Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
mit einer Geste klar zu machen, dass er jetzt gehen kann. Solltest du jedoch anderes im Sinn haben, ermahne ich dich, dein Temperament zu zügeln!“
Widerwillig senkte Smitt seinen Arm und funkelte Dustin böse an.
„Du hast die Tasche gefunden?“, fragte Arrow um ihn abzulenken.
Mit Schwung warf Smitt sie ihr zu. „Aber schick das nächste Mal einen anderen, wenn du etwas aus dem Eisschloss benötigst. Seit du Torra und die anderen von hier fortgeschickt hast, ist die Lage dort ziemlich angespannt. Wie es scheint, ist die Spreu dabei sich vom Weizen zu trennen. Langsam aber sicher zeichnet sich ab, dass nicht alle auf deiner Seite sind. Keylam hat alle Hände voll zu tun, die erhitzten Gemüter zu beruhigen.“
„Befindet er sich dort in Gefahr?“, fragte sie besorgt.
„Tun wir das nicht alle?“, entgegnete der Zwerg barsch. „Nenne mir einen Ort, an dem man sich derzeit gemütlich und in Frieden zurücklehnen kann und ich packe augenblicklich meine Sachen und mache mich auf den Weg dorthin.“
„Du könntest sicher ein nettes Leben an der Oberfläche führen wenn du dich den Túatha Dé Danann unterwirfst“, erwiderte sie sarkastisch.
„Danke, aber da würde ich mir eher ein Glitzerkleid anziehen und als Blumenfee über das Land ziehen. Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Es sind schon wieder Leute aufgetaucht, die verändert sind. Keylam und der arrogante Elf wissen bald nicht mehr, wohin mit ihnen.“
„Welchen Völkern gehören sie an?“, wollte Bon wissen.
„Den üblichen, Elfen, Menschen. Zwerge sind auch wieder dabei gewesen.“
„Zwerge? Welche, die wir kennen?“
Smitt nickte. „Einige von der Gottel-Familie, die drei Tagesreisen südlich von uns leben. Und den alten Barnabas hat es auch erwischt.“
Bon musterte ihn betreten, doch er erwiderte nichts. Arrow kannte Barnabas nicht persönlich. Vom Hörensagen wusste sie nur, dass er ein ziemlich durchgeknallter, alter Zwerg war, der es vorzog, allein zu leben. Trotzdem hatte Bon ihn all die Jahre zu seinen Leuten gezählt und stets ein besonderes Auge auf ihn gehabt. Er hatte zur Familie gehört und Bon hatte immer versucht, ihm die Unterstützung zukommen zu lassen, die Familienmitglieder sich gegenseitig gaben. Ihm hatte es nie besonders behagt, dass Barnabas für sich sein wollte, vor allem, da er so speziell war. Doch bei allem, was Bon für ihn getan hatte, schien es letzten Endes nun doch nicht genug gewesen zu sein.
„Wir haben ihn zu uns geholt“, sagte Smitt, der genau wusste, was in dem Zwergenoberhaupt vorging. „Er hat sich nicht dagegen gewehrt. Maddel kümmert sich um ihn, so gut es geht.“
„Es tut mir leid, Bon“, sagte Arrow mitfühlend und umfasste seinen Arm.
„Schon in Ordnung“, erwiderte er. „Irgendwann musste es ja so kommen. Belassen wir es dabei ... Nun sag schon endlich, was sich in der Tasche befindet, das so hilfreich sein könnte.“
Arrow öffnete sie und kramte einen Moment lang darin herum. Dann erhellte sich ihr Gesicht.
„Da sind sie ja!“, sagte sie erfreut und hielt Smitt die Zwillingsschnecken entgegen.
„Das ist alles?“, fragte er ungläubig. „Deshalb hast du so ein großes Geheimnis um die blöde Tasche gemacht? Wegen der Schnecken? Jeder weiß doch, dass du solche Dinger besitzt!“
„Das mag schon sein, aber wusstest du auch, dass mir die hier gehören?“, entgegnete sie mit einem breiten Grinsen und hielt zwei Bücher in die Höhe.
„Was ist das?“, wollte Bon wissen. „Schriften über die Túatha Dé Danann?“
Arrow schüttelte den Kopf und entgegnete: „Charles Dickens und Oscar Wilde.“
„Und was willst du damit?“, fragte Smitt stirnrunzelnd.
„Lesen. Ich kann abends schlecht einschlafen und benötige etwas, das mich ablenkt.“
„Ist das dein Ernst?“, erwiderte er aufgebracht. „Im Eisschloss nur Irre, im Wald dahinten nur Irre, noch dazu ein Irrer, mit dem sich nicht einmal die Merrows anlegen und der auch noch wie vom Erdboden verschluckt ist, und dir kommt nichts Besseres in den Sinn, als dich mit einer Tasche voll Büchern in deinem Zimmer zu verkriechen und zu lesen?“
„Weißt du, Smitt, der eine kräht lauthals nach einem Becher Whiskey, um mit dieser trostlosen Situation fertig zu werden und der andere liest eben Bücher. Jedem das seine.“
„Wenn ich vorher gewusst hätte, was in diesem verfluchten Beutel ist, hätte ich ihn in den See zu den Merrows geworfen!“
„Ich weiß“, erwiderte sie grinsend. „Und genau deshalb
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