Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
böse“, sagte Neve erschöpft, „aber ich würde mich gern zurückziehen. Die Reise war sehr anstrengend und ich möchte jetzt einfach nur Zeit mit meinem Kind verbringen.“
Anne und Arrow nickten ihr verständnisvoll zu und einen Moment später war Neve aus dem Zimmer gegangen. Anschließend erzählte Arrow, was geschehen war. Als sie die Schwarze Annis und Jenny Grünzahn erwähnte, erschauderte die alte Frau, doch weitaus erschrockener war sie über die Geschichten, die Emily über die Toten berichtet hatte.
„Ich habe schon oft von diesen zwei Hexen gehört“, sagte Anne mit kreidebleicher Miene, „doch nie selbst eine von ihnen zu Gesicht bekommen. Als du noch ein kleines Kind gewesen bist, du wirst dich nicht daran erinnern, hat es in Elm Tree viele Berichte über das Verschwinden von Landstreichern und Kindern gegeben. Und obwohl die Menschen zu dieser Zeit fast schon ihren Glauben an Geister und Hexen verloren hatten, gab es dennoch allerorts die Vermutung, dass die beiden etwas damit zu tun haben könnten. Während es immer schlimmer wurde und schließlich mehr und mehr Leute aus der Umgebung verschwanden, habe ich mich nach ihnen auf die Suche gemacht, leider ohne Erfolg. Beinahe zeitgleich verstummten die Berichte über vermisste Personen. Solange wir noch in der Menschenwelt lebten, habe ich auch nie wieder von Verschwundenen gehört, die damit in Zusammenhang gebracht wurden.“
„Vielleicht hatte ja der Puka etwas damit zu tun und ihnen dein Kommen angekündigt. Das erste Mal sind wir ihm in der Nähe des Moores begegnet und später, nachdem wir die Hexen unschädlich gemacht haben, ist er uns gefolgt.“
Anne nickte. „Zugegeben, es wäre eine mögliche Erklärung. Allerdings ist sie sehr unwahrscheinlich. Hätte er mich an die Hexen verraten, hätten diese es auch unseren Feinden offenbart. Folglich wäre sofort klar gewesen, wo du dich zu diesem Zeitpunkt aufgehalten hast. Es war nie ein Geheimnis, dass dein Vater mir so sehr vertraut hat, dass er dich auch in meiner Obhut belassen würde. Der Weg zu dir hat nur an mir vorbei geführt. Im Falle eines Verrats hätten wir keineswegs so über so viele Jahre in der Menschenwelt ausharren können.“
„Aber vielleicht hatten sie ja gar keine Möglichkeit dazu. Die Höhle war die ganze Zeit über versperrt. Niemand konnte dort hinaus.“
Anne senkte den Blick. „Wie immer es auch gewesen sein mag, jetzt ist es vorbei.“
„Nicht ganz“, erwiderte Arrow zögerlich. „Jenny Grünzahn haben wir nicht getötet. Vielleicht wird sie sich irgendwann befreien und die Schwarze Annis zurück ins Leben holen können. Und dann sind da auch immer noch die vielen Geister, die auf Erlösung warten.“
„Habt ihr die Höhle denn nach eurer Abreise wieder versiegelt?“
Arrow nickte. „Und dieses Mal sind wir sorgsamer vorgegangen. Der Schlüssel ist in unserem Besitz. Außerdem hat Dewayne das Tor mit einem Elfenfluch belegt.“
„Dann muss uns das fürs erste genügen“, entgegnete Anne geschäftig. „Im Moment haben wir keine Zeit, uns um diese Dinge zu kümmern.“
„Wir vielleicht nicht“, sagte Arrow und dachte dabei an den Wunsch, den Emily ihr gegenüber geäußert hatte. „Aber es gibt jemand anderen, dem wir einen großen Dienst erweisen, wenn wir ihm Zugang zu der Höhle gewähren könnten.“
„Wir haben die Knolle in den Teich vor das Schloss gepflanzt“, sagte Bon, nachdem er aus Nebulae Hall zurückgekehrt war. „Es dauerte keine Minute, bis sie ihre ersten Stränge an die Wasseroberfläche auswarf und zu leuchten begann. Sie wird dort rund um die Uhr bewacht.“
„Sehr gut“, sagte Arrow. „Dann ist der erste Schritt getan. Jetzt heißt es warten.“
„Und wir sollen wirklich keine Aufräumarbeit leisten?“
„Nein. Das ist die Aufgabe der Nyriden. Allerdings gibt es eine andere Sache, bei der ich eure Hilfe brauchen könnte.“
„Und die wäre?“
„In der letzten Nacht hatte Anne Besuch von einem Puka und ich vermute, dass es derselbe ist wie der, den wir im Moor angetroffen haben.“
„Was hat er gewollt?“, fragte der Riese hellhörig.
„Er hat ihr erzählt, dass sie mit einem Verlust rechnen soll. Das hat sie sehr beunruhigt. Aber wie wir beide wissen, sind wir ja alle wohlbehalten zurückgekehrt.“
„Hat er sich dabei denn auf uns und unsere Reise bezogen?“
„Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht“, erwiderte sie nachdenklich.
„Dann sollten wir vorerst wachsam sein.“
„Aber du hast
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