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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Whisper und in jenem Moment erkannte Arrow ein Feuer in den Augen des Rappen, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
    „Zusammen werdet ihr, die Blaue Lady und ihr Wächter, diese Welt in ein neues Zeitalter führen“, sagte der Hirsch. „Und in welche Richtung es sich entwickelt, bestimmt ihr von jetzt an selbst.“
    Dann verschwand der Wald und alles, was sich dahinter verbarg, in gleißend hellem Licht. Als die Umrisse schließlich wieder deutlicher wurden, fand Arrow sich in einem Meer aus blauem Efeu wieder. Mit zitternden Händen legte sie ihre Kleider ab und ging mit Whisper zum Ursprung des Gewächses. Dort umschlang es ihre Körper und sie legten sich nieder, um in einen tiefen Schlaf zu fallen. Und all jene, die sich zu diesem Zeitpunkt in Nebulae Hall befanden, hielten inne, als sie der Frau, auf der ihrer aller Hoffnung lastete, dabei zusahen, wie sie sich selbst aufgab und ihre eigenen Bedürfnisse hinter denen aller anderer zurückstellte. Seit Elaine einst diesen Platz eingenommen hatte, hatte diese Welt keinen solch bewegenden Moment mehr erlebt, der so manch einen sogar zu Tränen rührte.
    „Wo können wir dich finden, wenn wir dich brauchen?“, fragte Neve ergriffen.
    „Ich werde mich nicht verstecken und auch nicht davonlaufen, sondern immer hier sein“, erwiderte Arrow müde. Dann schloss sie ihre Augen und verschmolz mit dem Universum. Und obgleich sie in diesem Moment die Anwesenheit von Elaines Mörder spürte, fürchtete sie sich nicht. Sie vertraute darauf, dass jene, die ihr lieb und teuer waren, sie nicht im Stich lassen und beschützen würden. Auf diese Weise sank sie in den erholsamsten Schlaf, den sie jemals hatte.

    Als Arrow ihre Augen öffnete, fand sie sich an einem wundersamen Ort wieder. Es sah aus, als schwebte sie inmitten des nächtlichen Sternenhimmels, denn um sie herum leuchteten unzählige Lichter in vollkommener Schwärze. Ihr Puls schlug, als wäre er an den Sand der Zeit angeschlossen und die Narben an ihrem Körper verschwanden unter ihrer reinen, weißen Haut, die mit feinstem Morgentau überzogen war. Um sich herum spürte sie die zarten Fesseln der Efeuranke. Sie war der Preis für alles, was sie von jetzt an erfahren durfte. Neben ihr tauchte Whisper auf, doch er war irgendwie verändert. Er hatte noch immer die Gestalt eines Pferdes, allerdings legte sich ein zarter Schimmer über seine Umrisse und durch seinen Körper, der nun gläsern wirkte, konnte Arrow die Geburt einer neuen Sonne bestaunen.
    Verblüfft über die vielen Wunder, die sie umgaben, begannen ihre Augen zu leuchten. Sie stieg auf den Rücken des Rappen und flüsterte mit sanfter Stimme: „Lauf.“ Schnell wie der Wind galoppierte er los und brachte sie an jenen Ort zurück, an dem sie geboren wurde.

Sterben und Leben

    Der Sumpf der Erinnerungen sah verändert aus. Er wirkte nicht länger geheimnisvoll, sondern finster und furchterregend. Im Schlamm des Ufers entdeckte Arrow verendete Irrgräser. Und die vormals leuchtenden Irrlichter loderten nun wie schwarze Flammen über dem Wasser. Was hier wohl geschehen war?
    „Ich hatte schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dich in diesem Leben noch einmal wiedersehen zu dürfen“, sagte eine vertraute Stimme, die ihr Herz höher schlagen ließ.
    Voller Euphorie wandte sie sich um, doch bereits im nächsten Moment wünschte sie sich, niemals zurückgekehrt zu sein.
    Mit Schlamm bedeckt lag der andere Keylam vor ihr auf den Boden. Sein Körper war entstellt, seine Lippen blau und das Gesicht angeschwollen von den vielen Wunden, die ihm zugefügt worden waren. Hätte sie ihn in dieser Situation zum ersten Mal erblickt, hätte sie ihn weder erkannt noch jemals glauben können, dass es sich tatsächlich um ihn handelte. Sein Anblick verursachte in ihr eine Mischung aus Gefühlen, die sie innerlich beinahe zerrissen. Doch sie zwang sich, die Fassung zu bewahren, denn ihr Verstand sagte ihr wiederholt, dass dies nicht wirklich der Mann war, dem sie einst ihr Herz geschenkt hatte und das genau in jenem Augenblick aufhören würde zu schlagen, wenn es das seine tun würde.
    Bestürzt kniete sie sich zu ihm auf den Boden und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. So viele Fragen schwirrten in diesem Moment durch ihre Gedanken, doch sie war zu ergriffen um zu reden.
    „Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, wohl aber ist mir bewusst, dass du hier bist, weil du nach Antworten suchst“, sagte er gequält.
    „So ist es“, entgegnete sie schließlich

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