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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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Männer, die fünf oder sechs Jahre lang fort gewesen und danach praktisch Fremde waren. In einigen Fällen wurde es ganz schön unerquicklich. Cora hat sich für manche unpassenden Verbindungen und zerrütteten Ehen verantwortlich gefühlt und es sich nie verziehen … so etwas hatte sie nicht beabsichtigt. Das habe ich vorhin mit Schwierigkeiten gemeint – und deshalb hat sie mit der Kuppelei Schluss gemacht.«
    Selbst wenn es wirklich so gewesen wäre, was Sukie noch immer bezweifelte, so waren das doch uralte Geschichten. Vielleicht, möglicherweise, hatte Cora so was wie bewusstseinsverändernde Kräuter entdeckt … und vielleicht, möglicherweise, hatte es genügend einsame und leichtgläubige Frauen im Dorf gegeben, die an deren Wirksamkeit glaubten. Aber das war damals gewesen, hier und jetzt hatte es keine Bedeutung mehr. Wie bei so vielen ihrer Erzählungen hatte Topsy mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.
    »Okay, selbst wenn ich dir diesen Teil der Geschichte abkaufe, erklärt das aber noch lange nicht, warum es Cora nicht gelungen ist, sich mit ihren Liebestränken auch zu eigenem Glück zu verhelfen, und warum du an Non Turvey hängen geblieben bist, wenn du ihn gar nicht geliebt hast.«
    Topsy schien sich in den Kragen ihres Regenmantels verkriechen zu wollen wie eine Schildkröte in ihren Panzer. Ganz leise sagte sie: »Cora und ich waren in zwei Jungen aus dem Dorf verliebt … haben sie sehr geliebt. Als sich abzeichnete, dass ein Krieg unvermeidbar war, wurden sie alle von patriotischem Eifer erfasst und meldeten sich freiwillig. Sie meinten, wenn sie bis zur Einberufung warteten, würden sie nur als Kanonenfutter verheizt, so aber könnten sie sich ihre Kampfeinsätze noch aussuchen …«
    Sukie starrte wieder in die Flammen. Schon komisch, sich vorzustellen, dass Topsy und Cora mal junge Mädchen gewesen waren, wie Chelsea und sie … Den Zweiten Weltkrieg hatten sie in der Schule durchgenommen. Sukie wusste Bescheid. Aber jetzt brachte sie zum ersten Mal wirkliche Menschen damit in Verbindung, wirkliche Mädchen, die in wirkliche Jungs verliebt gewesen waren …
    »Und was wurde aus ihnen? Aus den jungen Männern, die ihr geliebt habt?«
    »Coras Freund wurde in einem Lancaster-Bomber in Stücke gerissen und meiner starb in der Weißen Wüste...«
    Sukie schluckte. Sie wusste nicht genau, wo die Weiße Wüste lag, aber das war auch egal. Sie konnte Topsy nicht in die Augen sehen.
    »Cora hatte nie wieder Augen für einen anderen. Es hat ihr für immer das Herz gebrochen.« Topsy sprach noch immer ganz leise. »Und ich? Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen, aber ich wollte nicht mein Leben lang Miss Jean Millett bleiben.«
    Jean Millett? Sukie zog erstaunt die Augenbrauen hoch, öffnete den Mund, machte ihn dann aber wieder zu. Natürlich, der Spitzname Topsy hatte sich ja geradezu aufgedrängt, nachdem sie Algernon Turvey geheiratet hatte, denn sie war ja wirklich ganz schön verrückt, topsy-turvy eben. So ähnlich war es bei ihrer Erdkundelehrerin gewesen, im einen Schuljahr hieß sie noch Miss Black, dann heiratete sie während der Ferien einen Mr Crawley, und weil bei diesem Namen jeder an »kriechen« denkt, nannte man sie von da an in der ganzen Schule nur noch »die Schnecke«.
    Topsy zupfte mit mageren, schrumpeligen Fingern an den Falten ihres Regenmantels. »Non Turvey war Landarbeiter. Er musste nicht in den Krieg. Er hatte Plattfüße und obendrein einen Herzfehler. Er war da, und er war ein Mann, und er war jung, und er mochte mich. Das klingt für dich wahrscheinlich merkwürdig, aber ich wollte unbedingt heiraten, und da habe ich Cora gebeten, mir einen Trank zu mischen …«
    »Und, hat es geklappt?«
    »Ja. Wir haben geheiratet und waren recht glücklich, bis der Herzfehler seinem Leben ein Ende gesetzt hat. Ich habe nie aufgehört, meinen ersten Freund zu lieben. Und ich habe Non Turvey sicher nie so geliebt wie er mich, aber Cora hat mir immer wieder was zur Auffrischung gegeben, und so sind wir mehr als dreißig Jahre lang recht gut miteinander ausgekommen. Ich bereue es nicht. Es war auf jeden Fall besser, als allein zu bleiben.«
    Sukie sagte nichts. Einen Moment lang versetzte sie sich in Cora und Topsy und die anderen Mädchen von damals. Und sie konnte verstehen, dass sie – ohne die Freiheiten und Zerstreuungen des Lebens im einundzwanzigsten Jahrhundert – verzweifelt nach jedem Strohhalm gegriffen hatten. Aber dennoch...
    Topsy beugte sich in

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