Somnambul Eliza (German Edition)
hinter César aufgetaucht war, legte einen
behandschuhten Finger an seine Lippen und Eliza biss sich auf selbige, um
keinen Laut von sich zu geben. Sie wusste, dass er es war, obwohl er mit der
dunklen Schiebermütze, seiner großen schwarzen Sonnenbrille, die sein halbes
Gesicht verdeckte, und dem hochgeschlagenen Mantelkragen wie Humphrey Bogart
als Philip Marlowe aussah. Eliza beobachtete im Spiegel, wie sich die schlanke,
elegante Gestalt ihrem Angreifer lautlos näherte, bis sie nur noch einen
Schritt voneinander entfernt waren.
„Ich hatte dir geraten, dich von Frauen
fernzuhalten. Speziell von dieser“, tönte Valerius schöne Stimme laut und
mächtig, doch gleichzeitig unwirklich gläsern durch den Raum.
Der Franzose wirbelte herum und gleich
darauf nahm ein wildes Handgemenge seinen Lauf. Doch diesmal war der Kampf
nicht so schnell entschieden, wie an jenem Abend vor der Parkgarage. Es kostete
Valeriu sichtlich Kraft und merklich Anstrengung, die Schläge des Franzosen
abzuwehren und ihm seinerseits zuzusetzen. Seine zusammengepressten Lippen formten
eine schmale Linie, seine ohnehin blasse Haut war totenfahl und durchscheinend.
Jeder Schritt, jedes Ausweichmanöver, jeder Schlag schien ihm Kraft zu kosten
und sein eisernes Mienenspiel verriet die Willensstärke, die er benötigte, um
den Angriffen des Franzosen standzuhalten. Dennoch agierte er mit phänomenaler
Geschwindigkeit und atemberaubender Körperbeherrschung und sein eleganter
Kampfstil war am ehesten mit dem eines Fechters und seine Bewegungen mit denen
einer Raubkatze vergleichbar. Schließlich gelang es ihm, den Mann, der ihm an Körpermasse haushoch überlegen war, mit ungeahnter Wucht
gegen eine der Toilettentüren zu schleudern. César sackte in sich zusammen und
Valeriu ließ im gleichen Moment von ihm ab, um sich Eliza zuzuwenden, die noch
immer wie betäubt an der Wand kauerte.
„Pass auf! Hinter dir!“ Elizas Stimme
überschlug sich regelrecht in Furcht und Panik.
Valeriu machte geradezu blitzartig kehrt
und seine Bewegung verschwamm vor ihren Augen wie eine Zeitrafferaufnahme. Dennoch
war es zu spät. Der Franzose stach mehrmals mit dem Butterfly-Messer zu.
Elizas
gellender Schrei mischte sich mit dem unmenschlich-animalischen Schmerzenslaut,
der sich Valerius Kehle entrang. Dann wurde beides von einem schrecklichen,
schrillen Fiepen übertönt, neben dem kein anderes Geräusch mehr existierte.
Die Zeit schien stillzustehen. Alles,
was jetzt geschah, war unwirklich und spielte sich wie in Zeitlupe ab.
Eliza fing Valeriu auf und hielt ihn in
ihren Armen, während der Franzose die Flucht ergriff.
Sie nahm ihm die Sonnenbrille ab und
küsste seine kalte Stirn. Sein ebenso eisiges Blut strömte über ihre Hände.
„Wir brauchen einen Arzt!“ rief sie mit
tränenerstickter Stimme, doch auch die versagte ihr den Dienst und die Worte
drangen nur halb so laut über ihre Lippen, wie sie es vorgesehen hatte.
„Kein Arzt, Eliza. Es ist nicht so
schlimm, wie es aussieht. Bring mich hier raus.“
Valerius Lippen hatten sich kaum bewegt
und dennoch hatte sie jedes seiner leisen, eindringlichen Worte verstanden.
„Du bist sehr schwer verletzt, Liebster.
Du musst ins Krankenhaus“, flüsterte sie.
„Eliza, bring mich nach Hause!“ Seine
schwache Stimme hatte einen gebieterischen Klang angenommen, doch da waren sie
schon von Menschen umringt. Jemand telefonierte mit einem Handy und schließlich
bahnten sich zwei Männer in Sanitäterkleidung den Weg
zu ihnen. Routiniert öffneten sie Valerius Mantel und sein blutgetränktes Hemd.
Seine muskulöse Brust hob und senkte sich nur schwach, als sie ihm
Druckverbände anlegten. Eliza wusste nicht, wie lange das Ganze gedauert hatte,
es kam ihr vor wie ein schrecklicher Film oder ein schlimmer Alptraum. Doch
dann ging alles ganz schnell und ohne recht zu wissen wie, fand sie sich neben
Valeriu sitzend in einem Krankenwagen wieder. Man drückte ihr einen Eisbeutel
für die Beulen an Hinterkopf und Wange in die Hand, doch sie spürte den
bummernden Schmerz kaum.
Valeriu hatte die Augen geschlossen und
es machte ihr Angst, dass er so unnatürlich ruhig dalag, ohne sich zu rühren
oder einen Laut von sich zu geben. Verzweifelt streichelte sie seine eisige
Hand, doch auch die bewegte sich nicht unter dem sanften Druck ihrer Finger.
„Ich liebe dich, Valeriu. Und ich brauche
dich. Du darfst nicht sterben, hörst du?“ flüsterte sie und ihre Tränen fielen
auf sein hübsches, nun
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