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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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meinetwegen schon oft genug den Kopf zerbrochen. Und vor allem jetzt kann ich ihn nicht einfach sich selbst überlassen.“
    Vertraut wie eh und je legte die Köchin ihre Hand auf Arrows und sagte mit einem zuversichtlichen Lächeln: „Ich werde zu ihm gehen und alles aufklären.“
    „Aber ich weiß ja noch nicht einmal, wo sich dieses Tal der Stille befindet.“
    „Es liegt hinter dem Holunderwald“, erwiderte sie schnell. „Nur wenige Meilen entfernt befindet sich ein Tal, in dem es niemals dunkel wird und das auch keine Pflanzen kennt, weder Bäume noch Gräser. Der Boden ist so eben, dass dort keinerlei Schatten fällt, doch genau in der Mitte dieses Tals befindet sich die Ruine einer alten Burg. In ihr wirst du die Halblichtlords finden.“
    Arrow zögerte noch immer. Wiederholt musterte sie die Köchin, als würde sie in ihrem Gesicht einen Hinweis finden, ein Zeichen dafür, dass sie ihr nicht trauen konnte. Nun jedoch lächelte sie sie so zuversichtlich an, wie sie es immer getan hatte, wenn Arrow jemanden zum Reden, Zuhören oder Trost-Spenden gebraucht hatte. Plötzlich fühlte es sich wieder genauso an wie früher und in einem unbedachten Moment, in dem alle Zweifel wie weggefegt schienen, verwandelte sie sich schließlich und flog durch den Schacht davon. Kaum jedoch, dass sie den Weg aus dem Gebirge gefunden hatte, kam die Unsicherheit zurück, doch als sie umkehren wollte, war der Weg bereits verschlossen.

Das Tal der Stille

    Das Tal der Stille zu finden fiel Arrow nicht schwer. Sally hatte die Lage sehr gut beschrieben und aufgrund der tristen und trostlosen Landschaft war es auch nicht zu übersehen gewesen. Während ihrer Reise hatten Gefolgsleute der Túatha Dé Danann wiederholt versucht, die Verfolgung aufzunehmen, doch seit ihrer Ernennung zur Blauen Lady bewegte sie sich noch schneller durch die Lüfte als je zuvor. Dennoch empfand sie es als merkwürdig, dass kein einziger ihr wirklich nahe gekommen war. Zwar wusste sie, dass es nicht viele Wesen gab, die dazu fähig waren, annähernd so schnell zu fliegen, doch ihre Begegnung am Himmelsmeer hatte ihr sehr wohl gezeigt, dass sie diesen Vorteil nicht für sich allein beanspruchte.
    Die Ruine, von der Sally gesprochen hatte, stach inmitten der kargen Umgebung dermaßen heraus, dass sie sie nicht lange suchen musste. Als sie vor dem Tor landete und die Burg näher betrachtete, erschien sie ihr weit weniger verfallen als zunächst angenommen. Sicher, einige Türme waren eingestürzt und ein Gebäudekomplex besaß kein Dach. Davon abgesehen schien die Festung jedoch durchaus intakt. Dennoch hatte es nicht wirklich den Anschein, als würde in diesen Mauern jemand leben, denn es herrschte eine Stille, die augenblicklich das Gefühl aufkommen ließ, vollkommen allein auf der Welt zu sein.
    Arrow trat näher an das Tor heran. Sie hob ihre Hand, um zu klopfen, doch plötzlich erklang aus der Ferne ein Geräusch, das ihr überaus vertraut vorkam. Sie wandte sich danach um und wollte mit eigenen Augen sehen, ob ihr Verdacht bestätigt wurde. Bevor sie jedoch dazu kam, wurde sie am Arm gepackt und in die Burg gezerrt.
    Mit einem lauten Knall fiel das Tor hinter ihr zu und während die Laute von außerhalb immer näher kamen, stellte Arrow zu ihrer Verwunderung fest, dass die Halblichtlords, so sie diesen tatsächlich gegenüber stand, gar nicht so zwielichtig aussahen, wie sie es zunächst angenommen hatte. In dem weitläufigen Raum befanden sich ausschließlich Männer, das fiel ihr sofort ins Auge. Sie alle wirkten überaus schlank und waren in schwarze, figurbetonte Kleidung gehüllt. Von den glänzenden Stiefelspitzen über die eng anliegenden Jacken bis hin zu den hochstehenden Kragen wirkten sie sehr vornehm. Sie verfügten über eine sehr elegante Körperhaltung und in ihren Gesichtszügen war absolut nichts zu finden, was ihre Bezeichnung widerspiegelte. Tatsächlich war sogar das Gegenteil der Fall, denn sie alle begegneten ihrem Blick ausnahmslos freundlich und entgegenkommend.
    „Das Kind aus der Prophezeiung, nehme ich an“, sagte ein älterer Herr mit silbernem Haar und auffallend schmalen Lippen, der inmitten anderer Männer auf der gegenüberliegenden Seite stand.
    „Arrow“, korrigierte sie ihn freundlich, jedoch bestimmt.
    Der Mann senkte seinen Kopf und lächelte verlegen. Ihm war nicht entgangen, dass er gerade in ein Fettnäpfchen gestolpert war, obgleich er selbst offenbar nichts Verwerfliches an dieser Bezeichnung

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