Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
haben“, warf Keylam ein. „Sie wollten nur unter sich sein, wurden immer verschlossener und wirkten beinahe aufbrausend, wenn man sie angesprochen hat.“
„Aber über wen sprechen wir hier?“, entgegnete sie abermals mit Nachdruck.
„Torras Brüder und noch ein paar andere. Wobei letztere eher den Eindruck erweckt haben, als würden sie sich nur an sie ranhängen.“
„Als besäßen sie keinen eigenen Willen mehr“, erwiderte Neve.
„Torras Brüder?“, fragte Arrow hellhörig. „Und sie selbst?“
„Torra“, begann Keylam zögerlich, „hat es nicht geschafft. Nach ihrer Vereinigung ist ihr Perseide auf sie losgegangen. Wir konnten nichts mehr für sie tun.“
„Das wundert mich gar nicht“, sagte Smitt abschätzig. „Dieses Weib ist mir von Anfang an nicht geheuer gewesen.“
„Man denke nur einmal daran, wie sie mit Arrow nach Elaines Tod umgesprungen ist“, erwiderte Neve. „Allein dabei hat sie sich überaus auffällig verhalten. Vermutlich wird ihr genau das zum Verhängnis geworden sein.“
„Es hätte aber ebenso gut möglich sein können, dass sie einfach nur Angst vor Perchtas Reaktion hatte“, sagte Arrow. „Aber ganz gleich, ob sie nun ein Verräter war oder nicht, jeder Verlust, den wir in diesem Kampf erleiden, ist schmerzhaft.“
Ratlos fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Vor allem aber ärgerte sie sich darüber, selbst nichts von dem merkwürdigen Verhalten der verschwundenen Personen mitbekommen zu haben. Wieder einmal entsann sie sich der Worte der Todsünden, dass der Verräter aus den eigenen Reihen stammen würde. Wie es aussah, traf das wohl auf so viele unterschiedliche Arten zu. Erst Row, nun die anderen. Wer würde sich noch als Anhänger der Túatha Dé Danann entpuppen?
„Wie soll es jetzt weiter gehen?“, meldete Bon sich zu Wort.
Arrow dachte nach. Diese Frage hatte sie sich auch die ganze Zeit über gestellt. Momentan saßen sie in Abaläss in der Falle, wieder einmal. Und selbst, wenn sie hier in Sicherheit waren und dieser Ort bis in alle Ewigkeiten unentdeckt bliebe, wäre es nichts weiter als ein Gefängnis. Und sollte es das tatsächlich gewesen sein? Hatten sie denn wirklich all diese Mühen und Strapazen auf sich genommen, um so zu enden?
Arrow schaute auf und die erste Person, auf die ihr Blick fiel, war Socks. Sie dachte über das nach, was er und Smitt erzählt hatten, und dabei hallte immer wieder die Bezeichnung ,Hügelvolk‘ in ihr wider. So hatte er die Túatha Dé Danann genannt und es war auch sehr treffend, denn genau das waren sie gewesen, nachdem sie dort besiegt worden waren. Und jetzt? Jetzt saß sie in einem Hügel oder genauer gesagt in einem Berg und dachte darüber nach, wie sie ihre Freiheit zurückerlangen konnten. Diese Erkenntnis war niederschmetternd und zugleich auch lächerlich.
„Wenn du mich nach Hopes End führst“, sagte Dewayne, der sich die ganze Zeit über sehr wortkarg gezeigt hatte, „werde ich meine Männer zusammentrommeln und sie angreifen.“
„Und wie stellst du dir das vor?“, entgegnete der Gnom aufbrausend. „Die Túatha Dé Danann kann man nicht vernichten. Gäbe es diese Möglichkeit, hätte das längst jemand vor uns getan.“
„Es gibt einen Weg“, erwiderte Dewayne gewiss. „Es muss einen geben, denn es gibt immer für alles irgendeine Lösung.“
„Und was, wenn es nicht so ist?“, fragte Socks zweiflerisch.
„Nun“, sagte Arrow gelassen, während sie in die Leere starrte, „dann machen wir sie eben auf eine andere Art und Weise unschädlich.“ Sie drehte ihren Kopf und sah ihm mit festem Blick in die Augen. „Hügelvolk. So hat man sie doch genannt, als sie noch bei den Menschen waren? Dann wird es höchste Zeit, dass sie diesem Namen wieder alle Ehre machen.“
Herz und Verstand
Während der nächsten Tage rückte Bon mit seinen Männern aus, um im Untergrund Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen. Sie wollten sich selbst ein Bild davon machen, ob das Tor nach Nebulae Hall nach wie vor verschlossen war und ob sich weitere Leute fanden, die Laris zum Opfer gefallen waren.
Dewayne machte sich unterdessen auf den Weg, seine Gefolgsleute zusammenzutrommeln. Jetzt, da der Aufenthaltsort der Túatha Dé Danann bekannt war und es obendrein jemanden gab, der sie dorthin führen konnte, war er fest entschlossen, ihnen den Garaus zu machen. Neve blieb in Abaläss. Es betrübte die Elfe zutiefst, ihren Mann nicht begleiten zu können,
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