Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
hast?“
„Das wäre wunderbar!“, entgegnete sie mit leuchtenden Augen. „Vielleicht kommen dann sogar welche in die Nähe des Waldes und ich kann sie beobachten, wie ich es früher immer getan habe.“
Arrow erhob sich mit einem Lächeln und streckte ihre Hand nach der des Mädchens aus. „Oder aber wir gehen auf Nummer sicher und unternehmen gemeinsam eine Reise zu einem Ort, von dem du sie ganz sicher sehen kannst.“
„Geht das denn?“, fragte sie mit einem so begeisterten Lächeln, wie Arrow es nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
Sie nahm die Hand der Kleinen und grinste Perchta mit einem vielsagenden Blick an.
„Die Sonne ist gerade untergegangen“, sagte die Herrscherin. „Dieses Mal werde ich dir keinen Vorsprung geben.“
„Das müsst Ihr auch nicht. Immerhin bin ich nun die Blaue Lady, und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, wenn Ihr mich nicht aus den Augen verliert.“
Dann nahm sie Emily auf den Arm, hing ihr das Schlafende Amulett um und begab sich mit einem Sprung in die Lüfte. Ihr Herz raste vor Aufregung und ließ ihren Adrenalinspiegel in unvorstellbare Höhen schießen. Jetzt endlich war es soweit. Die alles entscheidende Nacht hatte begonnen und was immer die Zukunft für sie vorgesehen hatte, würde mit Tagesanbruch besiegelt sein. Nun gab es kein Zurück mehr. Es war der Anfang vom Ende und was immer auch in dieser Nacht geschehen würde, würde sie ein für allemal von den Fesseln der Prophezeiung lösen und ihr die so lang ersehnte Freiheit schenken, ob im Tod oder im Leben.
Die letzte Reise
„Wo zur Hölle hast du nur gesteckt?“, wetterte Keylam, als Arrows Eisboot am Ufer von Abaläss anlegte. Ohne eine Antwort abzuwarten oder zu registrieren, dass sie von Emily begleitet wurde, schloss er seine Arme um sie und kämpfte mit den Tränen.
„Dann ist Sally also nicht bei dir gewesen?“, fragte sie in der Gewissheit, die Antwort bereits zu kennen.
„Sally?“, entgegnete Neve entgeistert. „Bist du ihr begegnet?“
„Das bin ich. Und ich fürchte, dass wir ihr nicht länger trauen können. Sie hat uns ausspioniert und versucht, mich in eine Falle zu locken.“
„Sally?“, erwiderte Keylam ebenfalls. „Bist du sicher? Ich kenne sie schon so lange. Sie kann keiner Fliege etwas zuleide tun, und sie ist immer für mich da gewesen, in jeder erdenklichen Situation.“
„Gute Tarnung, oder?“, fragte Dewayne mit finsterer Miene. „Die Worte, die du über sie sagst, sind genau die gleichen, die mir durch den Kopf gingen, als mir der Verrat von Row zugetragen wurde.“
„Aber wie hast du denn von der Sache mit Sally erfahren?“, fragte Neve.
„Arrow?“, meldete Emily sich zu Wort. „Wir müssen uns beeilen. Die Lichtwesen können jeden Moment hier vorbei reisen und wenn die Bedingungen nicht stimmen, verschwinden sie wieder.“
„Womit müssen wir uns beeilen?“, fragte Dewayne an Arrow gerichtet. In seinen Augen glimmte ein Funke, denn im Grunde kannte er die Antwort schon. Allerdings wollte er sie aus ihrem Mund hören.
„Es ist soweit“, entgegnete sie. „Wir greifen an, heute Nacht.“
Während sie zur Oberfläche eilten, erzählte Arrow, was geschehen war. Sie berichtete von der Begegnung mit Sally, dem Besuch bei den Schattenlords und was sie anschließend im Holunderwald in Erfahrung gebracht hatte. Keylam war noch immer erschüttert. Ihm lag besonders viel an Sally, denn sie, Harold und Darren hatten ihm vor langer Zeit die Möglichkeit gegeben, sein Leben in Ruhe weiterzuführen. Und wenngleich es auch ein Leben in Einsamkeit war hatte ihm das viel bedeutet, denn letzten Endes hatte es ihn zu Arrow geführt. Ohne diese Freunde, das wusste er, wäre er längst nicht mehr am Leben. Und nun hatte er sie alle verloren. Darren, als er in dem Feuer umgekommen und Harold, als er Arrow in die Unterwelt gefolgt war. Zuletzt auch noch Sally auf diese niederschmetternde Art und Weise. Und obwohl er inzwischen längst neue Freunde gefunden und sogar eine eigene Familie gegründet hatte, konnte ihn niemand über diesen schmerzlichen Verlust hinwegtrösten.
Als sie den Ausgang erreichten, strömten die Nyriden aus, um eine laue Sommernacht zu erzeugen. Und wenngleich sie auch wussten, dass ihnen das Wilde Heer inzwischen freundlich gesinnt war, versuchten sie dennoch Abstand zu halten.
„Die Túatha Dé Danann haben erstaunlich wenige Truppen ausgesandt“, sagte Perchta, die vom Berggipfel aus alles beobachtete. „Längst nicht so viele wie bei
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