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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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nicht frei gibt. Und so sehr ich mich auch in all den Jahren der Einsamkeit danach gesehnt habe, bitte ich sie nun aus tiefstem Herzen, mich gehen zu lassen.“
    Arrow zuckte zusammen. Sie schloss ihre Augen und schlang ihre Arme um Keylams verstümmelten Körper, denn sie wusste, was er ihr damit sagen wollte, jedoch fühlte sie sich außerstande, seinem Wunsch nachzugeben.
    „Du weißt, dass eine Lady nicht weinen sollte“, sagte Keylam liebevoll.
    „Ich lasse mir meine Tränen nicht verbieten, vor allem dann nicht, wenn sie jenen gelten, die ich liebe.“
    „Aber ich bin nicht der, den du beweinst.“
    „Doch, das bist du. Denn warst du es nicht, der mir einst sagte, er würde mich nicht nur in dieser Welt lieben?“
    „So war es und so wird es immer sein, in dieser, jener und in allen Welten, die hiernach folgen.“
    „Und mit diesen Tränen, die ich dir nun schenke, will ich dir versichern, dass es mir ebenso ergeht. Ich habe nie aufgehört, an dich zu denken. Du warst vom ersten Augenblick an in meinem Herzen.“
    „Ich weiß. Ich habe es gespürt.“
    „Dann bewahre dir dieses Gefühl und nimm es mit, wohin auch immer dein Weg dich führen wird.“
    „Doch ich werde keinen Frieden finden, solange du dich weiterhin an mich klammerst. Und allein der Himmel weiß, wie viel mir das bedeutet.“
    „Dennoch muss ich dich freigeben“, sagte sie, während unter ihren Tränen seine Umrisse verschwammen. „Denn nichts liegt mir ferner, als dich leiden zu lassen.“
    „Diese Liebe zu erfahren, deine Liebe, war es mir den Schmerz wert. Und ich hätte noch unendlich viel mehr davon ertragen, wenn der Preis dafür gewesen wäre, in deinen Armen sterben zu dürfen.“
    „Aber wie werde ich damit weiterleben können? Zu wissen, dass es dich nicht mehr gibt, raubt mir die Kraft zum Atmen.“
    „Alles, was du zu vermissen glaubst, wirst du in ihm wiederfinden. Er wird dir die gleiche Liebe geben, die er dir immer zukommen lassen hat, und dich in himmlische Höhen erheben. Und es wird eine Erlösung für mich sein, denn zu wissen, dass er dir immer näher sein wird, als ich es je sein könnte, dass er dich spüren und deinen Duft einatmen darf, während ich nur davon träume, quält mich weit mehr, als diese Wunden es je könnten. Und wenn der Kampf gegen die Túatha Dé Danann vorüber ist, wird alles, was sie zerstört haben, neu erschaffen, und mit deinen Erinnerungen an mich und deiner Liebe zu mir werde auch ich wiederauferstehen.“
    „Und was ist, wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich sie nicht besiegen kann?“
    „Dann sehen wir uns vielleicht an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit wieder. Was immer geschehen wird, sie können uns nicht zerstören. Eines Tages werden wir wieder aufeinander treffen und allein diese Tatsache hat sie diesen Kampf bereits verlieren lassen. Gib mich frei.“
    Sie schluchzte unter Tränen, denn sie wusste, dass es das Beste für ihn war. So oft hatte sie an ihn denken müssen und die Gewissheit, dass er stets dort draußen gewesen war und sein Herz immer nur ihr gehörte, hatte sie getröstet. Dabei war es doch vollkommen unnütz, eine Vorstellung von dem zu lieben, der ihr in Wirklichkeit längst gehörte. Denn dieser Keylam und der, dem sie einst ihr Eheversprechen gegeben hatte, waren eins und doch verschieden. Dennoch konnte sie nicht anders, denn es war, wie er es einst vor langer Zeit gesagt hatte – er liebte sie nicht nur in dieser Welt, und ebenso empfand sie für ihn. Mit dem Wissen, dass sie in ihm ihren Seelenverwandten gefunden hatte, gab sie ihm einen Kuss auf den Mund und ließ ihn im nächsten Moment sterben. Und obwohl es ihr in einer Sekunde beinahe das Herz zerriss, empfand sie bereits in der nächsten eine tröstende Vertrautheit. Sie wusste nicht, woher sie kam, wohl aber, dass es ihr genau die Form von Geborgenheit vermittelte, die sie so lange schon vermisst hatte. Es fühlte sich an, als würde der, den sie liebte, seine Arme um sie schlingen und sie ganz fest an sich drücken. Und tatsächlich war es auch so, denn in Nebulae Hall war der echte Keylam in diesem Augenblick heimgekehrt und hatte sich an die Seite ihres schlafenden Körpers gelegt, während sich ihr Geist mit Whisper zusammen aufmachte, um in der Welt nach Antworten zu suchen.

Jemand anderes

    Als Arrow in den Trümmern ihres einstigen Zuhauses stand, schaute sie sich traurig um. Der Frühling hatte bereits Einzug gehalten, und dennoch vermochten die zarten Sonnenstrahlen sie nicht zu

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