Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Auge, und jeder, der sich darauf verlassen wollte, ein hoffnungsloser Narr. Trotzdem beschloss sie, sich ihre Verwunderung nicht anmerken zu lassen und sich fürs erste unwissend zu stellen. Vielleicht würde ihnen dieses Verhalten ein Geheimnis entlocken, welches sie unter anderen Umständen nicht preisgeben würden. Oder aber sie würden etwas sagen, das Socks Geschichte widersprach und damit zweifelhafte Absichten preisgeben.
„Ich fürchte, dass ich Euch nicht ganz folgen kann.“
„Oh, ich glaube schon, dass Ihr das könnt“, entgegnete Balian. „Denn ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass der Gnom, der über so viele Jahre in der Menschenwelt gelebt hat und den Ihr Euren Freund nennt, Euch nicht davon berichtet hat.“
„Woher wisst Ihr von dieser Freundschaft?“, erwiderte sie argwöhnisch.
„Ihr würdet staunen, wenn Ihr erführet, worüber wir noch alles Bescheid wissen. Und dieses Wissen soll Euch zuteilwerden, wenn Ihr mit uns zusammenarbeitet. Wir wissen auch von Hopes End und von dem Verrat des Elfen, den Ihr einst Euren Freund nanntet.“
Arrow beäugte die Männer kritisch. Was hatte das alles zu bedeuten und worauf wollten sie hinaus?
„Nun, dann erzählt mir doch etwas, das ich noch nicht weiß. Vielleicht bin ich dann eher gewillt, Euch entgegenzukommen.“
„Wie wäre es mit der Information, die Ihr so sehr begehrt? Hinsichtlich der Person, der Ihr Eure Reise in die Unterwelt zu verdanken habt?“
Arrow erhob sich von ihrem Stuhl. Wie es schien, versuchten diese Männer lediglich, sie hinzuhalten, oder aber sie spielten ein Spiel mit ihr, das sie nicht gewillt war fortzuführen. So oder so hatte sie im Augenblick keine Zeit dafür. Es gab wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste. Davon abgesehen hatte sie kein besonders gutes Gefühl bei der Sache und wollte lieber gar nicht erst erfahren, wie die erwähnte Zusammenarbeit auszusehen hatte. Vertrauen, dessen war sie sich inzwischen sicher, war in dieser Festung in diesem Teil der Welt fehl am Platz. Und wer sagte ihr, dass diese Männer sie nicht anlogen?
„Meine Herren, ich fürchte, es ist nun an der Zeit, mich zu verabschieden. Leben Sie wohl.“
„Dann interessiert es Euch also nicht, dass das vermisste Schneckenhaus im Holunderwald aufbewahrt wird?“
Sie stockte. „Im Holunderwald also?“, entgegnete sie belustigt. „Und wie genau soll es Eurer Meinung nach dorthin gelangt sein?“
„Wir haben es der Herrscherin nach dessen Fund übergeben. Ein schlimmer Fehler, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, denn offenbar war das Grund genug, uns in Gewahrsam zu nehmen und hier festzuhalten.“
„Das Haus wird in einer Hütte im Osten des Waldes aufbewahrt“, sagte Cole.
Arrow lachte. „Ich kenne die Hütte, von der Ihr da sprecht. Sie ist heruntergekommen und wird nicht bewacht. Ein schlechter Ort also, um ein solch gefährliches Objekt dort zu verstecken, findet Ihr nicht?“
„Es so zu sehen ist eine Möglichkeit. Andererseits klingt es aber auch nach der perfekten Tarnung. Und überhaupt, wer hat denn behauptet, dass das Skelett in der Hütte kein Wächter ist?“
„Dann wollt Ihr mir also sagen, dass ich diese ganze Misere Frau Perchta zu verdanken habe?“, erwiderte sie aufgebracht. „Habt Ihr auch eine Erklärung dafür, wie sie in den Besitz der Feder gekommen ist und welche Absichten sie damit verfolgt hat?“
„Die Feder“, sagte Balian, „habt Ihr in Eurer Unachtsamkeit an Eurer Kleidung getragen, als Ihr das erste Mal leibhaftig auf die Herrscherin des Holunderwaldes getroffen seid. Und die Absichten, die sich dahinter verbergen, liegen viel näher als Ihr glaubt.“
„Sie wollte Euch stürzen“, warf Cole ein. „Denn Ihr und die Hoffnung vieler Völker, die dank der Prophezeiung auf Euren Schultern lastet, bedeuten eine Gefahr für jeden Herrscher dieser Welt. Mit jedem Punkt, der sich bisher bewahrheitet hat, ist Euer Ansehen und Eure Macht gewachsen. Ein Vorteil für Euch, der sich jedoch nachteilig auf andere auswirkt. Denn während das Vertrauen in Eure Fähigkeiten ins Unermessliche steigt, schwindet es anderweitig.“
„Das ist Unsinn! Frau Perchta hat mich bisher immer und in jedem Vorhaben unterstützt. Sie ist nicht meine Rivalin, sondern meine Verbündete.“
„Das lässt sie Euch glauben“, erwiderte Balian. „Gerade jene, die diese Form der Illusion beherrschen, sollte man am meisten fürchten. Denn in ihnen ist das Böse immer stärker, als in denen, die ihre
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