Sommernachtszauber
der vergangenen Woche in Pixies Laughter massiert? Mehrere ältere Damen aus Hazy Hassocks, einschließlich der griesgrämigen Mrs Dowding samt ihrer Hühneraugen, ein paar aus Fiddlesticks und zwei oder drei aus Winterbrook – alle zum ermäßigten Seniorentarif. Von denen war doch keine unter siebzig gewesen! Wie sollte denn eine dieser Damen die stimulierende Wirkung ihrer Essenzen verspürt haben? Falls aber doch, hätte Sukie von entsprechenden Gerüchten wohl kaum etwas mitbekommen, denn die Kundinnen waren alle nicht aus Bagley-cum-Russet gewesen.
Sie ließ den Wagen an. Dabei war sie so vorsichtig gewesen und hatte bei allen eine ganz schlichte Kräutermischung verwendet – ein Öl, das die Muskeln entspannte und die Lebensgeister stärkte -, Basilikum und Koriander mit ein paar Tropfen Dill. Eine Auswahl aus der Fülle von Kräutern, die sie mit Derrys Hilfe büschelweise in Coras verwildertem Küchengarten geerntet hatte.
Wie ging gleich noch mal Coras Kräutervers, in dem Basilikum vorkam? Sukie runzelte die Stirn und versuchte, sich an die im Kreuzstich verewigten Worte zu erinnern.
»Oooh – neeiin!« Als die Ampel an der Kreuzung in Winterbrook auf Rot schaltete, fiel ihr das Gedicht wieder ein. Sie trat auf die Bremse und trommelte auf das Lenkrad. Aus einem Kleinbus neben ihr gaffte ein Jugendlicher mit verkehrt herum aufgesetzter Baseballkappe zu ihr hinüber. Sie beachtete ihn nicht. »Zum Teufel noch mal!«
Basilikum und Koriander
passen sehr gut zueinander.
Gefahr droht jedoch, kommt Dill dazu:
Treueste selbst küssen Fremde im Nu.
»Verdammt!«, stöhnte Sukie, brauste los, sobald die Ampel auf Grün schaltete, und ließ den weißen Kleinbus hinter sich. »Verflixt und zugenäht!«
Am Abend desselben Tages, im kühlen, schummrigen und muffig riechenden Gemeindesaal von Hazy Hassocks bei der Cancan-Probe, war Topsy alles andere als zufrieden.
»Also Mädels!«, schimpfte sie. »Das war ja wirklich grauenhaft! Da habe ich in Emergency Room schon Notfallpatienten gesehen, in denen mehr Leben steckte als in euch müden Gestalten!«
»Gönn uns eine Pause«, stöhnte Chelsea, die auf der Bühne saß und sich die Knöchel rieb. »Wir tanzen immer noch dieselben Figuren, aber mit einer Person weniger. Das verwirrt uns.«
»Verwirrt?« Unter dem Kopftuch begannen Topsys kleine Augen zu funkeln. »Verwirrt? Werdet ihr schon senil oder was? So schwierig kann das doch nicht sein!«
Betty, Roo und Trace, die übrigen Tänzerinnen, steckten die Köpfe zusammen und raunten rebellisch.
»Dass ihr jetzt zu fünft seid und nicht mehr zu sechst, ist doch nur bei den Standardfiguren ein bisschen kniffelig! Ihr seid doch wohl intelligent genug, um das auf die Reihe zu kriegen! Die Zwischenschritte und Reihen und Kreise dürften gar kein Problem darstellen! Und außerdem ist das noch lange kein Grund, hier herumzutrampeln wie Nilpferde! Es ist ja direkt ein Wunder, dass die Bühne noch nicht eingekracht ist.« Topsy schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle, wie viele ihr seid! Das hat doch nichts mit eurem Tempo und eurer Geschmeidigkeit zu tun, verflixt noch mal!«
Sukie war immer noch außer Puste und saß keuchend mit Chelsea am Bühnenrand.
»Ihr seid eine Schande!« Trotz ihres langen Regenmantels vollführte Topsy aus dem Stand einen makellosen hohen Beinwurf. »Seht ihr! Ich bin alt genug, um eure Mutter zu sein – für manche sogar die Großmutter -, und mach euch trotzdem allen noch was vor! Und was ist überhaupt mit der Ersatztänzerin? Oder kommt Valerie Pridmore bald zurück?«
»Val geht wieder zur Arbeit«, sagte Sukie und klopfte sich den Staub von den Leggings, »aber sie wird so bald nicht wieder mitmachen können. Sie meint, ihr Bein ist so weit okay, dass sie stehen und kurze Strecken zu Fuß gehen kann, aber tanzen kann sie damit nicht.«
»Konnte sie doch noch nie«, fauchte Topsy. »Haben wir schon eine Anzeige aufgegeben – oder muss ich mich darum auch noch kümmern?«
Sukie seufzte und erklärte die Sache mit Joss Benson und ihrem Artikel über die Aromatherapie und das Cancan-Tanzen, der Ende der Woche im Bagley Bugle erscheinen sollte und in dem auch stehen würde, dass die Truppe eine neue Tänzerin suchte.
»Hmmm«, Topsy schürzte die schmalen Lippen. »Das klappt also. Nun, wollen wir hoffen, dass eine Frau mit Schwung dieses Käseblatt liest und sich bald bei uns meldet. Da die meisten Ausgaben des Bugle wohl eher ungelesen in der Tonne landen, mach ich
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