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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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handele sich um erlernbare
Hypnosetechniken.
    „Das ist also auch eine eurer
vampirischen Gaben?“ Elizas Frage ging direkt an Valeriu und in ihrer Stimme
schwangen unverhohlene Fassungslosigkeit und ein gewisser Zorn mit.
    „Ja, so ist es“, bestätigte Valeriu
ruhig. „Wir haben bestimmte mentale Fähigkeiten. Wenn es uns gelingt, eine
Verbindung zu unserem Gegenüber herzustellen, sind solche Gedankenübertragungen
prinzipiell möglich. Eigentlich hat uns die Natur wohl aus Jagdzwecken mit diesen
telepathischen und hypnotischen Fertigkeiten ausgestattet, um unsere Opfer
aufzuspüren, sie gefügig zu machen oder sie den Angriff vergessen zu lassen.
Aber wie du siehst, lassen sie sich auch auf andere Weise nutzen.“
    „Dann kannst du also meine Gedanken
lesen? Und manipulieren?“ Jetzt war es fast ein Hauch von Panik, der in Elizas
Stimme mitschwang und Valeriu beeilte sich, ihr zu antworten: „Nein, wir können
nicht hören, was du denkst, falls du das meinst. Ich kann nur versuchen, zu
erspüren, was in dir vorgeht. Das ist im Grunde nichts Übernatürliches, nur bin
ich ein wenig geübter darin und meine Sinne bieten mir feinere Antennen, so
dass die Ergebnisse teils etwas präziser sind, als in normalen
zwischenmenschlichen Beziehungen. Und um dir meinen Willen aufzuzwingen oder
dich auf andere Weise zu manipulieren, müsste ich dich zuerst hypnotisieren und
ich bezweifle, dass mir das bei dir gelingen würde.“
    „Hast du es schon einmal versucht?“
fragte Eliza noch immer misstrauisch.
    „Nein. Und ich gebe dir mein Ehrenwort,
dass ich es auch nicht versuchen werde. Ich gebe zu, dass ich mich ein oder
zweimal aus der Affäre gezogen habe, indem ich dich mit Müdigkeit einlullte,
wenn du der Wahrheit mit deinem Einfühlungsvermögen und deinem scharfen
Verstand gefährlich nahe gekommen bist. Und einmal war ich sogar verführt, mich
dir aus reinem Egoismus ganz und gar zu offenbaren, nur um dir gleich danach
die Erinnerung daran wieder zu nehmen. Aber ich habe es nicht getan. Ich bin
niemals gewaltsam in deinen Geist eingedrungen und ich habe dir nie auch nur
einen einzigen Gedanken aufgezwungen oder geraubt. Deine Autonomie, die
Freiheit deiner Entscheidungen und Gedanken ist für mich das höchste Gut und
ich verspreche dir, dass ich niemals versuchen werde, dich dessen zu berauben.
Und ich gelobe dir außerdem, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde,
damit das auch keinem anderen gelingt.“
    Er hatte durch und durch aufrichtig
geklungen und Eliza konnte nicht anders, als ihm zu glauben.
    „Das führt uns dann wohl zu René“,
meinte Laurin trocken. „Was hast du vor, wegen ihm zu
unternehmen?“
    „Offen gestanden – ich weiß es nicht. Du
kannst dir leicht ausmalen, was ich mit ihm tun möchte. Aber meine
Möglichkeiten sind begrenzt. Du kennst den Vorteil, den er mir gegenüber hat
und er ernährt sich auf traditionelle Weise, was ihn zusätzlich stärkt“,
erklärte Valeriu verdrießlich durch zusammengebissene Zähne und Eliza
beobachtete, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.
    Laurin nickte. „Genau
das ist es, warum ich dich eindringlich bitten möchte, nicht überstürzt zu
handeln. Deine Wut und der Rachedurst sind nur allzu verständlich, aber sie
sind in dieser Situation schlechte Ratgeber. Du darfst nicht vergessen, dass du
jetzt Verantwortung für zwei trägst, mein Freund.“
    Valeriu lächelte ein etwas verstimmtes,
aber nicht weniger reizvolles schiefes Lächeln: „Dessen bin ich mir sehr wohl
bewusst, Laurin . Anderenfalls hätte ich bereits
gehandelt. Dennoch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis René mit seinen
unsäglichen Ernährungsgewohnheiten das Arkanum gefährdet und ab diesem Moment
ließe mir der Kodex freie Hand.“
    Eliza wurde abwechselnd heiß und kalt.
Die Berichterstattung um die rätselhaften Suizide der jungen Frauen kam ihr
wieder in den Sinn.
    „Diese ganzen Mädchen haben nicht
Selbstmord begangen, oder?“ fragte sie mit tonloser Stimme und das Entsetzen
stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Valeriu schüttelte langsam mit dem Kopf,
während er seine kühle Hand auf ihren erhitzten Handrücken legte. Er schien im
ersten Moment überrascht, dass sie diese Verbindung so schnell hergestellt
hatte, doch dann hielt er es, wie schon die vergangenen zwei Tage, mit der
unverhohlenen Wahrheit.
    „Es besteht in der Tat kaum ein Zweifel,
dass diese ominösen Todesfälle auf Renés Konto gehen. Die jungen Damen passen
genau in sein

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