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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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mittleren Teil der Treppe, die vom Palast zum Garten führte.
    „Er ist hier“, flüsterte Arrow erschrocken.
    Die glanzlosen, willenlosen Augen, das erkannte sie sofort, glichen denen der Meerjungfrauen, die Arrow im Himmelsmeer gesehen hatte. Row oder aber ein anderer Anhänger der Túatha Dé Danann musste zugegen sein und vermutlich war es sogar Elaines Mörder.
    Eilig kamen die anderen Riesen herbeigelaufen, um Kemar davon abzuhalten, noch mehr zu zerstören, doch er schlug so kraftvoll um sich, dass er drei von ihnen sogar verletzte. Die Wunden hingegen, die er sich selbst dabei zuzog, schienen ihm nichts auszumachen, denn als er sich beim letzten Schlag einen Finger brach, verzog er nicht einmal eine Miene. Tatsächlich passte dieses Verhalten genau auf jenes, welches der andere Keylam bei den Alten Königen beobachtet hatte. Der Riese war nicht länger er selbst und er vegetierte auch nicht einfach dahin, sondern agierte wie eine Puppe nach dem Willen eines anderen.
    Panisch packte Arrow ihren Mann am Arm. „Ihr müsst die Leute hier umgehend wegschaffen! Sie sind hier nicht mehr sicher und wir auch nicht.“
    „Sollen wir sie an die Oberfläche bringen?“, fragte Neve.
    „Auf gar keinen Fall. Bringt sie zurück nach Abaläss. Versiegelt das Tor zur Zwergenstadt sobald alle draußen sind. Ich werde zu euch stoßen, nachdem ich den gefunden habe, der das angerichtet hat.“
    „Du willst allein hier bleiben?“, entgegnete Keylam argwöhnisch. „Und was willst du gegen ihn ausrichten?“
    „Ich bin jetzt die Blaue Lady, schon vergessen?“
    „Elaine war auch eine Lady und offenbar scheinst du bereits vergessen zu haben, was mit ihr geschehen ist. Davon abgesehen haben wir bereits überall nach ihm gesucht. Wer sagt dir, dass du ihn dieses Mal findest?“
    Ein höhnisches Glucksen ertönte. Hinter ihnen saß der Puka in einem Blumenkübel und fraß den Klee ab, der darin wuchs.
    „Wirklich?“, fragte er schmatzend. „Ihr habt überall nach ihm gesucht? Wie kommt es dann, dass er noch immer hier rumspaziert und Schaden anrichtet wie es ihm beliebt?“
    „Verschwinde, du garstiges Ding!“, rief Keylam erbost und machte Anstalten, auf ihn loszugehen.
    „Nein, warte!“, hielt Arrow ihn zurück, und sah den Puka mit flehenden Augen an. „Wo ist er?“
    Der schwarze Ziegenbock grinste triumphierend und antwortete: „Nicht nur im Schatten kann sich das Böse verstecken. Manches Licht erstrahlt so hell, dass man vor dem, was sich dahinter verbirgt, geblendet wird.“
    „Was soll das bedeuten?“, fragte Keylam zornig.
    Arrow schaute über die Wiese. „Natürlich“, flüsterte sie, „die Sonne.“
    Keylam packte sie am Arm und musterte sie ernsten Blickes. „Was willst du tun?“
    „Vertraue mir“, entgegnete sie. „Bring die anderen von hier fort. Ich werde später nachkommen.“
    Gerade, als sie sich abwenden wollte, hielt er sie noch einmal zurück.
    „Versprich es“, flüsterte er flehend.
    „Ich verspreche es“, entgegnete sie gewiss, gab ihm einen Kuss und lief dann davon.
    Sie befahl Whisper in ihr Medaillon und eilte, so schnell ihre Beine sie tragen konnten, über die Wiese. In ihrem Inneren tobte eine Wut, die sie nie zuvor gekannt hatte. Doch sie wusste, dass sie sich zügeln musste. Ein hasserfülltes Herz vermochte hin und wieder den Verstand zu überschatten, und vor allem der war es, den sie jetzt mehr als alles andere benötigte.
    Als sie am Mittelpunkt der Höhle ankam und den Blick nach oben schweifen ließ, hielt sie inne. Gleich würde sie ihm gegenüber stehen, dem Mörder von Elaine. Sie musste vorsichtig sein, durfte ihn keinesfalls unterschätzen, denn seine Tarnung war gut und auch sonst war er in allem, was er tat, eiskalt.
    Sie richtete ihre Hand auf den Punkt, hinter dem sich die Lichtquelle befand, doch nichts passierte. Eigentlich hatte sie gehofft, ein Blitz würde hinausschießen und das Gestein zerschmettern. Die Tatsache, dass dem nicht so war, ließ sie zweifeln. Götter verfügten doch über besondere Kräfte. Kräfte, die viel spezieller noch waren, als ein Zwerg oder Elf sie besitzen konnte. Und sie waren stark. Zumindest hatte sie das immer angenommen. Sollte sie damit etwa falsch gelegen haben? Und wenn dem so war, was nützte es dann, eine Halbgöttin zu sein?
    Arrow verwandelte sich in einen Wirbelsturm. Sie wollte näher an dem Felsen sein, um nachzusehen, ob sie die Versiegelung von hier aus öffnen konnte oder tatsächlich erst zurücklaufen

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