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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Anweisungen auf dem kleinen Schild und bog ab nach rechts, um die Seehunde nicht zu stören, oder sie ignorierte das Verbot und ging weiter am Wasser entlang. Der Entschluss fiel ihr nicht schwer. Wenn sie zum ersten Mal im Leben Seehunde in freier Natur sehen würde, dann wollte sie das auch aus nächster Nähe tun.
    Weit draußen auf der Landspitze setzte sie sich vorsichtig auf einen Felsen, packte ihre Brote aus und goss sich Kaffee ein. Die Seehunde schwammen, spielten und badeten in der Sonne. Obwohl sie wusste, dass sie eine Ordnungswidrigkeit beging, bereute sie das keine Sekunde. Sie blieb eine halbe Stunde in dieses Schauspiel vertieft sitzen. Hier gab es nur sie und die Seehunde.
    Drei Stunden später öffnete sich Franska Bukten vor ihr. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass an diesem friedlichen Ort eine junge Frau vergewaltigt und ermordet worden sein sollte.
    Mitten auf dem Strand blieb Karin stehen, zog sich aus und ging nackt ins Wasser. Sie wusste, dass sie allein war. Vermutlich war sie lange vor allen anderen aufgebrochen,
und der Weg vom Lager hierher dauerte mindestens drei Stunden.
    Nach dem Baden ließ sie sich am Strand von der Sonne trocknen. Trank eine Flasche Wasser und sah sich die Karte an. Hier standen also die Kanonen des gekenterten russischen Schiffs. Sie schaute sich um, konnte aber keine entdecken. Der Karte zufolge sollten sie weiter oben am Strand stehen, beim russischen Friedhof.
    Sie zog Hemd und Shorts an und ging auf den Waldrand zu. Dort lag er. Langsam bildete sich in ihrem Kopf ein Gedanke. Sie wurde langsamer. Der russische Friedhof. Natürlich. Der Mord hatte rein gar nichts mit Fusel oder russischen Kohletransporten zu tun. Der Schlüssel war hier zu finden, auf Gotska Sandön. Vor ihren Augen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie rannte zum Strand hinunter und raffte ihre Habseligkeiten zusammen.
    Ihre Gedanken wanderten zu Morgan Larssons regelmäßigen Reisen nach Gotska Sandön. Wann fanden sie statt? Immer an denselben Tagen, in regelmäßigen Abständen, über fünfzehn Jahre hinweg. Sie zog ihr Notizbuch aus dem Rucksack. Er kam immer zwischen dem 21. und dem 23. Juli. Wann war Tanja ermordet worden? Irgendwann im Sommer, aber sie konnte sich an das genaue Datum nicht erinnern. Sie fluchte in Gedanken, weil sie es nicht notiert hatte. Sie riss ihr Telefon heraus, um den Aufseher anzurufen. Das Telefon war tot. Kein Signal. Verdammt. Also konnte sie Knutas nicht verständigen.
    Sie suchte auf der Karte nach dem kürzesten Weg zurück ins Lager.

    A ls Karin endlich im Lager ankam, war sie schweißnass und ausgedörrt. Für eine Flasche Wasser hätte sie einen Mord begehen können, aber dazu reichte die Zeit nicht. Sie hatte zwei dringende Aufgaben. Sie musste Knutas erreichen, und sie musste feststellen, wann genau Tanja ermordet worden war. Außerdem musste sie so schnell wie möglich nach Hause. Ihr Telefon funktionierte noch immer nicht. Bei der Reihe der Klohäuschen kam sie an zwei jungen Männern vorbei, die die Latrinentonnen auswechselten. Von ihnen erfuhr sie, dass die nächste Fähre nach Gotland in einer Viertelstunde ablegen würde.
    Sie rannte in ihre Hütte und stopfte ihre Habseligkeiten in den Rucksack. Rannte zum Museum, das glücklicherweise geöffnet war. Kein Mensch war zu sehen. Sie brachte die Treppe ins Obergeschoss mit wenigen Sprüngen hinter sich und riss den gesuchten Ordner vom Tisch. Noch fünf Minuten bis zum Abgang des Bootes.
    Als sie zum Strand lief, sah sie, dass sie wieder ein Signal hatte, und rief Knutas an. Er meldete sich sofort.
    »Hallo«, keuchte sie. »Ich weiß jetzt, wie das alles zusammenhängt. Der Mord steht mit einem alten Fall in Verbindung. Eine Deutsche, die hier auf Gotska Sandön
mit ihrer Familie Ferien gemacht hat, 1985, ein unaufgeklärter Mord von 1985.«
    Das Telefon piepste, um mitzuteilen, dass die Akkus fast leer waren.
    »Verdammt. Wenn die Verbindung abreißt, ruf ich gleich von der Fähre aus an. Ich nehm die nächste, die geht in ein paar Minuten. Ich glaube, der Vater ist der Mörder. Er ist Russe.«
    »Alles klar, noch mal, ich komm nicht mit.«
    »Du erinnerst dich doch sicher an den Fall? Das war mitten im Sommer, deutsche Familie, Tochter wurde ermordet aufgefunden. 1985.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich. Aber damals war ich bei der Hilfspolizei, deshalb weiß ich nicht sehr viel. Und Herrgott, das ist doch zwanzig Jahre her. Aber der Fall konnte nie aufgeklärt werden.«
    »Nein,

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