Sommerprickeln
seine Scheinwerfer auf die Veränderungen fielen, die den beiden schwulen Männern sicherlich viele Dollar gekostet hatten. Die kleinen Cottages strahlten weiß, frisch gestrichene dunkelgrüne Läden mit ausgeschnittenen Kiefernzapfen zierten die Fenster. Eine ordentlich geschnittene Buchsbaumhecke zog sich vor jedem Häuschen entlang, in den Fenstern standen Kästen mit frischen roten Geranien, lange Efeuranken flankierten die Türen. Über jeder Tür leuchtete eine Laterne, auf jeder Mini-Veranda standen zwei rot gestrichene Stühle.
Annajane parkte vor einem weißen Bungalow mit einem kleinen Neonschild, das ihn als » Büro « auswies. Mason hielt neben ihrem Wagen. »Gut«, sagte sie, als er seine Fensterscheibe herunterließ. »Siehst du? Alles ganz seriös hier. Du kannst jetzt fahren.«
»So schnell geht das nicht.« Mason blieb stur. »Erst wenn du sicher hinter der Tür bist.«
Sie warf ihm einen düsteren, verzweifelten Blick zu. »Geh einfach«, sagte sie ruhig. »Bitte!«
Ein kleines Messingschild an der Bürotür bat die Gäste: Nach zehn Uhr bitte klingeln . Es war fünf nach zehn, deshalb zögerte Annajane, doch dann drückte sie auf den Knopf. Kurz darauf öffnete ein stark gebräunter schlanker Mann mit einem kahlen, glänzenden Schädel die Tür.
»Kommen Sie herein!«, sagte er freundlich, noch bevor Annajane nach einem Zimmer gefragt hatte.
Sie fand sich in einem kleinen Empfangsraum wieder. Ihr Gastgeber, der barfuß war und ein wild gemustertes Hawaiihemd mit einer weiten weißen Shorts trug, trat hinter einen großen antiken Empfangstisch aus Eiche.
»Ich hätte gerne ein Zimmer, wenn Sie noch eins haben«, sagte Annajane.
»Eins? Ich habe acht oder neun«, sagte er. »Sie können sich eins aussuchen.«
»Oh«, machte sie. »Das tut mir leid. Läuft es so schlecht?«
»Beachten Sie mich einfach nicht«, sagte er. »Mein Partner Thomas sagt immer, ich hätte die Meckerkrankheit. Eigentlich läuft es sogar besser, als wir erwartet haben. Im Frühjahr sind wir jedes Wochenende ausgebucht gewesen, und langsam spricht sich herum, dass das Hotel unter neuer Leitung ist und wir ein bisschen renoviert haben.«
»Ich habe nur Gutes gehört«, sagte Annajane.
»Ein Einzelzimmer?«, fragte er und spähte über ihre Schulter aus dem Fenster nach draußen, wo Mason geduldig im Auto wartete.
Sie errötete. »Ja. Mein, ähm, mein Freund will nur sicher sein, dass ich auch wirklich ein Zimmer bekomme.«
»Geht mich eh nichts an«, sagte der Besitzer fröhlich. »Wir stellen hier keine Fragen und reden auch nicht drüber. So. Wir sind eine Nichtrauchereinrichtung, aber so wie Sie aussehen, würde ich sagen, Sie sind keine Raucherin. Alle Cottages haben eine Küchenzeile mit Kühlschrank und Mikrowelle, Kaffeemaschine und Toaster. Aber wir haben auch eine Kaffeestunde, besser gesagt zwei, hier im Büro beziehungsweise im Empfangsbereich, jeden Morgen von sieben bis neun. Es gibt Obst und Muffins, die Thomas frisch backt. Und natürlich Kaffee und Tee.«
»Wie nett«, sagte Annajane.
Er reichte ihr das Anmeldeformular und einen Schlüssel. »Bitte sehr«, sagte er und schob einen altmodischen Messingschlüssel mit einem silbernen roten Bömmel über den Tresen. »Sie bekommen Nummer Sechs. Das ist mein Lieblingscottage – ganz ruhig, und direkt vor dem Fenster steht ein Busch mit rosa Rosen, deren Blüten gerade fast explodieren. Wenn Sie doch noch Gesellschaft haben sollten, das neue Sofa kann man ausziehen, und oben im Schrank ist noch mal Bettwäsche für eine zweite Person.«
»Gut«, sagte Annajane geistesabwesend, während sie versuchte, sich an ihr Nummernschild zu erinnern. Sie reichte das Anmeldeformular zurück, und er warf einen Blick darauf.
»Oh, Sie sind aus Passcoe?« Durch die Nickelbrille, die auf seiner langen schmalen Nase saß, spähte er in das Büchlein.
»Ja«, sagte sie. »Ich habe gerade meine Wohnung in der Stadt verkauft, und wir mussten viel schneller beurkunden, als ich gedacht hatte, deshalb bin ich im Moment sozusagen obdachlos.«
Er nickte. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch einen Wochenpreis machen. Dann sparen Sie ungefähr fünfundzwanzig Dollar pro Nacht.«
»Gerne«, stimmte Annajane zu. »Ich bin momentan in einer Art Übergangsphase. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt in der Stadt bleiben will, und wenn ja, wie lange.«
Sie öffnete ihr Portemonnaie, zog ihre Kreditkarte heraus und reichte sie dem Mann.
»Annajane Hudgens«, las er laut
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