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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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zerbeulter Pick-up stand im Schatten einer Hütte mit Blechdach, in der früher Traktoren untergebracht gewesen waren.
    »Wohnt hier jemand?«, fragte Annajane.
    »Kennst du noch Grady Witherspoon? Vielleicht nicht. Er ist ein bisschen älter als ich. Ging direkt nach der Highschool zur Navy und war damit in der ganzen Welt unterwegs. Letztes Jahr ist er mit seiner Frau hierher gezogen. Sie haben den Hof gemietet. Er hat eines der alten Maisfelder bepflanzt, will Biogemüse an die schicken Restaurants drüben in Pinehurst verkaufen. So ist zumindest der Plan.«
    Der Chevelle hoppelte über den Feldweg, der sich an einer alten Weide entlangzog. Hüfthohe Kiefersetzlinge standen längs des verrosteten Stacheldrahtzauns. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden. Mehr als einmal fiel das Fernlicht auf ein Reh, das grazil über den Weg sprang. Käfer und Motten schienen in der kalten Luft zu schweben. Schließlich hielt Mason vor einem verwitterten Nebengebäude an.
    »Was ist das?«, fragte Annajane und erhob sich leicht vom Sitz, um besser sehen zu können. Es war schon viele Jahre her, dass sie auf der Farm gewesen war.
    »Ein altes Maislager«, sagte Mason. »Es fällt bald in sich zusammen, so wie die übrigen Gebäude hier draußen. Davis und ich haben hier früher in Schlafsäcken übernachtet, als wir noch zusammen auf Rotwildjagd gingen. Wir haben uns für verwegene Trapper gehalten.«
    Mason stellte den Motor aus, und Stille legte sich über die beiden. Es war eine ländliche Stille, schwer und grün, in der die Zikaden zirpten und in der Nähe ein Käuzchen in einer Baumkrone schrie.
    »Gehst du nicht mehr mit Davis auf Jagd?«, fragte Annajane, der beim Ruf des Käuzchens ein Schauer über den Rücken lief.
    »Nein«, sagte Mason, und sie meinte, leichtes Bedauern in seiner Stimme zu erkennen. »Heute jagt er keine Rehe mehr, sondern nur noch Rehaugen. Eigentlich machen wir nicht mehr viel gemeinsam, höchstens uns zanken.«
    »Über die Firma?«
    »Das und anderes«, sagte er. »In letzter Zeit sehe ich ihn oft an und frage mich, wieso er so ganz anders ist, obwohl wir dieselben Eltern haben.«
    »Davis hat auf jeden Fall seinen eigenen Kopf«, meinte Annajane diplomatisch.
    »Das ist ein Teil des Problems«, erwiderte Mason düster. »Eigentlich sollen wir ein Familienunternehmen leiten. Ich muss ihn dauernd daran erinnern, aber es nützt nichts. Wenn es nach Davis ginge, würde Quixie von einem Chemieriesen übernommen, und er würde in einem Penthouse-Büro in Manhattan sitzen. Aber mein Großvater und mein Vater hatten andere Pläne für die Firma, und ich auch. Jax Snax – vergiss es.«
    » Jax Snax ?«, fragte Annajane, stellte sich dumm.
    »Du erzählst keinem was davon, okay?«
    »Natürlich nicht.«
    Mason räusperte sich. »Es ist die Rede davon, dass sie sich bei Quixie einkaufen wollen. Noch ist es nur ein Gerücht, nichts Handfestes. Aber es wurden Zahlen in die Welt gesetzt. Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, halten das Angebot für angemessen. Nicht spitzenmäßig, aber anständig in Anbetracht unserer jüngsten Verkaufseinbußen.«
    Annajane fragte sich, ob sie ihm von Celias Gespräch erzählen sollte, das sie in der Firma belauscht hatte. War Mason bekannt, dass seine Zukünftige mit seinem kleinen Bruder unter einer Decke steckte?
    »Würdest du denn verkaufen?«, fragte sie.
    »Das ist momentan eigentlich irrelevant«, sagte er. »Du weißt ja, dass die größte Angst meines Vaters war, die Firma könne nach seinem Tod auseinandergerissen oder verkauft werden. Das ist schon bei vielen Familienbetrieben so gewesen. Er hat gesehen, was für Streitigkeiten unter den Geschwistern entstanden, das wollte er bei Quixie auf jeden Fall verhindern. Und bei uns. Deshalb hat er festgelegt, dass in den ersten fünf Jahren nach seinem Tod kein Verkauf möglich ist.«
    Annajane hob eine Augenbraue. »Das wusste ich nicht.«
    »Das übrige Erbe wurde schon nach Dads Tod verteilt«, erklärte Mason. »Das war klar geregelt. Cherry Hill ging an Mama, Davis und Pokey und ich bekamen jeweils unseren Teil. Doch bis wir uns mit Norris Thomas trafen, Dads Anwalt, war keinem von uns klar, dass Dad Vorkehrungen getroffen hatte, die es unmöglich machten, Quixie zu verkaufen. Und nicht nur das, er hatte Norris auch verpflichtet, die genauen Bestimmungen erst nach fünf Jahren offenzulegen.«
    »Das ist aber jetzt doch schon über fünf Jahre her«, warf Annajane ein.
    »Die Uhr fing erst am 15. April an

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