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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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gerade etwas gegen Kihlgårds Theorie vorbringen wollte, klingelte ihr Telefon. Es war Knutas.
    »Ach, du schon wieder«, scherzte sie. »Glaubst du, ich kriege das nicht allein hin? Keine Panik, Anders – du hast Urlaub.«
    »Nicht mehr.«
    »Was?«
    »Ich bin gerade auf der Wache angekommen. Ich komme direkt vom Flugplatz.«
    »Was?«
    »Ich musste einfach. Nachdem ich von dem Mord erfahren habe, konnte ich nicht mehr abschalten. Da konnte ich auch gleich herkommen. Die Familie ist noch in Dänemark, aber ich bin mit dem ersten Flug nach Hause gekommen.«
    Kihlgård sah in Karins verdrossenes Gesicht.
    »Ach.«
    »Du klingst nicht gerade übermäßig begeistert«, sagte Knutas verärgert.
    »Doch, sicher, ich bin froh, dass du hier bist. Natürlich. Kannst du dir doch denken.«

    E mma hatte gerade das Weinglas an die Lippen gesetzt, als sie über die Köpfe in Donners Bar hinweg Johan entdeckte. Typisch, dass er gerade dann auftauchte, wenn sie ein Mal ausging.
    Sie trank einen Schluck und ließ ihn nicht aus den Augen. Er hatte sie noch nicht gesehen, sondern unterhielt sich angeregt mit Pia Lilja und einem Mann, den Emma zu kennen glaubte, aber nicht unterbringen konnte. Neben Johan stand eine Fremde. Ihr Äußeres war gelinde gesagt alarmierend. Sie war alles das, was Emma nicht war. Klein, dunkel, geheimnisvoll, kurvenreich. Wie eine anschmiegsame, schmusesüchtige Katze lachte sie und stupste Johan an, der ebenso verspielt reagierte. Seine Haare waren ungewöhnlich lang und lockig, er war unrasiert und blass zwischen den vielen sonnenverbrannten Touristen. Sumpft die Nächte durch und verschläft den halben Tag, dachte sie sauer. Warum hat er keine Farbe, wo er doch so leicht braun wird? Das war ihr nicht aufgefallen, als sie sich am Vortag in Almedalen getroffen hatten. Da hatte sie ihn nur attraktiv gefunden.
    Sie musterte ihn gereizt. Der Vater ihres jüngsten Kindes stand auf der anderen Seite des Straßencafés mit
einem Bier in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand, unbesorgt und ohne den geringsten Gedanken an sie und Elin.
    Natürlich hatte er sie mehrmals anzurufen versucht und eine Nachricht hinterlassen. Sie hatte es nicht über sich gebracht, zurückzurufen. Wenn sie nicht wusste, wie sie mit einem Problem umgehen sollte, ergriff sie die Flucht. Emma war sich dessen bewusst, schaffte es aber nicht, aus diesem Muster auszubrechen.
    Ihre Beziehung zu Johan war in eine Sackgasse geraten, und sie konnte keinen Ausweg sehen. Er wollte den ganzen Sommer auf Gotland verbringen und arbeiten, und sie hatte schon genau geplant, wie sie Elin zwischen sich aufteilen würden. Weiter mochte sie nicht denken.
    Jetzt musste sie einen Weg finden, um das Lokal unbemerkt zu verlassen. Kaum hatte sie das gedacht, als er sie entdeckte. Sie sah, wie er zusammenzuckte. Sofort schaute sie in eine andere Richtung und gab vor, ihn nicht gesehen zu haben. Zehn Sekunden später stand er neben ihr.
    »Hallo, Emma.«
    Eine Wärme im Bauch, als er ihren Namen aussprach. Sie schaute in seine dunkelbraunen Augen. Wandte den Blick ab, um nicht dort zu versinken. Er machte sie schwach, bis ins Mark.
    »Hallo«, antwortete sie leise.
    »Was machst du hier?«
    »Und du selbst?«
    »Wir kommen gerade von der Arbeit, Pia, ich, Peter und Madeleine, sie arbeiten für die landesweiten Nachrichten. Der Mord auf Fårö, du weißt schon.«
    »Sicher.«
    Sie nickte kurz. Das war sie also, eine Arbeitskollegin.

    »Wie geht es Elin?«
    »Sehr gut.« Sie lachte angespannt. »Meine Eltern kümmern sich heute Abend um sie.«
    »Okay.«
    Johan nickte und schaute gereizt zu den anderen hinüber.
    Emma fühlte sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut.
    »Du willst sicher zu deinen Arbeitskollegen zurückgehen?«, fragte sie mit sarkastischer Betonung auf dem letzten Wort.
    Ihre eigene Freundin war im Gewimmel verschwunden. Verdammt, warum war sie nicht mit einem Mann hier!
    Er sah sie an.
    »Ich hab dich heute mehrere Male angerufen. Warum hast du nicht abgenommen?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde zitterte sie, wollte in seiner Umarmung verschwinden und die Welt einfach anhalten. Aber dann antwortete sie:
    »Ich hatte zu viel zu tun. Und jetzt muss ich gehen.«
    Sie gab vor, jemandem am Eingang zuzuwinken, und lief los. Sie konnte aus dem Augenwinkel noch Johans unglücklichen Gesichtsausdruck sehen, aber als sie zur Bar hinüberschaute, ehe sie auf die Straße hinausging, stand er wieder dort und plauderte unbekümmert mit dieser

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