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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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gezwungen gewesen, wie Davis es zynisch ausgedrückt hatte, »seinen Mann zu stehen«. Letha war als Kindermädchen engagiert worden, und in Masons Haus, einige Grundstücke neben dem der Bayless’, wurde ein Kinderzimmer eingerichtet.
    Sophie, damals ein zartes Baby mit Koliken, hatte sich mit der Zeit entwickelt. Durch die Arbeit in der Firma war Mason zuvor vier Tage pro Woche unterwegs gewesen, doch nach Sophies Ankunft hatte er seinen Aufgabenbereich umorganisiert, so dass er die meisten Abende zu Hause verbringen konnte. Und er hatte das kleine Mädchen umgehend in sein Herz geschlossen. Mason hatte es nicht leicht gehabt, dachte Annajane. Er hatte eine Exfrau, die immer noch für die Firma arbeitete, direkt vor seiner Nase, zumindestens jetzt noch, er hatte eine geschwächte Firma zu leiten und eine verrückte Familie, die er im Zaum halten musste. Und jeden Moment würde er dieser bunten Palette eine neue Ehefrau und Stiefmutter hinzufügen.
    Angesichts dieses Drucks schien er sich einigermaßen gut zu halten, fand Annajane und musterte ihn erneut. Er wippte auf den Abästzen nach hinten. Vergeblich versuchten seine Lippen zu lächeln, als Celia näher kam.
    Annajane starrte ihn an, ihre Wangen wurden wieder rot. Ein Muskel in Masons Kiefer zuckte. Mit dem rechten Zeigefinger fuhr er darüber, doch er zuckte erneut. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte Annajane Masons Blick auf sich. Dann zuckte der Kiefermuskel ein paarmal schnell hintereinander, und Mason schaute beiseite.
    Nicht schnell genug. Annajanes Herz schlug heftiger, ihr Hals schnürte sich zu. Ihr wurde schwindelig, sie griff nach Pokeys Arm.
    Er hatte sich verraten! Wie oft hatte sie dieses unfreiwillige Zeichen bei ihm gesehen? Quer durch den Raum bei einer langweiligen Dinnerparty, in einer kontroversen Besprechung mit seiner Mutter und seinem Bruder? Und ja, auch in den schlimmsten Momenten ihrer eigenen, dem Untergang geweihten Ehe. Wenn Mason meinte, in der Falle zu sitzen, und nur noch fliehen wollte, wippte er auf den Absätzen nach hinten, und sein Kiefermuskel zuckte wie die Ohren eines ängstlichen Kaninchens.
    Er will raus , dachte Annajane. Er will diese Frau nicht heiraten.
    Plötzlich fühlte sie die Vergangenheit mit solcher Macht zurückkommen, dass es sie fast umgerissen hätte. Ihr war klar, dass sie gerade nicht nur ein schlichtes Aufflackern erlebte, keinen erneuten Ausbruch von Frühlingsgefühlen. Nein. Was sie spürte, war echte Leidenschaft.
    Das kann nicht sein. Sie darf ihn nicht haben. Ich will ihn zurück.
    Ihre Finger umklammerten Pokeys Arm.
    »He«, flüsterte Pokey und warf Annajane einen besorgten Blick zu. »Was ist? Alles in Ordnung?«
    Sie brachte kein Wort heraus.
    Die Musik lief weiter. Celia schwebte in einer Parfümwolke an ihnen vorbei. Annajane machte einen halben Schritt nach links, so dass Pokey fast in den Gang fiel, doch Celia bekam es nicht mit.
    Haltet diese Frau auf! , hätte Annajane am liebsten gerufen. Aber die Worte wollten nicht aus ihr heraus. Und Celia hatte nun fast den Altar erreicht. Vater Jolly strahlte. Masons Kiefer zuckte so heftig, dass selbst Davis ihn fragend ansah.
    Nein, nein, nein! Annajane räusperte sich. Sie würde es jetzt tun. Sie konnte nicht anders.
    Da erhob sich über die Geigen und Flöten ein schrilles Geheul.
    Es war Sophie. Wenige Meter vor dem Altar sackte sie in einem rosa Tüllberg auf dem Teppich zusammen. Sie krümmte sich, hielt sich den Bauch und weinte. »Aua! Daddy, es tut so weh!«

5
    Im ersten Augenblick rührte sich niemand. Dann kniete sich Mason neben Sophie. Vorsichtig nahm er sie auf den Arm, aber sie wand sich wie ein wildes Tier. Sie wimmerte nur noch, was schlimmer war als das Schreien, auch wenn Annajane ihre Worte nicht verstand.
    Die Musik spielte weiter. Vater Jolly besprach sich im Flüsterton mit Pete und Davis, die ahnungslos die Köpfe schüttelten und nach irgendeinem Anhaltspunkt suchten. Celia erreichte den Altar, aber dort nahm sie niemand in Empfang, ihr Bräutigam stürzte bereits zum Seitenausgang. Sie stand da, vorübergehend ratlos, und umklammerte ihre riesengroße Calla.
    »Du meine Güte«, flüsterte Pokey. »Was ist denn jetzt los?« Die Gäste murmelten, drehten die Köpfe, doch die meisten blieben wie angewurzelt sitzen.
    Annajane wollte nicht mehr warten. Es gelang ihr, an Pokey vorbeizuschlüpfen, und sie lief nach vorn. Sie musste unbedingt zu Sophie.
    Als Annajane die Tür zum Ankleideraum erreichte, hörte sie

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