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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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es überhaupt nicht glauben. Ich meine, wir wohnen jetzt schon seit Wochen getrennt. Sie war so besessen von den ganzen Hochzeitsvorbereitungen, und Sallie fand, es mache keinen guten Eindruck auf Sophie, wenn wir schon vorher zusammen leben würden, deshalb hat Celia fast die ganze Zeit in Cherry Hill gewohnt. Außerdem habe ich vielleicht unbewusst gespürt, dass ich diese Hochzeit nicht will, denn ich hatte einfach kein Verlangen …« Er wurde kurz rot im Gesicht und wirkte ganz krank. »Ich kann mich gar nicht an das letzte Mal erinnern …«
    »Sie aber umso besser«, sagte Annajane. Galle stieg in ihr hoch. Hatte Celia das mit Absicht getan? War sie vorsätzlich schwanger geworden, nur um sicherzugehen, dass Mason sie heiraten würde?
    »Im März soll es gewesen sein«, sagte er düster. »Sie hat verhütet, mit einem Hormonpflaster. Jetzt behauptet sie, es könne manchmal trotzdem passieren. Aber …«
    Annajane hatte Schwierigkeiten, ruhig zu atmen. Sie hatte das Gefühl, als habe ihr jemand in die Magengrube geboxt. Sie hob die Hand und gewann mit Mühe ihre Fassung zurück. »Ich will das nicht wissen, Mason. Das ist mir zu intim.«
    »Mein Gott«, sagte er, und seine Stimme brach. »Ich habe das nicht kommen sehen.«
    Annajane lehnte sich auf dem Stuhl zurück und faltete ihre Hände auf dem Schoß, nur um etwas zu tun.
    »Und jetzt?«
    »Ich habe Celia gesagt, dass ich dich liebe. Aber es scheint ihr egal zu sein. Sie sagt, sie könne das Kind nicht allein großziehen. Nicht dass ich das zulassen würde. Celia ist nicht gerade … mütterlich.« Er drückte die Schultern durch. »Ich trage Verantwortung. Ich muss einfach … überlegen, wie es funktionieren soll.«
    Annajane konnte nur noch nicken. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie war überzeugt, dass jeder im Restaurant ihnen zusah. Sie nestelte an ihrer Serviette herum und versuchte, ihren Stuhl vom Tisch wegzuschieben. Doch das Bein verfing sich im Saum der Tischdecke, ihr Weinglas kippte um, und ein Bach Sauvignon Blanc ergoss sich über den Tisch auf Masons Schoß. »Ach, Scheiße … Das tut mir leid«, sagte Annajane und wollte nur noch weg. Aber ihr Stuhl hatte sich zwischen zwei Holzbohlen verkeilt. »Ich muss gehen. Jetzt sofort. Bitte, Mason.«
    Er machte den Kellner auf sich aufmerksam und bat um die Rechnung. Im Wagen sah er Annajane erwartungsvoll an. »Wohin? Zu Pokey?«
    »Nein«, sagte sie. »Eher nicht. Ich nehme mir einfach ein Zimmer in der Pinecone Motor Lodge .«
    Mason runzelte die Stirn. »In einem Motel? Komm, das ist doch verrückt. Ich nehme dich mit zu mir, du kannst im Gästezimmer schlafen. Das bekommt niemand mit. Und falls du dir Sorgen um Celia machst, das brauchst du nicht. Die wohnt drüben in Cherry Hill.«
    »Das Pinecone ist fürs Erste völlig in Ordnung«, sagte Annajane. »Es hat neue Besitzer. Es ist sauber und billig, und mehr brauche ich im Moment nicht.«
    Mason dachte kurz nach. »Der Laden liegt mitten im Nichts. Es gefällt mir nicht, dass du mitten in der Nacht allein da rausfährst. Erlaub mir wenigstens, dass ich dir hinterherfahre.«
    »Mason«, sagte sie ruhig. »Du vergisst, dass ich seit fünf Jahren allein lebe. Ich bin es gewöhnt, allein zu reisen, allein irgendwo hinzufahren, allein in einem Motel einzuchecken. Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber das ist wirklich keine große Sache.«
    »Es gefällt mir nicht, dass du in einem Motel übernachtest. Das ist irgendwie … unangemessen.«
    »Das geht dich eigentlich nichts an«, sagte Annajane.
    »Ich fahre dir nach«, sagte er, und sein stur vorgeschobener Unterkiefer verriet ihr, dass es zwecklos war, sich dagegen zu wehren.

    Die Pinecone Motor Lodge war schon immer das einzige Motel in Passcoe gewesen. Der Halbkreis aus einem Dutzend kleiner weißer Holzcottages stand inmitten eines dichten Waldes der namensgebenden Kiefern. Man erreichte das Motel über eine gewundene Zufahrt, die von der ehemaligen Hauptverbindung zur Stadt abzweigte.
    In den Nachkriegsjahren für Touristen gebaut, hielt sich das Pinecone bis Mitte der achtziger Jahre gut am Markt, bis der Staat eine neue Umgehungsstraße baute, der Durchgangsverkehr abnahm und das Motel langsam seinen Glanz verlor. Mehrmals wechselte es den Besitzer, hing zwei Jahre in der Zwangsvollstreckung, bis ein älteres Pärchen aus Florida es erwarb.
    Mason war schon oft an dem Motel vorbeigefahren und auf seinen langsamen Verfall aufmerksam geworden. Jetzt jedoch war er erleichtert, als

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