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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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schwach und wünschte sich, die Erde würde sich auftun und sie verschlucken.
    Schließlich ließ Mason den Wagen an. Grady Witherspoon winkte ihnen freundlich nach. »Tschüss! Grüß deine Mutter von mir, Mason, ja?«
    Mason legte den Rückwärtsgang ein. »Klar, mach ich.«

19
    Als sie schließlich wieder auf der befestigten Straße waren, schielte Mason zu ihr hinüber. »Alles klar?«
    Annajane schlug die Hände vors Gesicht. »Nein.«
    »He«, sagte er leise und griff nach ihrer Hand. »Das war doch nur ein Kuss. Bisschen peinlich, dass Grady kam und uns dabei erwischt hat. Aber irgendwann musste das passsieren. Mir tut es jedenfalls nicht leid. Mir tut nur leid, dass wir gestört worden sind.«
    Annajane entriss ihm ihre Hand. »Das war ein großer Fehler! Was wir gerade getan haben, war nicht in Ordnung. Das nennt man Fremdgehen. Und das tue ich nicht. Kann ich nicht. Du bist mit einer anderen Frau verlobt. Ich bin mit Shane verlobt.«
    »Schon gut«, sagte Mason langsam. »Bleib locker. Reg dich nicht so auf. Du hängst das alles viel zu hoch. Hör zu, Annajane, vielleicht war das, was da eben passiert ist, einfach nicht zu vermeiden. Vielleicht wird es Zeit, dass wir uns nicht mehr aus dem Weg gehen, sondern anfangen, über uns nachzudenken. Darüber, was passiert ist.«
    Annajanes Handy vibrierte in ihrer Tasche. Sie holte es heraus und warf einen kurzen Blick auf das Display. Es war Shane. So was nannte man Timing. Sie ließ den Anruf auf die Mailbox gehen und versuchte, vernünftig über ihre Situation nachzudenken.
    Sie war erfüllt von Scham und Schuldgefühlen, aber auch von verzweifeltem Glück. Vor zehn Minuten war sie schwach und willig gewesen. Wenn Grady Witherspoon nicht aufgetaucht wäre, wäre sie bereitwillig mit Mason auf die Rückbank gewechselt. Ihre Hormone hatten sie hintergangen, und sie hatte Shane hintergangen. Wie konnte sie Shane so verletzen, wie Mason ihr vor vielen Jahren wehgetan hatte?
    »Es gibt kein ›uns‹«, sagte sie.
    Mason sah sie ungläubig an. »Willst du mir sagen, dass es dir nicht gefallen hat, was da eben passiert ist? Dass es dir nichts bedeutet?«
    »Genau«, entgegnete Annajane. »Das will ich damit sagen.«
    »Komische Art, das zu zeigen«, murmelte Mason.
    »Darum geht es nicht«, sagte Annajane kläglich. »Was wir gerade getan haben … das war schlecht … das war nicht richtig. Du warst sauer auf Celia, und ich war, keine Ahnung, wahrscheinlich einfach nur ein bisschen verletzlich und sentimental. Habe mich an früher erinnert. Was eben passiert ist, das war nur … Rache. Und Lust.«
    »Was?«, rief Mason aus und fuhr beinahe in den Graben.
    »Wir haben kein Recht, so was zu tun«, fuhr sie fort. »Ich gebe zu, dass ich immer noch etwas … für dich empfinde. Das wird wohl immer so bleiben. Aber wir haben uns nicht ohne Grund getrennt. Es war eine hässliche, schlimme Sache. Wir haben uns zusammengerissen, ja, und einen Weg gefunden, nebeneinander her zu leben, aber ich will dir nichts vormachen, Mason. Unsere Scheidung hat mich fast um den Verstand gebracht.«
    Masons Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. »Falls du dich erinnerst: Ich habe die Scheidung nicht gewollt. Das war deine Idee. Ich habe nur getan, was du verlangt hast.«
    Annajane merkte, wie die Galle in ihr hochstieg, die alten Schmerzen wieder aufgewühlt wurden. »Ich wollte eine Ehe auf einer ehrlichen Grundlage, aber darum geht es jetzt nicht. Es ist so unheimlich schwer gewesen, das alles hinter mir zu lassen und nach vorn zu blicken. Aber was unserer Ehe ein Ende gemacht hat, waren reale Probleme. Und so gerne ich dich auch habe, das alles ertrage ich kein zweites Mal. Es gibt kein Zurück.«
    »Annajane«, begann er und hielt dann kopfschüttelnd inne. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht hat sich doch nichts geändert. Du hast mir damals nicht vertraut, und du vertraust mir heute nicht.«
    »Du hast mich betrogen!«, rief sie. »Darüber wäre ich vielleicht noch hinweggekommen, wenn du mir wenigstens die Wahrheit gesagt hättest.«
    »Ich habe die Wahrheit gesagt«, presste Mason durch zusammengebissene Zähne hervor. »Ich habe dich niemals betrogen. Du sprichst von Ehrlichkeit, doch wenn du ehrlich mit dir selbst wärst, müsstest du zugeben, dass auch du einen gewissen Anteil an der Trennung hattest. Sobald es nicht nach deiner Nase lief, bist du einfach abgehauen nach Hause zu deiner Mutter. Die dir mit Sicherheit gerne bestätigt hat,

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