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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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nicht? Man hat
das Gefühl, das Sonnenlicht mit eigenen Augen zu sehen.“
    Valerius Augen strahlten und er wirkte
völlig entspannt.
    „ Laurin hat
die Gemälde geerbt. Es sind wirkliche Kostbarkeiten und ich kann verstehen,
wenn du der Ansicht bist, dass solche Bilder in Museen gehören und der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Aber ich kann auch verstehen,
dass die beiden sie um sich haben wollen.“
    Ganz ohne Nachfrage und ohne jegliche
Umschweife hatte Valeriu ihr die Antwort gegeben: Es handelte sich um
Originale. Und er wirkte dabei nicht wie jemand, den man in die Enge getrieben
oder ertappt hatte, sondern er erzählte es ihr aus freien Stücken und völlig
selbstverständlich. Nun hätte Eliza gern weitergefragt, wie Laurin an ein solches Erbe gekommen war, aber sie verkniff sich ihre Neugier, indem
sie sich ins Gedächtnis rief, dass ihre These soeben untermauert worden war und
sie sich unter Umständen auf dünnem Eis bewegte.
     „Ich könnte mich sicherlich auch
nicht von den Bildern trennen. Sie sind einfach atemberaubend“, bestätigte sie
daher, ehe sie wieder begann, ihren Gedanken nachzuhängen und sie war froh,
dass Valeriu ihre Schweigsamkeit der vorgeschützten Übernächtigung zuschrieb.
     
    Hatte
Eliza in der vergangenen Nacht tatsächlich recht gut geschlafen, so forderte
ihre Notlüge in der nachfolgenden ihren Tribut. Ihre Gedanken rotierten
andauernd um dieselben Fragen und ihr wurde fast schwindelig davon und von dem
ständigen Hin- und Herwälzen . Valeriu hatte gesagt, Laurin hätte die Turner-Gemälde geerbt . Waren seine
Erbstücke im Keller auch Gemälde? Waren sie einander doch nicht so zufällig
begegnet, wie sie angenommen hatte und hatte er vielleicht vorsätzlich den
Kontakt zu ihr gesucht, um bestimmte Informationen zu erhalten oder, um sich
Zutritt zum Leopoldmuseum zu verschaffen? Plötzlich erschien sein überragendes
Interesse an Egon Schieles Selbstseher in einem ganz anderen Licht. Was,
wenn sie nur ein Mittel zum Zweck war, das diesen bloß noch nicht vollständig
erfüllt hatte? Hatte er deshalb Skrupel, mit ihr zu schlafen?
    Nein,
auch wenn sie sich diese Gedanken machte, spürte sie in ihrem Inneren, dass er
sie in Hinblick auf seine Gefühle nicht belogen hatte. Valeriu liebte sie und
sie glaubte fest daran, dass sie mehr für ihn war, als der Schlüssel zu einem
Coup. Sie versuchte, ein paar Gegenargumente zu ihrer eigenen Kunstraubthese zu
finden. Zum einen blieb ihr absolut unverständlich, dass Laurin und Aurica sich das Diebesgut einfach an die Wand hängten und dass Valeriu ihr
so bereitwillig Auskunft gegeben hatte. Außerdem rief sie sich ins Gedächtnis,
dass Aurica unmissverständlich dafür plädiert hatte, sie einzuweihen und dass
kein einziges Wort der Drohung gegen sie gefallen war. Eigentlich war die
einzige Frage, die sie sich stellen musste, sofern ihre Theorie zutraf, ob sie
mit diesen Gegebenheiten würde leben können oder nicht. Selbst wenn Valeriu
Gemälde stahl oder sie fälschte, würde sie ihn darum wohl kaum verlassen. Was
ihr allerdings nicht aus dem Kopf gehen wollte, war die Tatsache, dass Aurica
ihr offenbar vertraute und darauf drängte, sie einzuweihen, während Valeriu sie
nach wie vor völlig im Unklaren ließ und sich mit äußerst nebulösen Andeutungen
begnügte. Hatte er wirklich Angst, sie zu verlieren oder vertraute er ihr immer
noch so wenig? Sie würde sich damit arrangieren können, dass er ein Dieb war,
aber nicht damit, dass er ihr misstraute. Das war es, was wehtat und sich
anfühlte, wie lauter kleine spitze Nadelstiche in der Herzgegend.
     

 
    Am
Freitagmorgen war Eliza überzeugt, überhaupt nicht geschlafen zu haben. Sie
hatte jede Stunde auf die Uhr gesehen und regelrecht darauf gewartet, dass die
Nacht vorbeiginge. Ab den frühen Morgenstunden hatte sie darauf gelauscht, wann
Leben im Haus einkehrte, wann Valerius Schritte auf der Treppe zu hören sein
würden, vielleicht eine gedämpfte Unterhaltung zwischen ihm und Wilbert und
dann das Starten des Motors seines Wagens. Aber sie hatte nichts von alledem
vernommen, sondern es blieb absolut still im Haus. Vielleicht war sie im
Morgengrauen doch ein wenig eingedöst oder aber ihr Schlafzimmer lag so ruhig,
dass einfach keine Geräusche zu ihr drangen.
    Es war das erste Mal, dass Wilbert sie
nicht im Erdgeschoss erwartete. Um diese frühe Uhrzeit rechnete er wohl noch
nicht mit ihr und so war sie zum ersten Mal allein in Valerius Haus. Der

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