Sommerprickeln
zu ticken, am Tag der Testamentseröffnung. Bald ist es also soweit«, sagte Mason.
»Was heißt das für Quixie?«, wollte sie wissen.
»Kurzfristig heißt das: erst mal kein Verkauf«, erklärte er. »Was danach kommt, wissen wir nicht genau. Norris hat mir gesagt, dass Davis ihm jetzt schon seit mehreren Monaten wegen des Testaments in den Ohren liegt – wahrscheinlich seit die Leute von Jax Snax anfingen, über das Geschäft zu reden. Davis soll sogar versucht haben, die Bestimmungen früher offenlegen zu lassen, aber Norris ist ein sturer alter Bock. Er hält durch. Wir treffen uns alle nächste Woche, am 15., und keinen Tag früher. Dann wissen wir mehr über die Zukunft.«
»Warum diese Heimlichtuerei?«, fragte Annajane und suchte nach Hinweisen in Masons Gesicht. »Ich meine, dein Vater hat immer gesagt, er würde die Firma euch Kindern hinterlassen, oder? Deshalb verstehe ich nicht, warum er euch alle fünf Jahre warten lässt, bis ihr erfahrt, wie alles laufen soll.«
»Du hast Dad doch gekannt. Sein ganzes Leben lang hat er gepokert. Er ließ sich nur ungern in die Karten gucken. Und um ehrlich zu sein, glaube ich, dass er die Vorstellung klasse fand, uns noch aus dem Grab heraus zu kontrollieren.«
»Und deine Mutter weiß auch nicht, was in den Bestimmungen steht?«, wollte Annajane wissen.
»Nein. Sie schwört, dass sie kein Wort aus Norris herausbekommt. Und glaub mir, sie hat alles versucht, bis hin zu Erpressung und Morddrohungen.«
Sie grinste. »Wie findet Sallie das?«
»Sie ist schon seit fünf Jahren stinksauer«, gab Mason zu. »Aber keiner von uns kann irgendwas an der Sache ändern.«
»Ich schätze mal, wenn die Firma verkauft würde, gäbe es eine Menge Geld«, bemerkte Annajane.
»Deshalb ist Davis ja so heiß darauf. Ein Verkauf würde uns alle reich machen.«
Sie hustete höflich. »Entschuldige bitte den Hinweis, aber du bist bereits reich.«
»Relativ wohlhabend«, berichtigte Mason und lachte in sich hinein. »Zumindest auf dem Papier. Vergiss nicht, dass Dad große Schulden gemacht hat, als er das Land in Fayetteville kaufte. Mama würde es gerne ›wohlhabend‹ nennen. Aber Davis wäre auf jeden Fall lieber reich. Stinkreich.«
»Was sagt Sallie dazu?«, fragte Annajane.
»Sie macht auf cool. Behauptet, sie würde sich die Angebote vorlegen lassen. Aber sie wird sich ziemlich schnell entscheiden. Das Angebot von Jax klingt gut, und wenn unsere Kosten weiterhin so steigen und die Verkaufszahlen sinken wie in letzter Zeit, kürzt Jax sein Angebot vielleich noch oder lässt es ganz fallen.«
»Wäre das denn schlimm?«
»Wir können nicht so weitermachen wie bisher«, erklärte Mason. »Seit Dads Tod hängen wir in der Warteschleife. Vielleicht ist das meine Schuld. Ich muss zugeben, dass ich mich vor größeren Veränderungen gedrückt habe.«
Er senkte die Stimme. »Kurz vor seinem Tod engagierte Dad einen Lebensmittelchemiker, der neue Geschmacksrichtungen für Quixie erfinden sollte. Zum Ausbau der Marke. Er war für Limette und Granatapfel, Aprikose fand er furchtbar. Eigentlich hatte er sich so gut wie entschieden, jedes Jahr eine neue Geschmacksrichtung rauszubringen. Aber dann bekam er den Herzinfarkt und starb.«
»Und du hast die Pläne auf die lange Bank geschoben«, sagte Annajane. »Wahrscheinlich klug, wenn man sieht, wie die Wirtschaftslage ist.«
»Vielleicht«, sagte Mason, doch es klang zweifelnd. »Vielleicht bin ich auch ein Feigling. Ich denke die ganze Zeit: Was ist, wenn ich es verbockt habe? Und dann fange ich an, jede Entscheidung in Frage zu stellen. Aber so führt man keine Firma. Irgendwas muss passieren. Das zumindest ist mir klar.«
Er sah Annajane mit einem schiefen Lächeln an. »Aber das ist alles nicht dein Problem. Auf gewisse Weise beneide ich dich. Du kannst einfach gehen und noch mal von vorn beginnen. Zur Arbeit gehen, dein Gehalt kassieren, dich freitags verdrücken und bis Montag nicht mehr dran denken.«
»Theoretisch«, sagte Annajane.
»Ja«, gab er zu. »Du wirst wahrscheinlich nie so sein. Dafür ist dir das alles zu wichtig.«
»Viel zu wichtig.«
Mason gähnte, reckte sich und legte den Arm locker auf Annajanes Rückenlehne. »Sophie wird dich wirklich vermissen, wenn du wegziehst.«
Annajane spürte einen Stich. »Sie zurückzulassen, ist das Schwerste an diesem Umzug … Mein Gott, wird sie mir fehlen. Mehr als du dir vorstellen kannst. Meinst du, es ist für Celia in Ordnung, wenn Sophie mich in Atlanta
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