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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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nachtschwarze Tragödie verwandelt hatte.
    Trotz intensivster Ermittlungsarbeiten waren die beiden Männer nie gefunden worden. Irgendwann hatte man die Akte dann geschlossen.
    Karin blätterte weiter im Ordner. Was war aus der Familie geworden? Sie konnte sich vage erinnern, damals von dem Mordfall gehört zu haben. Sie hatte diffuse Erinnerungen an Zeitungsschlagzeilen und Bilder von Gotska Sandön. Damals, 1985, hatte sie noch nicht einmal an der Polizeihochschule angefangen.
    Sie klappte den Ordner zu und verließ das Museum mit einem unruhigen Gefühl im Bauch.

Dienstag, 25. Juli

    N eben Emma im Doppelbett in Roma zu erwachen kam ihm unwirklich vor. Erst nach einiger Zeit wurde ihm klar, dass es wirklich so war. Erst jetzt, als er hier lag, ging ihm auf, wie sehr er sich nach ihr gesehnt hatte. Sie lag auf der Seite, von ihm abgewandt. Langsam streichelte er ihren schmalen Rücken – sie war so zierlich. Zerbrechlich, von innen und von außen. Plötzlich fühlte er sich stark. Und er hatte ungeheure Sehnsucht nach Elin. Wollte sofort losfahren und sie abholen. Aber die Arbeit wartete, noch war aus der Zentrale kein Ersatz für Madeleine geschickt worden, deshalb war er weiterhin für die Berichte über den Mord an dem Sprengmeister verantwortlich.
    Unter der Dusche dachte er über den Fall nach. Es konnte kein Zufall sein, dass Morgan Larsson auf dem Gelände der Cementa in Slite umgebracht worden war, so dicht bei dem Hafen, wo der illegale Schnapshandel vor sich ging. Und wo Peter Bovide ebenfalls eingekauft hatte. Dort musste die Verbindung liegen: Die Cementafabrik – der Handel im Hafen – Russland. Alles stimmte. Es gab viele Anzeichen dafür, dass der Schlüssel zum Mordmotiv im Hafen zu finden war. Als Erstes musste Johan herausfinden, was Peter Bovide und Morgan Larsson verband.

    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Emma in die Tür zum Badezimmer trat und ihren Bademantel herabgleiten ließ. Sie war so schön. Aber schmaler als sonst. Er streckte die Hand aus.
    »Komm.«
    Noch nie hatte er sich so schwer von ihr losreißen können. Die Zeit der Trennung schien sie noch enger miteinander verbunden zu haben.
    »Was ist mit deinem Mund passiert?«, fragte er lachend, als sie sich auf dem Weg zum Auto küssten. »Du bist ja wie ein Saugnapf!«
    »Das musst du gerade sagen!«
    Er nahm ihren Kopf zwischen die Hände.
    »Ich liebe dich, Emma.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich habe Sehnsucht nach Elin. Wann können wir sie holen?«
    »Ich fahre heute hin, und du kannst doch nach der Arbeit herkommen und hier übernachten?«
    »Wann darf ich einziehen?«
    »Jetzt gleich.«
    »Bestimmt?«
    »Bestimmt.«
    Sie sah so ernst aus, dass er lachen musste.
    »Schade, dass wir nicht schon morgen heiraten können.«

    U m halb sechs klingelte der Wecker. Karin hatte das Gefühl, höchstens eine Stunde geschlafen zu haben. Sie musste sich gewaltig zusammenreißen, um überhaupt aus dem Bett zu kommen. Draußen war alles totenstill. Sie packte ihren Rucksack, trank eine Tasse Kaffee, zwang sich dazu, zwei Brote zu essen. Sie war einwandfrei kein Frühstücksmensch, und so früh zu essen war fast eine Qual, aber die Worte des Aufsehers hallten in ihren Ohren wider. Eine lange Wanderung lag vor ihr, und unterwegs war nirgendwo Proviant erhältlich.
    Die aufgehende Sonne warf jetzt ihr Licht zwischen die Bäume, aber es war immer noch dämmerig, als sie sich auf den Weg machte. Im Wald war es still, sie hörte nur die weichen Tritte ihrer eigenen Füße.
    Auf der Karte hatte sie nach der Kapelle gesucht, und schon nach wenigen Minuten war die zu sehen. Die Tür stand offen, und Karin ging hinein. Setzte sich in eine der hintersten Reihen und ließ ihre Blicke über die blau angestrichenen Holzbänke wandern. Die Einrichtung war schlicht, und das Licht fiel malerisch durch die Fenster. Sie fragte sich, ob es einen besonderen Grund dafür gab, dass Morgan Larsson immer hergekommen war.

    Sie zündete eine der Kerzen an, die neben den Bankreihen aufgestellt waren, musterte sie eine Weile, dann blies sie sie aus und verließ die Kapelle.
    Die Wanderung durch den Wald dauerte länger, als sie erwartet hatte. Auf der anderen Seite öffnete sich der Las Palmas genannte Strand; sie hatte gelesen, der Name stamme von einem spanischen Schiff, das vor langer Zeit hier gekentert war.
    Der Strand war steinig und uneben und deshalb schwer begehbar. Als sie Säludden erreichte, kämpfte sie mit sich. Entweder hielt sie sich an die

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