Sommerprickeln
hervor.
»Hi«, gurrte sie zärtlich. »Hast du heute Abend was vor?«
»Eigentlich nicht. Hast du einen Vorschlag?«, fragte ihr Gesprächspartner.
Sie war überzeugt, dass er ihren Vorschlag ziemlich genau kannte, aber wenn er ein Spielchen spielen wollte, hatte sie nichts dagegen.
»Ich hatte gehofft, dass wir uns zusammensetzen könnten, um über unsere Strategie zu sprechen. Über das Geschäft.«
»Passt mir gut«, sagte er. »Wo und wann?«
»Hm«, machte Celia, spielte weiter mit. »An einem unauffälligen Ort?«
»Da wüsste ich genau das Richtige.«
38
Freitagabend. Ein Dutzend Mal hatte sich Annajane die blechernen Aufnahmen der alten Quixie-Radiowerbespots angehört, auf der Suche nach Inspiration für einen neuen Jingle. Trotz ihrer trüben Laune brachten die Stimmen sie unweigerlich zum Lachen. Sie klangen, als hätte eine Zwergenbande Helium eingeatmet.
Mit Quixie im Glas
ist der Sommer voller Spaß!
Die kalte rosa Brause
macht allen gute Laune.
Sie warf einen Blick hinüber auf das Stilleben, das sie auf dem Schreibtisch gegenüber dem Bett in der Pinecone Motor Lodge arrangiert hatte.
Annajane hatte eine der alten Zeitschriftenanzeigen auf Postergröße aufziehen lassen, oben prangte der neue Slogan. Sie war auf Styropor geklebt und stand auf einer Staffelei. Davor hatte Annajane kleinere Abzüge von Sommerwerbungen aus den 1950ern und 1960ern aufgestellt, unter anderem die Anzeige mit dem Schnellboot und der jungen Sallie Bayless. Das Sahnehäubchen war eine alte grüne Quixie-Flasche, die Annajane mit Cola-Kirsch-Soda aus der Firma gefüllt hatte.
Im Schatten des fransigen Lampenschirms auf dem Schreibtisch glühte die grüne Flasche unheimlich. Die alten Werbeliedchen waren lustig und eingängig, fand Annajane, aber doch schon sehr angestaubt. Quixie war alles andere als rosa. Es war absolut und eindeutig rot. Man musste schon einen Löffel Vanilleeis hinzugeben, damit es einem Rosaton nahekam.
Sie griff nach dem Martiniglas auf ihrem Nachttisch, nahm einen langen Schluck und leckte sich die Lippen. Annajane hatte lange gearbeitet und erst am frühen Abend eine kurze Pause eingelegt, eine Tüte Chips aus dem Automaten im Pausenraum gegessen und die Firma als Letzte um neun Uhr verlassen.
Als sie auf den Parkplatz des Motels fuhr, hatte sie sich gewundert, dass er schon voll belegt war. Die meisten Fahrzeuge waren Lieferwagen oder Kastenwagen. In allen Cottages brannte Licht, mitten im Hof stand ein Grill, von dem Qualm aufstieg. Aus mehreren Ferienhäusern klang Musik, vor einigen Cottages saßen Männer in Freizeitkleidung, unterhielten sich und tranken aus Styroporbechern. Es war eine Menge los. Annajane folgte dem Asphalt um die Häuschen herum und fand eine Parklücke hinter dem Büro.
Als sie zu ihrem eigenen Häuschen stapfte, ging die Bürotür auf, und Thomas winkte sie herein.
»Sie kommen gerade rechtzeitig zu unserer Happy Hour«, verkündete er Annajane und wies auf einen prall gepolsterten grünen Chintz-Sessel. »Setzen Sie sich! Ich hole Ihnen was zu trinken. Sie können alles haben, solange es ein Martini ist.«
»Ein Martini wäre herrlich«, sagte Annajane. »Aber was ist hier los? Ist hier eine Tagung?«
»So ungefähr«, sagte Harold lächelnd. Er trug wieder ein anderes Hawaiihemd und eine beige Leinenhose mit Bügelfalten. »In Southern Pines beginnt morgen eine riesengroße Floristenmesse. Einer von Thomas’ alten Freunden hat die Anzeige der Pinecone Motor Lodge i n einer Regionalzeitung von North Carolina gesehen, ein paar E-Mails gingen hin und her – und voilà! Wir sind so gut wie ausgebucht mit Floristen!«
»Das ist kein alter Freund von mir«, berichtigte Thomas errötend. Er reichte Annajane ein übergroßes Glas und schenkte ihr den Martini aus einem Cocktailshaker ein. »Das ist noch ein junger Kerl. Ist schon Jahre her. Wir haben uns vielleicht einmal getroffen, dann habe ich direkt gemerkt, dass er nicht reif genug für mich ist.«
»Nicht reif genug?«, johlte Harold. »Sie waren essen, und Thomas musste ihm einen Kinderteller bestellen!«
»Hörst du bitte auf?«, sagte Thomas. »Annajane will bestimmt nichts von meinen alten Flammen hören.« Er ging in die Küche und kam mit einem Teller Käsewürfel zurück.
»Hm, lecker!«, sagte Annajane dankbar. »Ich habe heute Abend noch nichts gegessen.«
»Haben Sie bis jetzt gearbeitet?«, fragte Harold. »Wir hatten uns schon Gedanken gemacht, dass Sie es sich doch noch anders überlegt
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