Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
Vom Netzwerk:
einem Moment zum nächsten aus ihrer heilen Welt gerissen wurden über Menschen, deren gesamtes Wesen von Trauer und Gewalt gezeichnet war und die erleichtert waren, als es endlich ein Ende nahm.
    „Aber am schlimmsten“, schloss Emily schluchzend ihre Erzählung, „war die Geschichte eines Mädchens, das zum Zeitpunkt ihres Todes kaum älter war als ich. Während die grüne Hexe sie verspeiste, war sie noch am Leben. Der Axtschlag hatte sie nur gelähmt und sie hat stumm noch endlose Qualen über sich ergehen lassen müssen.“
    Arrow schluckte. Diese Geschichte ging selbst ihr unter die Haut, doch sie war sehr darum bemüht, sich vor Emily nichts anmerken zu lassen.
    „Arrow“, sagte das Mädchen mit zitternder Stimme, „kannst du diesen Menschen helfen?“
    „Ihnen helfen?“, entgegnete sie verdutzt.
    „Kannst du etwas tun, das dem Wilden Heer den Zugang zu dieser Höhle ermöglicht?“
    Arrow schluckte. Sie verstand, warum Emily darum bat und sowohl für sie, als auch für all die klagenden Geister, die an diesem gottlosen Ort ihr Leben lassen mussten, würde es die Erlösung all ihrer Qualen bedeuten. Dennoch wusste sie bereits jetzt um die Reaktion der Zwerge, wenn Arrow sie zu überreden versuchte, dem Wilden Heer Zutritt zum Untergrund zu gewähren.
    „Ich werde sehen, was ich tun kann“, erwiderte sie knapp. Emily gegenüber ihre Zweifel anzudeuten, brächte sie in dieser Situation auch nicht weiter.

    Später in der Nacht war Arrow mit der Nachtwache an der Reihe. Wie ein leuchtend kleiner Stern schwebte Whisper vor ihrem Gesicht und während sie ihn betrachtete, musste sie wiederholt an Sally denken. Das Buch in ihren Händen haltend fragte sie sich einmal mehr, was der Köchin wohl zugestoßen sein könnte. Ungewissheit war ein tückischer Begleiter. Er ließ die schrecklichsten Bilder in ihr aufsteigen, und vor allem Geschichten wie solche, die Emily über die Toten berichtet hatte, machten es nicht besser. Alles wäre einfacher, wenn sie um Sallys Schicksal wüssten. Vielleicht würden sie aber auch nie davon erfahren, wie viele Angehörige der Moortoten auch. Andererseits bestand jedoch noch immer die Möglichkeit, dass sie lebte und ihre Hilfe brauchte. Doch selbst wenn dem so war, wo sollte sie anfangen zu suchen? Und wann? Perchta hatte ihr so viele Aufgaben mit auf den Weg gegeben, dass ihr keine Zeit blieb, nach der Köchin zu suchen.
    Verzweifelt ließ sie das Buch wieder in ihrer Tasche verschwinden und rieb sich die Stirn. Das viele Kopfzerbrechen würde sie früher oder später noch in den Wahnsinn treiben. Immer wieder stellte sie sich die gleichen Fragen, ging die letzten Gespräche mit Sally Wort für Wort durch. Doch so sehr sie auch nach einem Hinweis über ihren Verbleib suchte, sie fand ihn nicht.
    Sie griff nach ihrer Wasserflasche, doch bevor sie einen Schluck nehmen konnte, wurde sie von einer herumschleichenden Gestalt abseits des Feuers aufgeschreckt. Langsam erhob sie sich und ging, die Hand an ihrem Messer haltend, vorsichtigen Schrittes auf den Beobachter zu. Als sie jedoch erkannte, dass es nur der Puka war, atmete sie erleichtert auf.
    „Ihr lebt also noch“, sagte er mit einem hinterlistigen Grinsen. „Und zudem habt ihr sogar bekommen, wonach ihr gesucht habt.“
    „Was willst du hier?“, fragte sie schroff.
    „Warum so unhöflich? Fürchtest du dich etwa vor mir?“
    „Ich traue dir nicht.“
    „Das ist aber schade. Vor allem, nachdem ich mit meinem Hinweis das Vertrauen, das du in mich haben solltest, unter Beweis gestellt habe.“
    „Die Entscheidung, wem ich traue und wem nicht, treffe ich selbst. Zumal deine Warnung uns auch nur vor weitere Rätsel gestellt und wenig weitergeholfen hat.“
    „Wie bedauerlich, dass du es so siehst, denn ich habe noch eine weitere Information, die dich vermutlich auf andere Gedanken bringen könnte.“
    Arrow zog die Augenbrauen hoch. Vor allem nach der Warnung der Zwerge erwartete sie sich nicht allzu viel von den zweifelhaften Fährten, die ein Puka von Zeit zu Zeit legt.
    „Ich habe gehört, worüber du und deine Freundin vorhin so sorgenvoll gesprochen habt. Und ich war ganz erstaunt, dass ihr im Hinblick auf ‚das Kind’ einen Punkt vollkommen außer Acht gelassen habt.“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Nun, wenn es um das besagte Kind geht, denkt ihr zwar stets an eure eigenen, doch nie an jenes, welches sich die ganze Zeit über direkt vor euren Augen befindet.“
    Der Puka deutete auf Emily.
    „Von

Weitere Kostenlose Bücher