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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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honigsüße Balladen an, dann brach sie in bekümmertes Schluchzen aus.
    »Es reicht«, weinte sie und drückte auf die Power-Taste der Anlage. Schon besser. Zum Glück hatten die Inhaber des Pinecone nichts für die Band Journey übrig, sonst hätte Annajane sich die Pulsadern mit einer stumpfen Nagelfeile aufgeschnitten. Sie goss sich noch ein bisschen Martini nach und fand, es werde langsam besser.
    Beim letzten Mal waren sie sich so nah gekommen, hatten fast wieder zueinander gefunden. Aber eben nicht nah genug.
    Sie suchte das alte Foto aus ihrem Portemonnaie, wo sie es verwahrt hatte, während sie ihre Sachen für den Umzug packte, und betrachtete es von Neuem in der Hoffnung, einen Hinweis auf das Glück zu finden, das sie damals gespürt hatten. Masons Augen waren von seiner Sonnenbrille überschattet, aber seine Lippen waren zu einem unbeschwerten, ungekünstelten Grinsen verzogen, das nichts gemein hatte mit dem zögernden, verhaltenen Lächeln, das er in den letzten Jahren wagte.
    Und was war mit ihr selbst? Die Annajane auf dem Foto blickte mit solch unverhohlener Bewunderung zu Mason auf, dass sie zusammenzuckte. Damals hatte sie nichts zurückgehalten, nichts verborgen. Ein dummes, verletzliches Mädchen. Das noch nicht wissen konnte, was sie heute lieber nicht wissen würde. Wie sehr ihr jenes Mädchen fehlte!
    Annajanes Handy summte. Sie hatte eine SMS. Von Mason.
    Muss dich sehen .
    Wieder betrachtete sie das Foto, schaute in das glückliche Gesicht jener dummen, verletzlichen Neunzehnjährigen, die sie damals gewesen war. Einmal noch, sagte sie sich. Eine letzte Chance. Zum Teufel mit den Konsequenzen.
    Annajane griff zu Portemonnaie und Autoschlüsseln. Sie öffnete die Tür. Mason stand auf der Schwelle.
    »Es tut mir leid«, sagte er, aber bekam keine Möglichkeit, den Satz zu vollenden, denn Annajane verschloss mit einem Kuss seinen Mund.

    »Sag bloß nichts«, warnte sie, als er sich von ihr lösen konnte. »Sag nicht noch mal, dass es dir leidtut.«
    »Mach ich nicht«, versprach er und nahm ihr Gesicht in die Hände. »Ich wollte mich von dir fernhalten. Aber ich konnte nicht. Ich musste dich sehen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Mir ging es genauso.« Sie lachte gequält. »Ich habe mir sogar eine alte Johnny-Mathis-Platte angehört!«
    »Ich stehe schon seit zehn Minuten hier draußen und höre zu«, gestand Mason. »Versuche den Mut zusammenzunehmen und zu klopfen.«
    »Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten«, sagte Annajane. »Die Musik hat mich fertiggemacht. Meine Tränendrüsen sind total leergeweint.«
    »Ich will nicht, dass du weinst.« Er wies auf die Tür. »Komm! Fahren wir weg! Ich bin mit dem Cabrio hier. Der alten Zeiten zuliebe. Übermorgen verkaufe ich es.«
    Annajane staunte. »Du lässt dich von ihr zwingen, das Auto zu verkaufen? Aber du liebst den Chevelle!«
    »Nicht mehr«, sagte Mason. »Wozu soll ich ihn behalten? Es ist vorbei mit dem Spaß.«
    »Sophie mag es doch auch so gerne«, erinnerte ihn Annajane. »Und du hast ihr versprochen, sie darin mitzunehmen. Bis ans Meer.«
    »Das vergisst sie«, sagte Mason achselzuckend. »Sie ist ja noch ein Kind.«
    »Hör auf!«, schimpfte Annajane. »Ich kann es nicht ertragen, wenn du so drauf bist.«
    »Ich bin …«, begann er. Dann riss er sich zusammen. »Noch eine Fahrt.«
    Annajane löste sich von ihm. »Ich glaube nicht«, sagte sie langsam.
    Er machte große Augen. »Hör zu, das ist mein letzter Abend in Freiheit. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich liebe. Aber nach morgen kann ich nicht mehr zu dir kommen. Ich werde sie nicht betrügen. Nicht mal mit dir.«
    »Das weiß ich«, sagte Annajane. Sie wandte ihm den Rücken zu und hob das Haar an. »Ich finde, wir sollten heute hierbleiben. Könntest du mir bitte den Reißverschluss aufmachen?«
    Er hielt ihr Haar mit einer Hand hoch und küsste ihren Nacken. Dann zog er den Reißverschluss ganz langsam herunter und folgte ihm mit den Lippen.
    Schließlich drehte er Annajane zu sich um. Anfangs küsste er sie vorsichtig, streifte ihre Lippen mit seinen, fast ein brüderlicher Kuss, fand sie, ein wenig enttäuscht von seiner Zurückhaltung. Dann jedoch beugte er sich vor, und seine Lippen wagten sich vor zu ihrem Schlüsselbein, der warmen Wölbung ihres Halses. Er zog sie näher an sich, und Annajane schlang die Arme um ihn. Schließlich fanden seine Lippen zurück zu ihren. Er küsste sie langsam, zärtlich, innig, und als sie den Mund öffnete, spielte seine Zunge

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