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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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ebenfalls einen großen Schluck. Anschließend wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Als Celia nach Passcoe kam, warst du zuerst ganz dicke mit ihr. Jetzt nicht mehr. Du magst sie einfach nicht mehr, oder?«
    Statt zu antworten, nahm Annajane ihm den Flachmann wieder ab und gönnte sich noch einen Schluck von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
    »Nicht besonders«, gab sie zu, dankbar für den Mut, den sie sich mit dem Whiskey angetrunken hatte. »Aber sei fair. Was hält sie denn wohl von mir?«
    Jetzt lag es an Mason, sich etwas Mut anzutrinken. »Sie findet es ziemlich komisch, dass du immer noch hier bist und für mich arbeitest, für Quixie, also, nach unserer Trennung.«
    Annajane lehnte den Kopf gegen das kühle Leder der Kopfstütze. »Ich schätze, da würden ihr viele zustimmen. Das hat auf jeden Fall für Gesprächsstoff in Passcoe gesorgt.«
    »Was soll’s?«, sagte er. »Warum kümmern sich die Leute nicht einfach um ihren eigenen Kram? Du bist hervorragend in deinem Job. Du bist ein großer Gewinn für die Firma. Ehrlich gesagt, verstehe ich immer noch nicht so richtig, warum du gehst. Also, abgesehen von der Sache mit Shane, meine ich.«
    Annajane nahm ihm den Flachmann wieder aus der Hand und leerte ihn in einem großen Zug. Dann legte sie die Flasche wieder ins Handschuhfach. Dabei fiel ihr eine Kassette entgegen. Sie versuchte mit zusammengekniffenen Augen, die Beschriftung zu lesen. Im Mondschein erkannte sie, dass die Schrift auf der weißen Plastikhülle ihre eigene war.
    Überrascht hielt sie Mason die Kassette unter die Nase. »Ist es das, wofür ich es halte?«
    »Was? Das ist doch nur ein altes Tape. Hab vergessen, dass es da lag.«
    Aber die Kassette liegt nicht bei den anderen. Du versteckst sie im Handschuhfach.
    Ohne etwas zu sagen, streckte Annajane die Hand aus und drehte den Schlüssel in der Zündung. Die Scheinwerfer gingen an, sie schob die Kassette ins Gerät. Mason stellte die Scheinwerfer wieder aus.
    Faithfully von Journey kam aus den Lautsprechern.
    Staunend sah sie ihn an. »Die Kassette hab ich dir vor zig Jahren aufgenommen.«
    Er tat es achselzuckend ab. »War ein guter Sampler.«
    Annajane lauschte dem Lied und spürte, wie der Whiskey ihren Magen wärmte. Sie empfand eine bittersüße Sehnsucht, an die sie sich nur noch schwach erinnerte, die aber gerade in ihrer Heftigkeit schmerzte.
    Annajane drehte die Lautstärke auf. Das Lied übertönte die Zikaden und den Chor der Frühlingspfeifer vom nahegelegenen Teich, man hörte nicht mal mehr den Ruf des unsichtbaren Käuzchens aus den Wipfeln.
    »Du kannst dir wirklich nicht erklären, warum ich gehe, Mason? Bist du so dumm?« Sie sah ihn an, versuchte herauszufinden, was er dachte.
    Er reagierte gereizt. »Gehst du wegen Celia? Hör zu, ich weiß, dass du mit einigen Entscheidungen von ihr unglücklich warst. Und vielleicht stimmt es auch, dass Davis nicht hätte zulassen dürfen, dass sie deine Stellung im Marketing untergräbt. Du kennst ja Davis. Manchmal benimmt er sich wie ein Bulldozer. Aber wenn du zu mir gekommen wärst und mir erzählt hättest, wie unglücklich du mit dem Lauf der Dinge bist …«
    Mason verstummte. Sein Arm rutschte herunter, seine Hand lag auf ihrer Schulter.
    Annajane hielt den Atem an. Nur der Hauch einer Berührung, und schon war ihr schwindelig.
    »Ich dachte, das würde nicht viel nützen«, sagte sie leise. »Ihr kamt euch ja gerade … näher.«
    »Ja?«
    »Wenn Sophie nur fünf Minuten später zusammengebrochen wäre, wärst du seit gestern mit ihr verheiratet«, sagte Annajane.
    »Ja.« Wieder verstummte Mason und schaute nach draußen in die Dunkelheit. »Ich weiß wirklich nicht, wie es so weit gekommen ist, um ehrlich zu sein.«
    »Willst du behaupten, dass die Hochzeit allein Celias Idee war?«
    »Nein«, gab er zu. »Das würde ich nicht so behaupten.«
    »Was denn dann? Jetzt mal genau. Komm, Mason. Sag mir, was hier los ist. Gib mir mal einen Tipp!«
    Seine Hand streifte ihre Wange. »Ich würde sagen, ich muss total bescheuert gewesen sein, es so weit kommen zu lassen. Gestern? Das erscheint mir jetzt so unwirklich. Ich stand da am Altar und sah, wie Sophie auf mich zukam, und es war, als wäre ich in einem Nebel gefangen. Dann fing die Orgel an zu spielen, und plötzlich tauchte Celia in dem verfluchten weißen Kleid auf. Ich weiß, ich hätte eigentlich denken müssen, wie toll sie aussieht und wie froh ich bin. Solche Sachen. Aber dann sah ich dich da in

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