Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
habe ich so ein Geheimnis darum gemacht.“
Als Smitt am nächsten Tag mit einer der Zwillingsschnecken im Mund in das Wasser tauchte, hatte Arrow kein gutes Gefühl bei der Sache. Zwar konnte der Zwerg sehr gut auf sich selbst aufpassen, doch der Gedanke, dass er ganz allein war, behagte ihr nicht. Niemand wusste, wohin der Tunnel führte. Gemäß dem Fall, dass ihm etwas zustieß, konnte ihm keiner zu Hilfe eilen. Doch aller Bedenken zum Trotz musste es einfach sein. Unterhalb des Sees existierten keine Gänge, die man mit Eisen auslegen konnte. Dafür war er zu tief. Und wie es aussah, gab es einen Schwachpunkt in Nebulae Hall, den bisher niemand kannte.
Unterdessen hatte Arrow weiterhin davon abgesehen, die Lichtung erneut aufzusuchen. Es war zwar nicht so, dass sie sich fürchtete, aber ihr Gefühl riet ihr, noch zu warten und wie sich inzwischen herausgestellt hatte, konnte sie in vielen Situationen darauf vertrauen.
Die Tage vergingen und die Arbeiten im Schloss neigten sich langsam dem Ende zu. Eine ganze Menge Unrat hatten sie zusammengetragen, den es nun zu beseitigen galt. Unter gewissen Bedingungen gab es dort zwar weiterhin viel zu tun, denn die vielen Blumenkübel waren noch immer leer, doch ohne Wetter konnte man Pflanzen nun einmal nicht gedeihen lassen und das machte alle weiteren Bemühungen sinnlos.
„Wir könnten die Brunnen mit Wasser auffüllen“, hatte Elon vorgeschlagen, als sie sich nach weiteren Aufgaben umgesehen hatte.
Arrow hatte dem zugestimmt und während die anderen zur Tat schritten, saß sie mit Bon abseits, um die Vorratslisten durchzugehen.
„Arrow, kann ich dich kurz sprechen?“, fragte Kenan geheimnisvoll.
Für gewöhnlich hätte sie ihn fortgeschickt, denn Bon hatte es eilig. Bereits am Vortag hatte er aufbrechen wollen, um für Nachschub zu sorgen, doch die Hoffnung, dass Smitt bald zurückkehren würde, hatte ihn zum Bleiben bewogen. Inzwischen drängte jedoch die Zeit, so dass sie keine weiteren Verzögerungen riskieren wollten. Schließlich konnte niemand sagen, ob Bon außerhalb von Nebulae Hall nicht auch noch auf Hindernisse stoßen würde. Und selbst wenn sie derlei Zwischenfälle in die Planung mit einkalkulierten, wurde es dennoch langsam knapp.
Kenans Anliegen schien jedoch wichtig zu sein und so forderte sie ihn auf, sich zu setzen.
„Wie du weißt, gibt es bald nichts mehr für uns zu tun und wir fragen uns ernsthaft, wie es nun weitergehen soll. Viele brennen darauf, das Schloss zu verlassen und sie zu treffen.“
Arrow musterte ihn nachdenklich. Sie hätte wissen müssen, dass dieser Tag kommen würde. Immerhin waren die anderen aus genau diesem Grund mitgekommen. Und sie wusste auch, dass ihre Anwesenheit zum richtigen Zeitpunkt von großem Nutzen sein würde. Doch etwas in ihrem tiefsten Innern sagte ihr, dass es noch zu früh war.
„Kenan, ich verstehe was dich dazu bewogen hat, zu mir zu kommen, aber ich kann euch noch nicht gestatten, das Schloss zu verlassen. Die Nyriden brauchen Zeit, um zu sich zu kommen. Es ist keine gute Idee, sie einfach so mit euch zu konfrontieren.“
„Aber wir warten schon so lange. Und die Begegnung, die Elon erfahren durfte, hat doch gezeigt, dass sie bereit sind. Sie möchten uns auch wiedersehen.“
„Diejenigen, die den Mut hatten, hierher zu kommen, waren zu wenige, ein sehr kleiner Bruchteil derer, die dort draußen in den Wäldern leben. Bisher haben wir nur die Aufmerksamkeit einer Minderheit geweckt. Es ist ein Anfang und entscheidet letzten Endes über die weitere Entwicklung. Und bis sich das herauskristallisiert hat, bleibt es bei meiner Entscheidung.“
„Sollten wir es nicht wenigstens versuchen, anstatt abzuwarten und zu spekulieren?“
Arrow widerstrebte es, sich auf eine Diskussion einzulassen. Sie wollte Kenan fortschicken, doch als sie aus dem Augenwinkel registrierte, wie etwas durch das Fenster in die Halle flog und schließlich mit einem lauten Platsch im Brunnen landete, erhob sie sich augenblicklich. Elon, die das Flugobjekt nur knapp verfehlt hatte, schrie auf. Arrow wollte ihr zur Hilfe eilen, als sie jedoch erkannte, dass sie lediglich mit einem Schrecken davon gekommen war, ließ sie sogleich wieder von ihr ab und sprang über den Brunnenrand in das Wasser.
Das Objekt war in dem klaren Nass leicht ausfindig zu machen und als sie sich danach bückte, um es aufzuheben, traute sie ihren Augen kaum. Langsam erhob sie sich und betrachtete fasziniert, was sie da in ihren Händen
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