Sommerprickeln
seine Schritte im Treppenhaus. Er klopfte. Annajane schloss auf und sah Mason in die Augen. »Du bist das Hinterletzte«, sagte sie ernst. »Und nur zu deiner Information: Nein, ich bin nicht schwanger. Arschloch.«
»Du hast recht, ich bin ein Arsch«, stimmte er ihr zu. »Ein Schwein.«
Er betrat ihre Wohnung und schaute sich um. »Wirklich hübsch hier«, sagte er, und es klang überrascht. »Ich bin noch nie in diesen Wohnungen gewesen.«
»Sieh dich um. Genieß die Aussicht. Ich bin ja bald weg«, sagte sie in der Absicht, möglichst locker zu klingen. Warum fiel es ihr so schwer, gemein zu Mason zu sein, obwohl er sich gerade wie der letzte Idiot benommen hatte?
»Du hast gesagt, du wärst mit dem Packen fertig«, sagte er spitz und wies auf die offensichtlich nicht verstauten Sachen.
»War gelogen«, sagte sie. »Und?«
»Kann ich mich setzen?«
»Von mir aus.«
»Hier?« Er wies auf das Sofa, auf dem sich alle möglichen Dinge stapelten.
Sie nahm einen Berg Bücher herunter und gab Mason Zeichen, sich zu setzen. Sie selbst blieb stehen, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt. Sie brauchte jetzt eine überlegene Position. »Was wolltest du sagen?«
»Ich muss dir dabei in die Augen sehen. Was ich zu dir gesagt habe, ist unverzeihlich.« Er klang elend, blieb aber stehen. »Es tut mir leid, Annajane. Ich weiß nicht, warum ich so ein Idiot bin, denn eigentlich will ich doch nur sagen, dass du mir fehlen wirst. Und zwar nicht nur, weil du eine tolle Mitarbeiterin bist und ich mir Sorgen darum mache, wie es ohne dich bei Quixie weitergeht. Sondern du wirst uns fehlen, Sophie und mir, Annajane.«
Er sah sie mit seinem traurigen Hundeblick an.
Sie suchte Zuflucht bei ihrer stählernen Entschlossenheit, um sich nicht von seinem Charme einwickeln zu lassen, der ihm irgendwie aus jeder Pore des Körpers sickerte, ohne dass er sich anstrengen musste.
»Danke«, sagte sie patzig. »Ich bin mir sicher, dass die Firma auch ohne mich überleben wird. Ich finde es furchtbar, nicht mehr in Sophies Nähe zu sein, aber Pokey hat versprochen, mir ganz viele Fotos zu schicken. Noch irgendwas?«
»Ähm, ich hätte eine Idee. Aber wahrscheinlich willst du nichts davon wissen. Weil ich so ein Riesenarsch bin und so weiter.«
Annjane wollte hart bleiben. »Ich höre.«
»Es ist so ein wunderschöner Abend«, sagte Mason. »Ich bin eigentlich hergekommen, um dich zu fragen, ob du Lust hast, mit mir eine Spritztour im Chevelle zu machen. Wäre das eine Idee? Den alten Zeiten zuliebe?«
Ihr Herz klopfte. Die Erinnerungen rollten über sie hinweg wie eine Flutwelle. Sie beide zusammen in seinem Cabrio, das Verdeck unten, unterwegs durch die Nacht, hinunter an den Strand oder nach Hause ins Cottage oder einfach nur zur Eisdiele. Egal wohin. Gegen ihren Willen musste sie lächeln.
»Annajane? Ist das ein Ja?«
Sie seufzte und zwang sich, die Realität zu sehen. Ihre goldenen Erinnerungen waren Vergangenheit. Trügerisch und irreführend. Sie sollte sie wie die ganzen Bücher und alten Kleider verstauen, die sie spenden wollte. Von jetzt an würde sie im Hier und Jetzt leben. Oder?
»Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
»Warum nicht?«
»Was würde Celia davon halten?« Absichtlich fragte Annajane sich nicht, was Shane dazu sagen würde.
Mason zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ist mir vielleicht egal.«
Annajane hob eine Augenbraue. »Wirklich?«
Er stand auf und ging zum Fenster, um auf die Straße zu gucken. Es dämmerte, die Straßenlaternen sprangen gerade an.
»Um was geht’s hier eigentlich genau?«, fragte sie und hatte Angst vor der Antwort.
»Muss es um irgendwas gehen? Es ist ein herrlicher Abend. Wir sind sehr alte Freunde. Kannst du nicht einfach mitkommen und eine kleine Spritztour mit mir machen? Nur so zum Spaß. Ich verspreche auch, dass ich lieb bin.«
Annajane merkte, dass sie einknickte. Was wäre schon dabei, wenn sie an einem schönen Frühlingsabend mit einem alten Freund im Auto herumfuhr? Mit einem alten Liebhaber. Alten Ehemann. Egal. Sie schaute an sich hinab. Annajane trug eine ausgewaschene Jeans mit zerrissenen Knien und ein altes übergroßes Trikot der Atlanta Braves , dazu rote Chucks. Ihr Haar hatte sie nach hinten gebunden. »Ich bin nicht richtig dafür angezogen.«
Mason lächelte sie an. »Du siehst gut aus. Super, wirklich. Kenne ich das Trikot nicht?«
Sie errötete. Warum bloß hatte sie dieses schäbige alte Shirt nicht weggeworfen? Es war
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