Sommerprickeln
was für ein unmöglicher Ehemann ich bin. Die Ehe ist keine Einbahnstraße, weißt du. Du sprichst von Vertrauen, aber du hast mir nie vertraut.«
Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Fahrzeugs beleuchteten Masons Gesicht. Er hatte sein Kinn nach vorn gereckt, die Augen blickten starr. Annajane kannte diesen Blick, er erinnerte sie an jene Zeiten, als sich ihre Ehe langsam in Nichts auflöste. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, mit ihm zu fahren? Die Antwort war natürlich, dass sie getan hatte, wozu er sie gedrängt hatte – sie hatte gar nicht nachgedacht.
»Du hast recht«, sagte sie schließlich. »Es lag nicht nur an dir. Es gibt einen Grund, warum wir nicht mehr zusammen sind. Wir waren einfach zu unterschiedlich. Und jetzt ist es noch schlimmer. Es ist dumm zu glauben, es könnte wieder laufen zwischen uns. Es ist einfach zu spät. Es tut mir leid, Mason. Alles. Damals und heute.«
»Unglaublich«, murmelte er. »So viel Aufhebens um einen dämlichen Kuss.«
Die Stille war überwältigend. Er drückte auf die Taste des Tapedecks, aber hatte vergessen, was sie sich vorher angehört hatten. Als ihr Lied einsetzte, fluchte er lautlos und drückte auf Stop .
Die Fahrt zurück in die Stadt zog sich ewig hin.
Schließlich hielt Mason vor Annajanes Wohnung. Er ließ den Motor laufen und machte sich nicht die Mühe, ihr die Tür zu öffnen. Kaum hatte sie sie zugeschlagen, stieg er aufs Gas und fuhr mit quietschenden Reifen über die dunkle Straße davon.
20
Am Montagmorgen stellte Celia ihre Tasche und eine Wasserflasche auf die Bank am Rande des Tennisplatzes. Sie setzte sich und blinzelte in den Himmel. Bauschige weiße Wolken zogen über sie hinweg, es wurde bereits wärmer. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer pinkfarbenen Jacke und beugte sich vor, um ihre Schuhe neu zu schnüren. Bei der ganzen Hochzeitsplanung und dem Durcheinander hatte sie seit Wochen kein Tennis mehr gespielt. Es würde bestimmt Spaß machen, raus auf den Platz zu gehen und ordentlich ins Schwitzen zu kommen.
»Hey, Celia!« Bonnie Kelsey ließ sich neben sie auf die Bank sinken. Sie legte den Kopf schräg und musterte Celia sonderbar. Dann drehte sie die Beine so, dass ihr Knie Celias berührte, nahm deren Hand in ihre und drückte sie.
»Ist alles in Ordnung?«, flüsterte Bonnie und sah sich um, als wolle sie sichergehen, nicht belauscht zu werden. Sie waren jedoch früh dran; DeeDee und Jenn, ihre Gegnerinnen, waren noch nicht aufgetaucht.
»Mir geht’s gut«, sagte Celia. »Sophie auch. Vielleicht darf sie sogar heute schon nach Hause.«
»Oh, das ist ja wirklich ein Segen … Aber, ähm, ich meinte, wie geht es dir? Ich wundere mich eigentlich, dass du überhaupt gekommen bist. Du kannst gerne mit mir sprechen. Ich erzähle nichts weiter.«
»Warum sollte ich denn unser Doppel absagen?« Celia war verwirrt.
»Ach, eigentlich hast du recht.« Bonnie tätschelte Celias Knie. »Du bist so tapfer. Das finde ich wirklich toll an dir, Celia. Deine positive Lebenseinstellung.«
»Bonnie.« Ein warnender Ton schlich sich in Celias Stimme. »Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst. Würdest du mir bitte erklären, was los ist?«
Ihre Tennispartnerin besaß den Anstand, zu erröten und den Blick abzuwenden. »Ich bin keine Tratschtante«, sagte sie und nestelte am Verschluss ihres Armbands herum.
Von wegen , dachte Celia. Sie hatte Bonnie Kelsey und deren verrückten Mann Matthew eine Woche nach ihrer Ankunft in Passcoe bei einer Cocktailparty im Country Club kennengelernt und war innerhalb von drei Stunden, drei Margaritas und zwei Besuchen auf dem Damenklo über die gesellschaftliche und sexuelle Vergangenheit jeder einzelnen Person im Raum unterrichtet gewesen. Sex, Lügen und Anspielungen waren die Währung in der kleinen Welt der Bonnie Kelsey.
»Das weiß ich doch.« Celia versuchte, beruhigend zu klingen. »Aber wenn es etwas ist, das mich betrifft, sollte ich dann nicht wenigstens Bescheid wissen?«
Bonnie biss sich auf die Lippe, als würde sie es sich überlegen.
Spuck’s aus, Alte , dachte Celia. Bevor ich dich erwürge.
»Es gibt bestimmt eine einleuchtende Erklärung für alles«, begann Bonnie. »Vielleicht hat derjenige, der es mir erzählt hat, auch die Namen verwechselt. Obwohl diese Person normalerweise sehr zuverlässig ist. Und die Beteiligten haben immerhin eine gemeinsame Vergangenheit …«
»Sag es mir bitte einfach, Herrgott nochmal«, stieß Celia durch zusammengebissene Zähne
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