Sommernachtszauber
hinter der Zahnarztpraxis und sauste in den Kosmetiksalon, fest entschlossen, sich mit Leib und Seele in die Arbeit zu stürzen und das Bruttosozialprodukt zu steigern, damit sie viel zu erschöpft und erledigt wäre, um sich unerwiderten Schwärmereien für Derry Kavanagh hinzugeben.
»Sukie! Süße!« Aus einer pfirsichfarbenen Kabine tauchte Jennifer mit einer altbacken gekleideten Frau auf, die entweder gerade eine Lippenaufspritzung hinter sich hatte oder am Vorabend in eine Rauferei verwickelt gewesen war. »Ich bin begeistert! Du hast jede Menge zu tun! Es liegen massenhaft Buchungen vor, fast alle für Massagen in Pixies Laughter . Geht das in Ordnung?«
»Wunderbar, danke, Jennifer – du warst mir eine große Hilfe. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
»Keine Ursache.« Jennifer zog Schmollmündchens Karte durch das Lesegerät und lächelte ihr liebenswürdig nach, als sie den Salon durch die pfirsichfarben bespannte Eingangstür verließ. »Hoffnungsloser Fall. Hat im Schrank ihres Gatten eine Aufblaspuppe entdeckt. Der will sie jetzt Konkurrenz machen. Tja – und jetzt zum Geschäftlichen. Wie steht es mit deinem Vorrat an Ölen und Essenzen? Muss ich diese Woche noch Nachschub bestellen?«
»Äh, nein.« Sukie wich Jennifers Blick lieber aus. »Ich finde, sie sind sehr ergiebig. Wahrscheinlich reichen sie eine halbe Ewigkeit lang.«
»Prima!« Jennifer strahlte. »Denn das Zeug war wahnsinnig teuer. Aber da du dem Betrieb jetzt so hohe Einnahmen verschaffst, brauchst du wirklich nicht damit zu geizen.«
»Das mach ich schon nicht.« Sukie lächelte, kramte in ihrer Tasche und zog eine Mappe hervor. »Bevor ich es vergesse, hier sind die Schecks und das Bargeld meiner Hausklienten von letzter Woche, samt Rechnungen und Quittungen.«
»Danke. Ach, wie schön.« Jennifers Augen leuchteten, als ihre Finger die Papiere durchblätterten und sie im Geiste den Gewinn überschlug. »Stell dir vor, Lance, der dumme Junge, hat gemeint, du solltest einen größeren Anteil von den Massageeinnahmen bekommen, nachdem die Nachfrage ja alle Erwartungen übersteigt. Ich hab ihm gesagt, das wolltest du wahrscheinlich gar nicht, aber -«
»O doch, durchaus. Vielen Dank!«, warf Sukie ein. »Milde Gaben werden stets dankbar angenommen. Ich hol mir dann mal eben den Terminplan für diese Woche. Huch, was ist denn da drin los?«
»Ach«, Jennifer schien sich von dem finanziellen Schlag schon wieder einigermaßen erholt zu haben. »Ich habe unsere neuen Mädchen mit einer einfachen kleinen Beinenthaarung beauftragt. Du hast sie noch gar nicht kennen gelernt, oder?«
Hatte sie nicht. Sie hatte zwar schon gehört, dass Jennifer bei ihren Abstechern zur Berufsschule in Winterbrook ein paar Mädchen aufgetan hatte, die sich als Aushilfen für Beauty’s Blessings eignen könnten, ihr war jedoch neu, dass diese tatsächlich schon angefangen hatten.
»Gestern war ihr erster Tag, eine Art Einführung, um den Salon kennen zu lernen und sich zurechtzufinden, so in der Art«, flüsterte Jennifer und bewegte sich auf die Kabine zu. »Natürlich durften sie noch niemanden anfassen, aber es sind nette Mädchen. Wurden mir von ihren Lehrern empfohlen. Wissbegierig und engagiert. Leider heißen sie beide Kylie«, sie zog den Vorhang zurück, »aber sie sind wirklich gut im – o mein Gott!«
Sukie spähte Jennifer über die Schulter und kicherte.
Die beiden Kylies hatten offenbar eine der wichtigsten Grundregeln beim Wachsen missachtet: Die Körper des Wachsenden und des Gewachsten dürfen sich niemals zu nahe kommen, solange das Wachs auf Letzterem noch klebrig ist.
Beide Kylies hingen mit ihren Overalls an den strammen Waden eines Hockeyspielers aus Winterbrook.
Zwecks rascher Schadensbegrenzung umfasste Jennifer die größere Kylie an der Taille, zog sie behutsam etwas zur Seite und bedeutete Sukie, mit der Kleineren genauso zu verfahren, während sie dem bedauernswerten Opfer gleichzeitig fachkundige und beruhigende Kommentare zuraunte.
»Nimm einen Spatel«, zischte Jennifer Sukie zu. »Zieh den Overall deiner Kylie straff und fahr mit dem Spatel darunter und – ähm, entschuldige, Beryl – nein, nein, alles in Ordnung. Zu viert? Äh, ja, für unsere bevorzugten Kunden kommt schon mal das komplette Team zum Einsatz … gut, und jetzt wegziehen!«
Sukie musste sich immer noch mit aller Kraft das Lachen verkneifen und fuhr mit dem Spatel zwischen den Overall ihrer Kylie und Beryls Wade. Zum Glück war das Wachs noch
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