Sommerprickeln
Annajane.
Die Sekretärin zuckte mit den Schultern. »Weißt du, Annajane, ich habe dafür gebetet, dass Mason und du wieder zusammenkommen. Es war ein sehr trauriger Tag für uns alle, als ihr euch getrennt habt. Miss Celia ist ja nett, und sie weiß bestimmt viel übers Geschäft, aber nur mal unter uns beiden: Du würdest eine deutlich bessere Mutter für Sophie abgeben. Nicht dass mich das was anginge.«
»Das ist sehr lieb von dir«, sagte Annajane schüchtern. »Und ich danke dir für deine Gebete. Aber ich halte es für das Beste, wenn Mason und ich getrennte Wege gehen.«
Voncile warf Annajane einen anerkennenden Blick zu. »Du weißt ja, dass ich mich nicht am Tratschen beteilige. Aber Troy Meeks ist ein guter Mann und er berichtete mir, in der Stadt erzähle man sich, dass du wieder mit Mason zusammen bist. Stimmt das?«
Annajane errötete. »Äh, na ja, nicht richtig. Ich glaube, da hat Troy vielleicht etwas verwechselt. Mason und ich sind nur gute Freunde.«
»Aber den Jungen unten in Atlanta willst du nicht mehr heiraten.« Voncile wies auf Annajanes linke Hand. »Du trägst den Verlobungsring nicht mehr. Und die Stelle da unten hast du auch nicht genommen«, warf sie ein. »Ich dachte, dementsprechend würde Mason dich bitten, ihn zu heiraten.«
»Leider nicht«, sagte Annajane und wünschte sich inbrünstig, das Gespräch sei vorbei. »Willst du noch irgendetwas Bestimmtes von mir, Voncile?«
Die ältere Frau schaute zu Boden. »Eine der Kolleginnen in der Buchhaltung hat mir erzählt, der Firma ginge es so schlecht, dass wir vielleicht verkauft würden. Sie hat gehört, dass Davis angeblich schon mit einer Firma in New Jersey verhandelt, die uns übernehmen will.«
Mason hatte Annajane auf Geheimhaltung eingeschworen, doch offensichtlich war die Nachricht vom Jax-Snax -Angebot irgendwie durchgesickert. Sie wollte Voncile nicht belügen, aber genauso wenig wollte sie die Gerüchteküche weiter anheizen.
»Ja«, sagte sie schließlich. »Ich weiß, dass es eine Firma gibt, die an die Familie herangetreten ist. Aber wie du vielleicht weißt, hat Glenn Bayless in seinem Testament verfügt, dass Quixie in den fünf Jahren nach seinem Tod nicht verkauft werden darf.«
»Weihnachten war es schon fünf Jahre her, dass Mr Glenn gestorben ist«, erinnerte Voncile sie.
»Stimmt. Und nächste Woche wird Glenns Anwalt Norris Thomas, soweit ich weiß, die Familie über den Inhalt einer Verfügung unterrichten, in der festgelegt ist, wie Glenn die Firma seinen Erben hinterlassen hat. Solange das nicht klar ist, ist jegliches Gerede über einen Verkauf verfrüht«, erwiderte Annajane mit vorsichtig gewählten Worten.
»Mason würde uns nicht verkaufen«, sagte Voncile. »Er weiß, was die Firma seinem Vater bedeutet hat. Und seinem Großvater. Er würde das nicht zulassen, oder?«
Manchmal , dachte Annajane , war das Richtige auch das Falsche für die Menschen, die einem am meisten bedeuteten.
»Mason nimmt seine Verantwortung sehr ernst«, sagte Annajane. »Aber das kann er leider nicht allein entscheiden. Davis, Pokey und Sallie werden wohl ein Wörtchen mitzureden haben.«
Voncile atmete schneller, und zwei grellrote Flecken erschienen auf ihren gepuderten Wangen. »Das habe ich befürchtet. Wenn Quixie aufgekauft wird, was geschieht dann mit uns?« Nervös biss sie auf ihrer Unterlippe herum. »Ich brauche meine Stelle, Annajane. Mein Claude, möge er in Frieden ruhen, hat mir so gut wie nichts hinterlassen. Wenn wir aufgekauft werden, wollen die Leute aus New Jersey bestimmt keine Neunundfünfzigjährige wie mich mit kaputten Knien und Plattfüßen, auch wenn ich noch so oft Mitarbeiterin des Monats war. Dann würde ich meine Krankenversicherung verlieren. Annajane, ich habe doch Zucker. Und Bluthochdruck. Ohne meine Krankenversicherung kann ich mir die Medikamente nicht leisten.«
Annajane nickte mitfühlend. »Noch ist nichts beschlossen, Voncile, deshalb rege dich bitte nicht auf. Es stimmt, dass Davis einen Verkauf befürwortet. Aber Mason will nicht verkaufen und Pokey ebenso wenig.«
»Und was ist mit der Mutter? Mit Miss Sallie? Sie würde doch nicht zulassen, dass Mr Glenns Firma verkauft wird, oder?«
»Da bin ich mir nicht sicher«, gestand Annajane. »Wirklich, niemand weiß, wie das alles ausgeht. Das ist erst klar, wenn sich Mr Thomas nächste Woche mit der Familie zusammensetzt und ihnen Glenns Verfügung offenlegt.«
Voncile räusperte sich. »Möge er in Frieden ruhen. Die
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