später.«
    Sukie wurde leicht übel – und das hatte nichts mit übermäßigem Genuss von Wein und Knabberzeug zu tun.
    »Soll das heißen – du und Derry, ihr geht hier weg und -?«
    Milla zuckte die Schultern. »Durch Derry wird alles noch komplizierter. Wir sind glücklich miteinander, glaube ich. Aber sein Herz ist hier, in Berkshire, und seine Firma auch. Ich würde ihn nicht bitten, sie mir zuliebe aufzugeben, weil ich weiß, das könnte und wollte er nicht. Aber wenn ich wieder nach London zöge, könnten wir uns ja auch weiterhin treffen, meinst du nicht?«
    »Sicher«, erwiderte Sukie munter und stieß sich selbst den Dolch ins Herz. »Natürlich könntet ihr das. Wäre sicher kein Problem. Hast du schon mit ihm darüber gesprochen?«
    »Nein!« Milla kippelte mit dem Stuhl. »Es ist alles so verworren. Einerseits weiß ich, dass ich weiterziehen sollte. Andererseits habe ich durch Derry, obwohl wir noch gar nicht lange zusammen sind, erkannt, dass es tatsächlich liebenswerte, lustige, nette, anständige Männer auf der Welt gibt – von seinem tollen Körper ganz zu schweigen. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er irgendjemanden sitzen ließe, du etwa?«
    Sukie schüttelte den Kopf. Konnte sie nicht. Ihr schwante Übles … »Soll das heißen, dass du, äh, daran denkst, ihn zu heiraten?«
    »Warum nicht? Vielleicht ließe er sich ja doch überreden, eine Tischlerei in London aufzumachen, er wäre bestimmt total gefragt in all diesen neu entstehenden Lofts und zu Wohnraum umfunktionierten Fabrikgebäuden – und meine Eltern würden sich tierisch pesten.«
    O Gott … Sukie stopfte sich eine so große Hand voll Nachos in den Mund,

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