Sommerprickeln
beiden tut das, was ihr für richtig haltet. Aber in der Zwischenzeit halte ich es für besser, Mason, wenn du den Krankenwagen rufst.« Sie bemühte sich um eine ruhige Stimme. »Sag, wir hätten hier eine Fünfjährige mit Bauchschmerzen und hohem Fieber. Ihr Bauch ist hart und berührungsempfindlich. Und sie sollen sich bitte beeilen.«
»Wie bitte?«, sagte Celia. »Wann hast du bitte deinen Facharzt gemacht?«
»Meine Mutter war dreißig Jahre lang Krankenschwester, und ich hab während der Highschoolzeit freiwillig im Krankenhaus gearbeitet«, erklärte Annajane ruhig. »Das ist einfach eine Frage des gesunden Menschenverstands. Wenn du mir nicht glaubst, dann fühl doch ihren Bauch.«
Mason wählte die Nummer und griff nach Celias Hand. »Es tut mir leid«, sagte er flehentlich. »Aber du verstehst das doch, oder?«
Seine Braut brauchte nur kurz, um die Situation neu zu bewerten, ihre Taktik zu ändern und die richtige Antwort zu finden. »Natürlich«, rief sie. »Voll und ganz. Oder wäre es vielleicht besser, sie in mein Auto zu packen und selbst zum Krankenhaus rüberzufahren?«
»Warte kurz«, sagte Mason und sprach ins Telefon. »Ja. Mein Name ist Mason Bayless. Ich befinde mich in der Kirche Zum guten Hirten in Passcoe. Mit meiner kleinen Tochter stimmt etwas nicht. Was? Nein, ich weiß die Adresse nicht. Auf der Fairhaven Street, ungefähr einen Häuserblock vom Zentrum entfernt. Das ist die einzige episkopale Kirche im Ort, Herrgott nochmal. Haben Sie denn kein Internet?«
Ungeduldig hörte er zu. »Ja, genau. Gut. Sie ist fünf Jahre alt und gerade … ganz plötzlich zusammengebrochen. Sie hat starke Schmerzen. Im Bauch. Sie hat hohes Fieber und übergibt sich ständig … Nein, sie hat keine Allergien, nicht dass ich wüsste. Nein! Sie hat kein Gift zu sich genommen. Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie es zu tun haben?«
Annajane nahm ihm den Hörer ab. »Hören Sie, Sie müssen einen Krankenwagen schicken. Jetzt sofort. Ich bin keine Krankenschwester, aber ich glaube, es könnte der Blinddarm sein. Gut. Wir warten draußen vor der Kirche auf Sie.«
Die Tür zum Ankleidezimmer ging auf, und Pokey kam herein. »Was gibt’s Neues?«, fragte sie, dann rümpfte sie die Nase. »Ui. Magen-Darm-Grippe?«
»Annajane meint, es könnte der Blinddarm sein«, sagte Mason düster. »Wir haben einen Krankenwagen gerufen.«
»Was soll ich tun?«, erkundigte sich Pokey bei ihrem Bruder und ignorierte seine Verlobte, was Celia gar nicht gewöhnt war.
»Pokey, könntest du Vater Jolly bitte fragen, ob er verkünden kann, dass die Zeremonie verschoben wird?«, sagte Celia, um ihre Autorität wiederherzustellen. »Alle sollen schon mal rüber zum Country Club fahren, zum Empfang. Sag einfach, wir machen es heute andersrum. Erst der Empfang, dann die Trauung. Das ganze Essen und der Champagner warten schon, es wäre eine Schande, das verkommen zu lassen. Wir werden rüberkommen, sobald Sophie im Krankenhaus versorgt ist. Aber sie hat oberste Priorität.«
»Wir müssen dafür sorgen, dass die Gäste ihre Autos aus der Zufahrt wegfahren. Sonst kann der Krankenwagen nicht durch«, warf Pokey ein. »Und Mama wird auch ins Krankenhaus kommen wollen, das kann ich euch jetzt schon sagen.«
»Gut«, stimmte Celia ungeduldig zu. »Pete und du, ihr könnt sie mitnehmen, meinetwegen auch Davis oder sonst wer, aber könntet ihr euch bitte zuerst um die Autos kümmern?«
»Klar«, sagte Pokey kratzbürstig, weil sie herumkommandiert wurde. Sie wandte sich an Annajane, die in dem kleinen Raum auf und ab ging und der wimmernden Sophie leise ein Lied vorsummte. »Ich komme direkt nach der Durchsage zurück, dann holen wir dir saubere Sachen. So kannst du hier nicht weg.«
»Stört mich nicht«, sagte Annajane. »Tu, was du tun musst, Pokey. Ich fahre mit Sophie im Krankenwagen mit.« Sie warf Mason einen kurzen Blick zu. »Wenn das für dich in Ordnung ist.«
»Moment, warte mal kurz!«, fuhr Celia sie an. Sie würde nicht zulassen, dass Annajane ihre Autorität untergrub. »Mason und ich fahren im Krankenwagen mit. Er muss unterschreiben, dass sie überhaupt behandelt werden darf. Und ich bin ihre … ähm, ich bin seine Frau.«
Pokey wandte sich zum Gehen. »Noch nicht«, sagte sie leise, aber laut genug, dass Celia es hören konnte.
»Daddy«, weinte Sophie und streckte den Arm nach ihrem Vater aus.
»Ich bin hier, Süße«, sagte Mason, trat an Annajanes Seite und drückte der Kleinen die Hand. »Wir
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