Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
aber jemand musste auf Juna aufpassen und, vor allem, in Zeiten wie diesen traute sie niemandem. Ganz besonders dann nicht, wenn die Túatha Dé Danann noch immer Jagd auf Kinder machten.
Adam und die Menschen aus der Kolonie waren zwischenzeitlich ebenfalls in Abaläss eingezogen. Mit dem Eisen, das sie in dem Gewölbe unterhalb Nebulae Halls deponiert hatten, fühlten sie sich zwar relativ sicher, gleichzeitig schnitt es sie aber auch von der Außenwelt ab. Es ließ ihnen lediglich einen gewissen Radius, in dem sie sich frei bewegen konnten. Abseits dieser Gänge war es nach wie vor gefährlich. Ganz besonders, nachdem Rows Verrat ans Licht gekommen war, mehrten sich die Gerüchte um weitere Anhänger der Túatha Dé Danann, die überall ihr Unwesen trieben. Die Zauberformeln für die Zugänge zum Zwergenreich galten zwar noch immer als vertraulich, doch wirklich verlassen wollte sich niemand mehr darauf.
Arrow blieb ebenfalls die meiste Zeit in Abaläss. Gemeinsam mit Keylam und einigen Nyriden rückte sie während der Tageszeiten aus, um die Tunnel, die das Eislabyrinth umgaben, zu erkunden. Im Untergrund war es ungewöhnlich still geworden, zu still für ihren Geschmack. Das konnte entweder bedeuten, dass Laris sich zurückgezogen hatte, oder unglaublich viel Geduld besaß und wieder einmal in einem Versteck auf sie lauerte. So oder so sah alles danach aus, als würde noch mehr dahinter stecken. Zunehmend überkam sie das Gefühl, dass er ihr oft einen Schritt voraus war und sie gezielt auf etwas ganz Bestimmtes zusteuern ließ. Oft hatte sie den Eindruck, als sollte sie noch diverse Dinge für ihn erledigen bis es tatsächlich zum entscheidenden Kampf kommen würde. Inzwischen fühlte sie sich wie eine von Laris‘ Marionetten, die im Gegensatz zu allen anderen nur glaubte, noch einen eigenen Willen zu besitzen.
Während sich die anderen am Nachmittag wieder nach Abaläss aufmachten, ging Arrow noch einmal die Wege ab, die sie am heutigen Tage ausgekundschaftet hatten. Sie war nicht mehr sicher, ob sie ihr Messer in der Hektik des Aufbruchs im Eisschloss zurückgelassen oder es womöglich unterwegs verloren hatte. Für sie war es gleich einem Talisman und sie fühlte sich nackt, wenn sie es nicht bei sich hatte. Keylam ließ sie nur ungern allein im Zwergenreich zurück, doch es hieß, dass Dewayne mit Neuigkeiten zurückgekehrt war und eine Versammlung einberufen hatte. Arrow versicherte ihrem Mann, dass sie bald nachkommen würde und er sich keine Sorgen machen müsse. Doch während sie so ganz allein die Tunnel abging und bei einem Griff an ihrem Gürtel zu ihrer Überraschung feststellte, dass sich ihr Messer an seinem Platz befand, wurde sie stutzig. Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.
„Du bist entweder ziemlich mutig oder aber einfach nur viel dümmer, als ich es dir zugetraut habe“, ertönte hinter einer Abzweigung die Stimme des Pukas.
„Du schon wieder“, entgegnete sie augenrollend. „Am besten, wir kommen gleich zu dem Rätsel, das du mir aufgeben willst.“
„Oh, so sehr hast du dich nun schon an mich gewöhnt, dass du derart unbeeindruckt reagierst? Das enttäuscht mich zutiefst.“
„Nein“, erwiderte sie genervt. „Deinem Grinsen ist sehr gut zu entnehmen, dass dich gar nichts mehr aus der Fassung bringen kann. Und bei all den Fragen, die dein ständiges Auftauchen wieder und wieder aufwirft, beschäftigt mich eine ganz besonders.“
„Und die wäre?“, fragte er, während er sich wie eine Katze an ihr Bein schmiegte.
„Warum kannst du nicht einfach mal gerade heraus reden, anstatt ständig darauf zu warten, dass ich die Antworten selbst finde?“
„Weil ich ein Puka bin“, sagte er lachend. „Und an dem Tag, an dem ich nur noch die Wahrheit sage und aufhöre, anderen Rätsel aufzugeben, höre ich auch auf, ein Puka zu sein. Aber wenn ich nicht länger ein Puka bin, was bin ich dann?“
„Eine sprechende Ziege, die ihre Zeit sinnvoll nutzt?“, entgegnete sie scherzend.
„Ich nutze meine Zeit sinnvoll, vielleicht sogar noch mehr als jedes andere Geschöpf, das auf dieser Erde wandelt.“
„Dann schlage ich vor, dass du mir dein Anliegen schnell mitteilst, damit ich die meine hier nicht weiter mit diesem unnützen Gespräch vergeuden muss.“
Der Puka grinste unverschämt, er scheuerte seine Hinterhufe an der Wand und sagte: „Vertrauen sollte an erster Stelle seinen Ursprung immer im Herzen haben und erst an zweiter auf Erfahrung beruhen.“
Dann
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