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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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Himmel
war diesig und nebelverhangen, aber ein paar zaghafte
Sonnenstrahlen bemühten sich, den kalten Winterhimmel zu durchstoßen und
tauchten den Park in ein unwirkliches, fahl strahlendes Licht. Eine sonderbare
Ruhe lag über dem Anwesen und ohne einen rechten Grund gab Eliza sich Mühe,
ebenfalls keinen Lärm zu machen, als sie sich in der Küche ein kleines Frühstück
zubereitete. Sie war froh über Felis‘ Gesellschaft, doch auch die Katze
verhielt sich entgegen ihrer Gewohnheit, wenn es um das Einfordern ihrer
Mahlzeit ging, äußerst ruhig. Außerdem wunderte sich Eliza, dass sich Cosmin nicht blicken ließ. Wieder konnte sie nicht umhin,
wenigstens einmal versuchsweise an der Tür des zweiten Kühlschrankes zu
rütteln, doch er war auch heute Morgen verschlossen. Sie fragte sich, ob
Valeriu darin seine Kaviar-Vorräte aufbewahrte und sie musste schmunzeln. 
     
    Eliza entschloss sich an diesem
Vormittag zu ein paar Recherchen in der Uni-Bibliothek, die zugegebenermaßen
eher privatem Interesse geschuldet waren. Sie würde einen kleinen Abstecher in
die englische Romantik unternehmen und sich ein bisschen mit William Turner auseinandersetzen.
Sie spähte hinüber zum Gartenhaus, doch bei Wilbert war noch alles stockfinster
und der gute Mann hatte sich seinen Schlaf auch redlich verdient.
    Die Fahrt mit öffentlichen
Verkehrsmitteln gestaltete sich relativ kompliziert und Eliza wurde bewusst,
dass man den Luxus ihres privaten Limousinen-Service nicht hoch genug einstufen
konnte.
    Als erstes besorgte sie sich eine
CD-Rom, die das digitalisierte Werkverzeichnis des Künstlers enthielt. Dass sie
Titel und Datierung der beiden Bilder nicht kannte, machte die Suche nicht eben
einfacher, doch nach einer halben Ewigkeit war sie letztlich überzeugt, dass
die beiden Gemälde nicht verzeichnet waren. Anschließend loggte sie sich beim
Art Loss Register ein. Den Account hatte sie von
Stephan erhalten, der beruflich regelmäßig auf die Datenbank zugriff. Es
handelte sich dabei um ein internationales Verzeichnis gestohlener und vermisst
gemeldeter Kunstwerke. Sie suchte gezielt nach Turner-Bildern, doch auch hier
waren die beiden Gemälde der Ionescus nicht gelistet.
Je länger sie sich mit der Sache beschäftigte, desto alberner kam sie sich vor.
Wahrscheinlich hatte Valeriu ihr so selbstverständlich von der Echtheit der
Bilder erzählt, weil es keinen Grund gab, es zu verheimlichen. Vermutlich
handelte es sich tatsächlich um Erbstücke. Vielleicht hatte sie die ganze
Diskussion zwischen Aurica und Valeriu völlig missverstanden und absolut
willkürlich mit den Bildern verknüpft, die sie sich just in jenem Moment im
Korridor angesehen hatte.
     
    Es war jetzt genau Mittagszeit und Eliza
entschloss sich, ehe sie zum Museum fuhr, Valeriu im Büro einen Besuch
abzustatten. Das hatte sie bisher noch nie getan, aber sie war fest
entschlossen, seiner Geheimnistuerei und seinen exzentrisch-neurotischen
Verhaltensweisen auf den Zahn zu fühlen. Wenn sie schon nicht zusammen
Mittagessen gehen würden, könnten sie wenigstens gemeinsam einen Kaffee trinken
und das erste Mysterium, Valeriu endlich einmal bei Tageslicht zu Gesicht zu
bekommen, wäre gelöst.
    Leider
kam es anders.

 
    „Ich
habe heute Nachmittag im Museum Bianca getroffen und ihr gesagt, dass du mich
morgen zu ihrer Geburtstagsfeier begleiten wirst“, begann Eliza, nachdem sie in
Valerius Gesellschaft zu Abend gegessen hatte und sie bei einem Glas Rotwein am
Kamin saßen.
    „Sie freut sich darauf, dich
kennenzulernen. Und ich freue mich, dich endlich mal tagsüber zu Gesicht zu
bekommen.“
    Valeriu schaute sie fragend an.
    „Ich habe dir doch erzählt, dass Bianca
uns für morgen zum Brunch eingeladen hat und du hast versprochen, mitzukommen.“
    „Das Wort Brunch hast du dann
wohl unterschlagen. Ich war davon ausgegangen, dass wir abends eingeladen
sind“, erwiderte er ein wenig kühl.
    „Spielt das denn am Samstag eine so
große Rolle? Du wirst doch zwei Stunden am Samstagmittag erübrigen können.
Länger dauert ein Brunch nicht. Außerdem fällt beim Buffet auch nicht auf, wenn
du dich mit dem Essen zurückhältst“, meinte Eliza, doch Valeriu unterbrach sie.
    „Nein, Liebste. Die zwei Stunden kann
ich leider nicht erübrigen. Ich habe mittags eine wichtige Videokonferenz, zu
der ich ins Büro muss und außerdem noch diverse andere Termine. Es tut mir sehr
leid, aber du wirst allein gehen müssen. Wilbert wird dich fahren.“
    Valerius Ton

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