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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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der Bank, direkt neben Pokey. In dem grünen Kleid. Und ich konnte nichts anderes mehr denken als: Wie ist Annajane in diese Bank gekommen? Warum geht sie nicht den Gang hoch auf mich zu? Was ist passiert? Was ist nur mit uns passiert?«
    Mason legte die Hand um ihr Kinn und streichelte ihr mit dem Daumen über die Wange.
    Annajane hörte kaum noch die leise Stimme in ihrem Kopf, dieses beständig blinkende rote Warnlicht. Hör auf! Hör auf!
    Doch selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte nicht mehr zurückgekonnt. Sie fühlte sich noch genauso zu Mason Bayless hingezogen wie damals als Jugendliche. Das rote Warnlicht verblasste im Dunkeln, und Annajane spürte nur noch seine Nähe und ihr Verlangen.
    »Mein Gott, Annajane«, flüsterte er. »Was ist das bloß? Warum kann ich dich nicht loslassen?«
    Er erwartete keine Antwort, und das war gut so, denn es gab keine. Mason beugte sich vor. Sein whiskeyschwangerer Atem kitzelte an ihrem Ohr. Seine Lippen streiften ihre Wange.
    Was mache ich hier? Es war ihr egal. Nicht nachdenken. Alles fühlte sich richtig an.
    Sie küssten sich, einfach so. Ganz zart, ganz langsam. Annajanes Körper hatte seinen nie vergessen. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, seine Finger fuhren wie selbstverständlich durch ihr Haar, es rauschte in ihren Ohren. Mason zog sie an sich, und sie ließ es sich gern gefallen.
    Seine Küsse waren heiß, drängend, unnachgiebig. Seine Hände fuhren an ihrem Rücken hinunter, huschten unter den Stoff des Baseballtrikots. Sein Glückstrikot. Mühelos schob er die Finger unter ihren BH, ertastete ihre Brüste, streichelte sie. Dann zog er Annajane das Oberteil über den Kopf.
    Die Nachtluft traf wie ein prickelnder Schock auf ihre nackte Haut. Mason zog Annajane auf seinen Schoß, und sie kicherte, als sich das Lenkrad in ihren Rücken drückte. Seine Lippen fanden ihre rechte Brust, sie hielt die Luft an.
    »Hey!«, rief eine Männerstimme, nur wenige Zentimeter entfernt. Dann schlug schweres Metall gegen die Fahrertür.
    Annajane fuhr zusammen. Ein greller Lichtstrahl blendete sie.
    »Was ist das denn?«
    Sie ließ sich von Masons Schoß auf den Beifahrersitz fallen, tastete verzweifelt nach ihrem Trikot, das vom Fußraum des Chevelle verschluckt worden zu sein schien. Das gleißende Licht war gnadenlos, unerbittlich. Annajane kniff die Augen zusammen.
    »Mason? Mason Bayless? Bist du das? Was ist denn mit dir los?«
    Die Musik brach abrupt ab. Die plötzliche Stille war betäubend.
    »Ich bin’s, Grady«, sagte Mason in breitem Dialekt. »Mach doch mal die Taschenlampe aus und gönn der Dame hier ein bisschen Privatsphäre, ja?«
    Annajane wagte nicht, den Kopf zu heben. Gnädigerweise wurde das Licht gelöscht, und irgendwie gelang es ihr, mit zitternden Händen das Oberteil anzuziehen.
    Aus dem imaginären roten Blinklicht waren meterhohe Neonbuchstaben geworden, die grell leuchteten: Scheiße, Scheiße, Scheiße. Und dann veränderten sie sich zu: Schlampe, Schlampe, Schlampe.
    »Könntest du das Gewehr vielleicht auch wegtun?«, fragte Mason.
    Gewehr? Bring mich doch besser einfach um, dachte Annajane. Erlöse mich aus meiner Not.
    Sie rückte so weit von Mason weg wie möglich und hielt das Gesicht von dem neugierigen Besucher abgewandt.
    »Tut mir leid, Mason«, sagte Grady Witherspoon mit einem Schmunzeln. »Gail hat Musik von hier unten gehört, deshalb bin ich nach draußen gegangen, um nachzugucken. Seit es wärmer ist, kommen öfter Jugendliche hier raus, die trinken, kiffen, Krach schlagen. Wär mir ja eigentlich egal, aber letzte Woche sind sie in meinem Frühlingsgemüse gewesen und haben alles kaputtgeschlagen. Möhren, Radicchio, Rucola. Totalschaden. Unglaublich, oder? Das Gewehr ist nicht mal geladen. Ich will die kleinen Scheißer nur abschrecken, bevor sie noch mehr Schaden anrichten.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Mason locker. »Ich entschuldige mich für die Störung. War mein Fehler. Wir sind gleich wieder weg.«
    Doch bevor er den Motor des Chevelles anlassen konnte, reckte Grady Witherspoon den Hals und ging ums Auto herum, bis er nur noch wenige Zentimeter von Annajane entfernt war.
    »Ich kenne dich doch, oder?«, fragte er und musterte voller Interesse ihr Gesicht. Dann schnippte er mit den Fingern. »Jetzt weiß ich’s! Annajane. Annajane Hudgens, nicht? Meine kleine Schwester hat immer auf dich aufgepasst, als du noch klein warst.«
    Annajane glaubte, ihr Kopf würde vor Scham explodieren.
    »Hallo«, sagte sie

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