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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Zwillingsbruder hätte sein können. Bekleidet mit einer weißen Schürze trug er einen riesigen Korb Muffins unter einer Serviette vor sich her.
    »Sie kommen gerade richtig, die sind frisch aus dem Ofen«, sagte er und stellte den Korb auf den Tisch mit den Bechern. »Das sind Dattel-Nuss-Muffins. Rezept von meiner Großmutter.«
    »Thomas, das ist Annajane, die junge Dame, von der ich dir erzählt habe. Sie wird eine Woche bei uns bleiben. Und sie arbeitet bei Quixie. Ist das nicht ein Zufall?«
    »Das ist es in der Tat«, stimmte Thomas zu. Er hielt ihr seine mehlverstaubte Hand hin, wischte sie dann an der Küchenschürze ab und streckte sie erneut aus. »Freut mich wirklich. Harold hat Ihnen wahrscheinlich schon erzählt, dass wir absolute Quixie-Fans sind. Ganz im Ernst. Das schmeckt einfach so typisch nach Süden. So wie selbstgemachtes Pfirsicheis. Das schmeckt wie Dixie, oder?« [1]
    Annajane riss die Augen auf. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Hm? Dass es noch besser schmeckt als Pfirsicheis? Oder dass es so schmeckt wie Dixie?«, fragte Thomas.
    »Wahnsinn!«, stieß sie aus. Sie griff nach dem Stift auf dem Empfangstresen und begann zu schreiben. Dann drehte sie sich um, wedelte mit dem Papier unter Thomas’ Nase herum und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
    »Wofür war der denn?«, fragte er sichtlich überrascht.
    »Ich glaube, Sie haben gerade unseren neuen Slogan erfunden«, sagte sie. »Quixie – schmeckt wie Dixie!«
    »Wirklich?«, fragte er und wirkte geschmeichelt.
    Annajane nickte begeistert.
    »Habe ich erfunden«, sagte Thomas zu seinem Partner.
    Harold verdrehte die Augen. »Jetzt ist es aus und vorbei mit ihm. Er hat schon länger mit dem Gedanken gespielt, Quixie-Muffins zu backen, ja? Er ist total verrückt nach dem Zeug.«
    »Absolut irre, oder?«, sagte Thomas. »Bis jetzt bekomme ich die Konsistenz nicht richtig hin, aber ich gebe nicht auf. Ich weiß, dass man mit diesem Zeug auch backen kann.«
    Annajane setzte sich an den Tisch, Harold und Thomas gesellten sich zu ihr. Thomas schenkte ihr einen Becher Kaffee ein, und sie atmete die Dämpfe dankbar ein, ehe sie einen Schluck trank.
    Es war komisch. Ihr Leben war am Vorabend komplett aus den Fugen geraten, und doch stand sie jetzt hier, genoss einen Kaffee und Muffins mit zwei völlig Fremden, plauderte mit ihnen über Quixie und verkaufte das Produkt, so gut sie konnte.
    Sie würde sich noch heute überlegen müssen, wie sie ihr eigenes Leben zukünftig gestalten wollte. Doch im Moment war es kein schlechter Anfang, sich einen ordentlichen Becher Kaffee und heiße Leckereien schmecken zu lassen. Außerdem hatte sie einen neuen Slogan. Vielleicht war der Tag doch nicht ganz so übel. Noch nicht.
    »Wissen Sie«, sagte sie, griff zu einem Muffin und schälte dessen Papiermanschette ab. »Damals in den Sechzigern, glaube ich, hat die Firma ein Quixie-Kochbuch herausgegeben. Da stehen die verrücktesten Rezepte drin – Quixie-Wackelpudding, Quixie-Salat, Quixie-Kuchen, Quixie-Grillsoße. Mit Sicherheit sind auch Muffinrezepte dabei. Ich denke, irgendwo im Büro muss noch ein ganzer Karton voller Bücher stehen. Ich bringe Ihnen eins mit, wenn Sie wollen.«
    »Das wäre super«, sagte Thomas. »Wie lange möchten Sie bei uns bleiben, Miss Annajane?«
    »So lange, bis ich weiß, was als Nächstes kommt«, sagte sie.

34
    Annajane saß am Schreibtisch und zwang sich, ihre Arbeit zu tun. Es war das Einzige, was sie gut konnte. Ihre Arbeit machen. Sie verfasste schnell eine Notiz für Davis, teilte ihm ihren Vorschlag für einen neuen Quixie-Slogan mit, und schrieb eine zweite Mitteilung an die Auslieferung, in der sie die Kollegen bat, der Pinecone Motor Lodge sechs Kisten zu bringen.
    Celia Wakefield hatte ihr den Mann genommen, doch bisher war es ihr nicht gelungen, dieses letzte Stück von Annajanes Leben zu zerstören.
    Auf der Fahrt zur Arbeit hatte sie beschlossen, dass sie ihr Versprechen gegenüber Mason halten wollte. Und sie hatte vor, mit einem großen Knall zu gehen. Die Sommerkampagne würde alle Verkaufsrekorde brechen, hatte Annajane für sich entschieden. Und anschließend würde sie kündigen. Sie hatte nicht die Absicht, bei Quixie zu bleiben und zuzusehen, wie Masons Kind in Celias Bauch immer größer wurde.
    Wie es der Zufall wollte, stellte sie gerade ihren Wagen in ihrer Bucht auf dem Parkplatz ab, als Mason angefahren kam. Es blieb ihr keine Zeit mehr, sich auf dem Sitz zu ducken oder so zu tun, als hätte

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