Sommernachtszauber
aus meiner Kartenrunde, alle im Herbst ihres Lebens, waren sehr beeindruckt von deiner Vorführung und meiner wiedergewonnenen Beweglichkeit, und jetzt wollen sie wissen, ob du an einem der nächsten Sonntage mal vorbeikommen kannst, um die anderen auch zu behandeln, damit ihnen das Mischen und Austeilen leichter von der Hand geht.«
»Aber gerne doch«, hatte Sukie geantwortet, erleichtert, dass das Gespräch nur darauf hinauslaufen sollte, und wollte schon zum Wagen gehen. »Jederzeit.«
»Nicht so eilig, junge Dame!« Topsy hatte sie mit den jetzt wieder geschmeidigen Fingern am Handgelenk festgehalten. »Ich werde den anderen sagen, dass du ins Barmy Cow kommst und dich ihrer annimmst – aber keine Veilchen mehr! Auch nicht synthetische. Verstanden?«
»Ja, wie du willst. Aber das Veilchenöl hat doch gut gewirkt. Ich meine, für deine Hände und Finger.«
»Oh, es hat in der Tat ganz hervorragend gewirkt, meine Kleine.« Topsy hatte sie losgelassen und ihr Kopftuch unter dem runzeligen Kinn festgezurrt. »Das weißt du ganz genau.«
Und Sukie hatte gesagt, gut, und bitte schön, und hatte sich verabschiedet und war gegangen.
Jetzt merkte sie, dass Valerie immer noch auf irgendeine Antwort wartete.
Sie zuckte die Schultern. »Nein, eigentlich nicht. Äh, Topsy meinte, die Massage habe gut gewirkt und ihre Finger seien wieder ganz beweglich und ich solle regelmäßig kommen, um die Kartenspieler zu behandeln. Chelsea hatte von den Gerüchten natürlich schon Wind bekommen und versucht, Topsy mit Dorchester aufzuziehen. Aber Topsy meinte nur, sie sei mit all den Berkeley Boys schon seit Ewigkeiten gut befreundet. Dann hat sie das Thema gewechselt und von einer neuen Methode der Bypass-Operation erzählt, die in der Serie Holby vorgekommen war.«
»Hmmm«, Val gluckste. »Der Pub war letzten Sonntag ja ein richtiger Sündenpfuhl – Topsy und Dorchester, du und Derry …«
»So!«, sagte Sukie. »Das war’s! Jetzt wickle ich noch ein mit Rosmarin und Lavendel besprengtes warmes Handtuch um dein Fußgelenk, und du ziehst bitte den Bademantel an, damit dir nicht kalt wird, dann ist Joss an der Reihe.«
Während die beiden die Plätze tauschten, träufelte Sukie die entspannenden Essenzen von Kamille und Winterjasmin in das Basisöl. Joss sah interessiert zu und stellte ihr allerlei Fragen, sowohl über Aromatherapie als auch über Cancan.
»Ach, ist das herrlich.« Joss riss sich vom Enthüllungsjournalismus los und seufzte wohlig, als Sukies Finger ihre verspannten Schultermuskeln kneteten und um ihre steife Wirbelsäule kreisten. »Mir ist, als würden alle meine Ängste davongeschwemmt. Und ich habe nicht einmal Schuldgefühle bei diesem Genuss. Auch wenn das vielleicht völlig verrückt klingt, aber ich kann richtig vor mir sehen, wie kleine Jasminblüten aus der Tapete purzeln und der Fußboden sich in einen Teppich aus Kamille verwandelt hat. Der Duft ist einfach wunderbar. Ich werde einen sensationellen Artikel über dich schreiben, damit alle Welt erfährt, wie großartig du bist.«
Sukie lächelte beglückt und sandte Cora einen stillen Dank.
Eine halbe Stunde später entspannten sich Joss und Val, beide restlos begeistert, schläfrig in ihren warmen Bademänteln, tranken Tee und plauderten gemütlich. Sukie wusch sich die Hände und sprang kurz nach oben in ihr Schlafzimmer.
Dann kam sie mit einem ganzen Arm voll Satin und Tüll zurück und grinste Joss an. »Hier bitte! Ich dachte, das möchtest du vielleicht mal sehen. Mein Cancan-Kostüm. Ich weiß ja nicht, ob du so was schon mal aus der Nähe betrachtet hast. Könnte für den Artikel hilfreich sein, um ein bisschen mehr Farbe hineinzubringen, wie man so sagt.«
Joss schaute nur und sagte gar nichts.
»Entschuldige.« Sukie runzelte die Stirn. »Stimmt was nicht?«
Joss schüttelte nur den Kopf, streichelte zärtlich das schwarzrote Mieder aus Satin und das Rüschenröckchen und fuhr mit den Fingern begehrlich über die ellenlangen Stoffbahnen der Spitzenunterröcke in leuchtendem Rosa, Rot, Orange und Purpur.
»Das ist das Allerschönste, was ich je gesehen habe … Unglaublich … diese Farben! Wie, wie ein vom Himmel gefallener Regenbogen. Ach, ich hätte mir immer gewünscht, mal so etwas Prachtvolles und Verführerisches zu tragen …«
»Du könntest ja mein Kostüm nehmen«, gluckste Val aus den Tiefen ihres Bademantels, »wenn du bei der Truppe mitmachst. Wenn der gute Ronnie an den Nähten ein paar Meter einsäumt, wird es
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