Sommernachtszauber
ihnen zusammengestoßen wäre? Nein, sicher nicht... Obwohl, grinste sie vor sich hin, falls doch, wären die Pridmores vielleicht nicht die Einzigen, die sich ein kleines Nachmittagsvergnügen gönnten …?
Aus unerfindlichen Gründen war sie so richtig übermütig und schlich sich leise ins Wohnzimmer. Marvin stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster. Einen Moment lang erinnerte sich Joss daran, wie es vor langer Zeit einmal, in einem anderen Leben, gewesen war, als Marvin und sie sich gerade kennen gelernt hatten.
Er war ihr erster und ihr einziger Freund gewesen, und gelegentlich hatte sie bei seinen Küssen ein leichtes Schaudern verspürt und es für Lust gehalten, wie auch das wilde Verlangen nach mehr, wenn er sie in den Armen hielt.
Ach, wie schön wäre das jetzt …
Auf Zehenspitzen ging sie zu ihm und schlang von hinten die Arme um seinen Leib.
»Was soll denn das, zum Teufel noch mal?« Marvin fuhr herum und schüttelte sie ab. »Bist du von Sinnen, Weib?«
Joss, immer noch von diesem unbekannten, aufregenden Gefühl beseelt, lächelte ihn an. »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Wie nett, dass du so früh schon zu Hause bist.«
»Nett? Was soll denn daran verdammt noch mal nett sein?«, brüllte Marvin. »Bist du verdammt noch mal völlig übergeschnappt?«
Als sie merkte, dass ihr erotischer Annäherungsversuch ganz eindeutig nicht willkommen war, wich sie vor seinem Zorn erschrocken zurück. »Marvin, mein Lieber, was hast du denn nur?«
»Was ich habe? Ich will dir sagen, was ich verdammt noch mal habe! Ich bin verdammt noch mal gefeuert worden, das habe ich, verdammt noch mal!«
13. Kapitel
I ch pfeif auf den April in Paris, dachte Sukie, als sie an einem Dienstagmorgen vergnügt über die waldigen Landstraßen kurvte; es gibt gar nichts Schöneres als den Frühling in Bagley-cum-Russet.
Die weiß gekalkten Wände der hübschen Cottages leuchteten im Sonnenschein, die Gärten quollen fast über vor lauter Narzissen und Krokussen, und die Straßenränder waren gesäumt mit Primeln, Schöllkraut und frühen Gänseblümchen. Es war schon komisch, dachte sie sich, dass sie jetzt viel mehr auf Blumen achtete, sie genau betrachtete, manche erkannte und über andere rätselte. Wirklich seltsam, wie vieles sich für sie seit der Entdeckung von Coras Rezepten verändert hatte.
Am keltischen Kreuz hielt sie einen Moment an und blinzelte in die Sonne, dann bog Sukie in die Hassocks Road ein, und als im Radio ein Hit aus den Siebzigern gespielt wurde, sang sie laut mit. Ihre Stimmung, ihr Energiepegel und ihr Optimismus waren mit den helleren Abenden und wärmeren Tagen deutlich in die Höhe geklettert. Der März war in einen milden April übergegangen, und überall um sie her erwachte neues Leben aus der Ödnis des Winters, die Knospen sprossen, und Liebe lag in der Luft.
Hah!, dachte Sukie, das Letztere stimmte aber nicht, zumindest nicht, was sie persönlich betraf. Vielleicht stimmte es ja, und dies war die Jahreszeit, in der die Fantasie so manchen Jüngling auf Liebe sinnen ließ – oder wie auch immer dieses Zitat gelautet hatte, über das Chelsea und sie damals im Literaturunterricht so gekichert hatten -, aber es sah nicht so aus, als ob sie im Mittelpunkt der romantischen Fantasien irgendeines Mannes stünde, sei er nun ein Jüngling oder schon reifer.
Allerdings gab es ja auch nur einen Mann, bei dem sie sich wirklich wünschte, im Mittelpunkt seiner ausschweifenden Frühlings-Tagträume zu stehen.
Zu dumm aber auch!
Vielleicht sollte sie sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren, um die wohlriechende Karriereleiter der Aromatherapie zu erklimmen, und wenn sie sich nach vielen Jahren zur Ruhe setzen würde, könnte sie ja immer noch Rosen züchten und Hühner und jede Menge Katzen halten. Ja, Sukie nickte, als sie die Hauptstraße von Hazy Hassocks erreichte und sich durch den Engpass bei der Bücherei und Mitzis Hubble Bubble schlängelte, am besten, sie konzentrierte sich auf ihre Arbeit.
Beruflich hatte sie während der letzten zehn Tage seit der Massage von Valerie Pridmore und Jocelyn Benson unglaublich viel zu tun gehabt, und auch für die kommenden Wochen waren schon zahlreiche Termine gebucht. Wenn das so weiterginge, wäre sie eines Tages vielleicht sogar in der Lage, sich von Jennifer abzuseilen und sich selbstständig zu machen. Sie lächelte vor sich hin. Hmm, das war doch ein Thema, über das es sich nachzudenken lohnte …
Immer noch lächelnd, parkte sie
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