Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
und strich ihm dabei durchs Haar. „Mir war jedoch nicht bewusst, dass ich dabei von jemandem gesehen werden kann.“
„Warum? Weil die Grüne Lady unbemerkt blieb, sobald sie in ihrem Schlaf über das Land zog? Auf andere Personen an anderen Orten mag das nun auch für dich zutreffen, doch du bist in diesem Sumpf geboren worden. Du bist ein Teil von ihm und gleichzeitig bist du auch ein Teil von mir. Deine Gegenwart hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt. Seitdem nährst du mich und erhältst mich auf diese Weise am Leben.“
„Erzähl mir, was hier vorgefallen ist.“
Keylam rang nach Atem. Eine Sekunde lang hatte es den Anschein, als würde er seinen Qualen erliegen und Arrow fühlte, wie die Panik über diese Erkenntnis von ihr Besitz ergriff. Dann fing er sich jedoch wieder und blickte zum Wasser.
„Ein Mann war hier, ein Elf“, sagte er. „Er hatte ein eiskaltes Wesen und strahlte etwas aus, das in diesem Ausmaß nicht von dieser Welt stammen kann. Es war eine Mischung aus Habgier, Neid und Hochmut. Jedoch scheint er nicht unverwundbar zu sein, denn ein gewisses Maß an Feigheit spiegelte sich ebenfalls in seinen Emotionen wider. Es war nicht viel und um ein Haar hätte ich es kaum bemerkt. Aber hinter all diesen Dingen verbarg sich auch noch etwas anderes. Es fühlte sich vollkommen gegensätzlich zu all den anderen Eigenschaften an und besaß eine Macht, wie ich sie nie zuvor für möglich gehalten hätte. Allerdings schwindet sie in einem rasanten Tempo. Ich weiß nicht, woher er sie bezieht, doch eines steht fest – sie ist ihm nicht angeboren und wohnt ihm auch nicht inne, und obzwar seine Reserven binnen kürzester Zeit aufgebraucht sind, geht er damit um, als stünde ihm irgendwo eine unendliche Quelle zur Verfügung.“
„Und kannst du beschreiben, wie es sich angefühlt hat?“
Keylam schüttelte den Kopf. „Es war mir so fremd wie nichts zuvor. Jedoch kann es nichts Unheilvolles gewesen sein. Die Dinge, die dieser Elf erschafft und das Übel, das er dadurch anrichtet, können unmöglich mit bösen Kräften in Verbindung stehen. Denn Liebe ist immer stärker als Hass und nur das Gute besitzt so viel Macht wie jene, die der Elf gebraucht.“
Arrow sackte in sich zusammen. Was Keylam da sagte, mochte einen Sinn ergeben, jedoch waren all diese Informationen so schwierig zusammenzufügen, dass die Lösung jedes Mal, wenn sie zum Greifen nah schien, in unendliche Ferne rückte.
„Der Elf?“, fragte Arrow nachdenklich, „Waren noch andere bei ihm?“
„Du meinst jene, die einst den Thron mit ihm geteilt haben?“
Arrow nickte.
„Sie sind nicht die Gefahr, um die du dich sorgen musst. Seinerzeit waren sie mächtig und ihm gleichgestellt, jedoch hat er etwas mit ihnen gemacht, das sie zu willenlosen Marionetten hat werden lassen. Jetzt sind sie nur noch seine Handlanger, Puppen, die alles tun, was er ihnen befielt, und nur noch an seiner Seite ausharren, um den Schein zu wahren.“
„Und der Sumpf? Was hat er darin gesucht?“
„Alles und nichts. Er hat seine Magie angewandt, um die Erinnerungen darin zu zerstören. Etwas muss jedoch dabei schief gelaufen sein, denn es gab viele Begebenheiten, die zu ihren Besitzern zurückgekehrt sind, unter anderem auch welche, die durch einen kraftvollen Zauber für alle Ewigkeit an diesen Ort gebannt wurden.“
„Deshalb konnte Adam sich plötzlich wieder an unsere gemeinsame Kindheit erinnern“, stammelte sie erschrocken. „Aber der Zauber, der diese Erinnerungen gebunden hat, ist einst von Anne ausgesprochen worden. Niemand vermag es, ihre Magie aufzuheben.“
„So war es einmal. Mit der Rückkehr dieses Elfen heben sich allerdings die jahrtausendealten Gesetze auf. Er stellt unsere Welt auf den Kopf. Vieles, was er tut, wird nicht wieder gut zu machende Schäden anrichten. Doch er hat nicht immer die Kontrolle über seine Taten, und als er das erkannt hat, hat er seine Handlanger ausgesandt, all jene zu töten, zu denen die Erinnerungen zurückgekehrt sind. Inzwischen bin ich alles, was noch vom Sumpf der Erinnerungen übrig geblieben ist.“
Arrow beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Und ich bin glücklich, dass es so gekommen ist. Es grenzt an ein Wunder, dass du ihm entkommen konntest.“
„Ein Wunder ist es durchaus, jedoch bin ich ihm nicht entkommen, denn es war ihm nicht möglich, mich zu zerstören. Eine uralte Macht bindet mich an diesen Ort und ich werde keinen Frieden finden, solange sie mich
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