Sommerprickeln
zurückbekomme.«
»Noch ein Mal …«, sagte sie, und er rollte sich auf sie. Und dann war es so leicht, wie sie sich bewegten, und die dunklen, leeren Jahre wichen von ihnen, das Eis in Annajanes Herz schmolz, und alles war hell und licht und schön, ihre Bewegungen waren so harmonisch, ihre Körper gehörten zusammen.
»Annajane«, sagte Mason immer und immer wieder, als hätte er gerade erst den Namen seiner verloren geglaubten Liebe erfahren. »Annajane.« Seine Stimme bebte, und als sie sich gemeinsam dem Höhepunkt näherten, rollten Wellen der Ekstase über sie hinweg. Das gehört mir. Zum letzten Mal .
Das leise Geräusch von Masons Schnarchen weckte sie. Er lag zusammengerollt auf der Seite, eine Hand auf ihrer Brust, wie er es oft während ihrer Ehe gemacht hatte. Schläfrig lächelte Annajane vor sich hin und warf einen Blick auf den Radiowecker auf dem Nachttisch. Ein Uhr.
»Mason!« Sein Schnarchen übertönte ihr Flüstern. Sie hatte vergessen, wie tief er immer schlief. »Mason!« Sie drehte sich um und rüttelte ihn an der Schulter. »Komm, du musst aufstehen!«
»Bin müde. Ich bleib hier.«
»Nein, du bleibst nicht hier.« Annajane sprang aus dem Bett und suchte im Koffer nach ihrem Bademantel. Sie knotete den Gürtel um ihre Taille, hob die Kleidung auf, die Mason auf den Boden hatte fallen lassen, und brachte sie ihm ans Bett.
Er schnarchte schon wieder. »Mason!« Ihre Stimme wurde eindringlicher. »Hör mal, du kannst hier nicht bleiben. Du musst nach Hause gehen!«
»Celia ist bei Mama«, nuschelte er.
»Du musst nach Hause zu Sophie«, beharrte Annajane.
»Letha ist bei ihr«, murmelte er.
»Ist mir egal. Sophie wird sich fragen, wo du bist. Ich möchte nicht, dass sie denkt, du schläfst bei mir, während du heute Nachmittag Celia heiratest. Das ist …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Schäbig.«
»Nicht schäbig. Das ist romantisch. Jetzt komm zurück ins Bett.«
»Auf gar keinen Fall«, sagte Annajane und riss ihm die Decke weg. »Du gehst nach Hause.« Sie drückte ihm seine Kleidung an die Brust. »Hier. Zieh dich an!«
39
Sie folgte ihm nach draußen und vermisste ihn schon jetzt, wollte, dass er blieb, wusste, dass sie ihn nicht darum bitten konnte.
»Wo ist das Cabrio?«, fragte sie mit Blick auf den inzwischen halb leeren Parkplatz.
»Ich musste hinten parken, direkt neben dir«, sagte er. »Auch egal. Inzwischen kennt eh jeder in der Stadt diesen Wagen.«
»Hast du Angst wegen des Geredes? Was Celia denken wird?«, fragte Annajane.
Masons Kiefermuskel zuckte. »Mir ist scheißegal, was Celia denkt. Aber ich höre mir lieber nicht noch eine Standpauke von Sallie an.«
Annajane nickte. »Ich werde dir keinen Abschiedskuss geben.«
»Besser nicht«, stimmte er zu.
»Ich bin fast durch mit der Kampagne«, sagte sie. »Mitte der Woche ist alles fertig. Wenn du aus den Flitterwochen zurückkommst, bin ich weg.«
»Flitterwochen?«, sagte er abfällig. »Ich habe mich einverstanden erklärt, sie zu heiraten, aber weiter spiele ich bei dieser Farce nicht mit. Ich habe nie einen Ton über Flitterwochen verloren. Wenn sie die haben will, fährt sie allein.«
Es gab so viel, was Annajane ihn fragen wollte, aber die Zeit lief ihnen weg. Sie hatten nur wenige Stunden gehabt. Annajane war froh, dass sie sich geliebt hatten. Ein letztes Mal.
»Hast du Sophie erzählt, dass du nun doch weg willst?«, fragte er und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans, damit er Annajane nicht wieder berührte.
»Noch nicht«, entgegnete sie. »Ich werde mir was überlegen. Momentan verkrafte ich immer nur einen Abschied.« Sie musste schlucken. Ihre Tränendrüsen waren doch noch nicht leer.
Es war kühl draußen, sie war barfuß. Annajane schlang die Arme um sich und wechselte von einem Bein auf das andere, um sich warm zu halten. »Gut. Ich gehe jetzt.«
»Bis dann«, sagte Mason, machte kehrt und verschwand aus ihrem Leben.
Sonnenschein flutete durch die Stäbe der hölzernen Jalousien. Annajane hörte, wie draußen eine Autotür zugeschlagen wurde und Stimmen flüsterten.
Sie setzte sich auf und warf einen matten Blick auf ihren Wecker. Erst sieben Uhr. Ihr Kopf dröhnte, und sie ärgerte sich, den Shaker mit den Martinis noch geleert zu haben, nachdem Mason mitten in der Nacht aufgebrochen war.
Sie duschte und zog eine Jeans und ein blassblaues T-Shirt über. Ihr Mund fühlte sich trocken und wattig an. Kaffee war vielleicht ihre einzige Hoffnung auf Rettung,
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