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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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besaß ein paar besonders
schöne alte Stücke Meißner Porzellan mit Watteau-Szenen und Blumenbouquets
sowie wunderschöne Jugendstil-Glasvasen von Gallé und Majorelle . Die Bilder an den Wänden waren in etwa
Zeitgenossen des Mobiliars und stammten von englischen Künstlern der Romantik
und aus dem Umfeld der Präraffaeliten. Prominent direkt über dem Kamin hing
eine hochwertige Kopie eines Gemäldes von Dante Gabriel Rossettis ,
das wie eine Variation seiner berühmten Venus Verticordia wirkte. Eliza war sicherlich nicht die einzige, der die gewissen Ähnlichkeiten
zwischen Aurica und Rossettis von Blumen umrankter
blasser Schönheit mit dem flammend roten Haar auffielen.
    Insgesamt
war das Anwesen der Ionescus ein sehr wohnlicher,
behaglicher und äußerst gastlicher Ort. 
    Sie saßen im gemütlichen Kaminzimmer am
offenen Feuer und unterhielten sich über die Inszenierung der Strauß-Operette
und darüber, wie sich Eliza bei Valeriu eingelebt hatte.  
    Auf dem Weg von der Toilette zurück zu den
anderen entdeckte Eliza im Korridor zwei eindrucksvolle, besonders lichtstarke
Turner-Gemälde. Eliza kannte beide Motive nicht, aber das eine hatte große
Ähnlichkeiten mit The Decline of Carthaginian Empire und das andere mit Light and Colour . Die Bilder waren
einander wirkungsvoll gegenüber gehängt. Es musste sich um äußerst hochwertige
Repliken handeln, denn sie waren für den Betrachter von Originalen nicht zu
unterscheiden. Während sie die Gemälde begutachtete, konnte sie hören, wie
nebenan mit gedämpften Stimmen diskutiert wurde. Sie wollte eben wieder
eintreten, als sie unwillkürlich an der angelehnten Tür stehenblieb und
lauschte.
    Es war Aurica, die auf Valeriu
einredete: „Du musst es ihr sagen. Sie ist zu klug und belesen, um diesen Mummenschanz
noch lange mitzuspielen. Immerhin beschäftigt sie sich mit Okkultismus und
Geisterphänomenen in der Kunst. Du musst sie vorbereiten. Wenn sie es auf
eigene Faust entdeckt, wird sie uns alle für Monstren halten, sie wird
unberechenbar sein und du wirst nicht mehr zu ihr durchdringen und sie für
immer verlieren.“
    Dann
plötzlich herrschte Stille und es folgte auch keine Antwort oder Stellungnahme.
Vielleicht hatten sie Elizas Anwesenheit bemerkt. Sie stand noch einen Moment
wie angewurzelt da. Dass es um sie gegangen war, stand außer Frage, aber
Auricas Worte ergaben keinen Sinn für sie. Valerius ganzes Umfeld schien an
dieser mysteriösen Verschwörung beteiligt zu sein, nur sie wollte er nicht
einweihen. Es musste sich um irgendwelche kriminellen Machenschaften handeln;
warum sonst sollte Aurica davon ausgehen, dass Eliza sie alle verurteilen
würde, wenn sie die Wahrheit erführe. Aber wie stand das mit ihrem
Forschungsgebiet in Zusammenhang? Kunstfälscherei ?
Kunstraub? Waren das, was sie für hochwertige Kunstkopien hielt, etwa die
Originale, die sich die Herrschaften ungeniert ins Wohnzimmer hängten? Und
bewahrte Valeriu seine Beute vielleicht im verschlossenen Kellerraum auf?
Bedeutete sie letzten Endes eine Gefahr für Valeriu, wenn sie zu viel erführe
und wie würde er dann handeln? War die Bedrohung, von der er immer sprach,
letztlich die, dass er sie würde zum Schweigen bringen müssen, wenn sie seine
Unternehmen gefährdete? Eliza spürte, wie ihr kühler Schweiß auf die Stirn trat
und sich ihre Kehle zuschnürte. Am liebsten wäre sie davongelaufen. Aber wie
hätte sie das ohne Auto mitten in einer verschneiten Winternacht im ihr
unbekannten Villenviertel von Klosterneuburg anstellen sollen? Also atmete sie
tief durch und betrat die Höhle der Löwen. Alle waren genauso nett und
zuvorkommend, wie zuvor, aber Eliza meinte eine gewisse latente Anspannung
wahrzunehmen, die in der Luft lag. Sie selbst war nicht mehr fähig, sich
ernsthaft am Gespräch zu beteiligen und nahm die Worte der andren nur noch wie
durch Watte wahr. Sie drängte früher, als es ihre Art und als es ihr an der
Seite des Nachtschwärmers Valeriu zur Gewohnheit geworden war, zum Aufbruch,
mit der halbgaren Begründung, in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen zu
haben.
     
    Es blieb in dieser Nacht ungewöhnlich
still im Wagen und Eliza spielte im Kopf die verschiedenen Varianten durch, wie
sie sich in Hinblick auf ihre abenteuerlichen Vermutungen Klarheit verschaffen
könnte.
    „Diese beiden Turner-Gemälde im Flur,
sind dir die aufgefallen?“ fragte sie schließlich und hoffte, dass ihr Ton
nicht zu misstrauisch klang.
    „Ja, sie sind herrlich,

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