Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
aus.“
„Und wo liegt dann das Problem? Im See gibt es doch Nixen.“
„Schon, aber die wiederum können ironischerweise den guten Smitt nicht ausstehen. Ein Teufelskreis ist das!“
„Ist es denn wirklich nötig, dass er sich so anstellt?“, entgegnete sie entnervt. „Immerhin ist diese Mission von höchster Wichtigkeit. Ich denke, da könnte er auch mal über seinen Schatten springen.“
„Ja sicher“, erwiderte Bon sarkastisch. „Sag ihm das doch mal so. Am besten in einem Moment, in dem du auf die Schulter eines Riesen kletterst und mit ihm über seine entfernten Verwandten aus der Unterwelt plauderst. Und anschließend hilfst du ihm dabei, die Tauben aus seinem Kopfhaar zu sammeln.“
„Da drinnen leben Tauben?“, fragte sie argwöhnisch.
„Du wärst verwundert, wenn du wüsstest wie viele.“
„Und wenn schon? Bei der vielen Zeit, die sie damit verbracht haben, den See abzutauchen, dürften sie dieses Problem bestimmt nicht mehr haben.“
„Bei dem Wort ‘Tauben‘ hast du bestimmt wieder einmal die aus der Menschenwelt im Kopf. Denn hättest du schon einmal eine aus unserer Welt zu Gesicht bekommen, hättest du dir diesen Kommentar verkniffen.“
Arrow musterte ihn stirnrunzelnd. „Wie um Himmels Willen sind wir denn jetzt auf dieses Thema gekommen? Tauben aus dieser Welt, Tauben aus jener Welt. Ist doch vollkommen irrelevant! Ich finde immer noch, dass Smitt sich nicht so aufspielen sollte.“
„Und sowas ausgerechnet von einer Person, die sich sogar dafür zu schade ist, die Riesen auch nur ein einziges Mal an unsere Abendtafel einzuladen. Noch dazu, wo sie uns eine so große Hilfe gewesen sind.“
Arrow war sprachlos. Nur zu gerne hätte sie dem etwas entgegengesetzt, doch sie fand keine Worte. Innerlich kochte sie vor Wut, aber nicht, weil Bon so direkt war, sondern weil er recht hatte. Und sie hasste es, sich wie ein kleines Mädchen belehren lassen zu müssen. Das einzig Glückliche an diesem Umstand war, dass niemand sonst seine Worte vernommen hatte. Doch er hätte diesen Gedanken auch nicht ausgesprochen, wenn sie nicht allein gewesen wären. Dazu besaß er viel zu viel Taktgefühl.
Plötzlich ertönten Schreie aus der Eingangshalle. Erschrocken schaute sie Bon in die Augen und bereits im nächsten Moment liefen sie los. Ob der Eindringling zurückgekehrt war? Griff er vielleicht gerade jemanden an? Oder war womöglich ein Finsterling aufgetaucht? Die Gedanken schossen ihr nur so durch den Kopf. In der kurzen Zeit, die sie benötigte, um bei den anderen zu sein, versuchte sie, alle möglichen Gefahren in Betracht zu ziehen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, um sich nicht von einer unerwarteten Überraschung verunsichern zu lassen. Doch als sie in der Halle ankam, war sie trotz aller Überlegungen unvorbereitet auf das, was sie erblickte.
Vor dem großen Brunnen stand Elon mit geweiteten Augen, während unmittelbar davor ihr Geisterwesen schwebte. Die beiden schauten einander an und auch wenn sie währenddessen kein einziges Wort sprachen, mutete es an, als unterhielten sie sich. Der Ausdruck in ihren Gesichtern wechselte von prüfend über erstaunt bis hin zu getröstet.
Hinter dem Eingang schwebten noch vier andere Geister, die ebenfalls genauestens beobachteten, was sich zutrug. Drei von ihnen kannte Arrow nicht, doch das Gesicht des vierten musste ohne Zweifel Braden sein. Hätte sie seine Bitte, ebenfalls in Nebulae Hall einziehen zu dürfen, nicht abgelehnt, würden auch die beiden sich nun unmittelbar gegenüberstehen.
Ein Grollen ertönte und die vier Nyriden am Eingang flogen eilig davon. Hinter ihnen kam der General hineingestürmt, um die andere Elon zu verjagen.
„Nein!“, rief Arrow aufgeregt.
Er musterte sie verblüfft, hielt sich jedoch an ihren Befehl.
Die Sekunden vergingen und ein jeder wartete gespannt darauf, dass etwas passieren würde. Nach einer Weile wanderte der Blick der Nyridin zu Arrow, bevor sie schließlich geschwind davon flog. Betreten sah sie der anderen Elon nach. Noch immer rührte sich nichts im Raum. Erst langsam kehrte Arrow mit ihren Gedanken wieder an Ort und Stelle zurück und eilte dann zu Elon.
„Ist alles in Ordnung?“
„Sie sagte, dass sie all die Jahre auf diesen Moment gewartet hätte und nun alles gut werden würde“, entgegnete sie mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf ihren Lippen.
Arrow erwiderte das Lächeln. Sie wusste, wie viel ihrer Freundin dieser Augenblick bedeutete. Ihn miterleben zu dürfen
Weitere Kostenlose Bücher