Somnambul Eliza (German Edition)
Rückbank
des Porsches Platz und Wilbert chauffierte sie zur Mondscheingasse.
„Ich bin froh darüber, dass Sie endlich
Bescheid wissen, Miss Hoffmann. Ich hätte das nicht mehr lange mit ansehen
können, wissen Sie? Und ich bin so froh, dass Sie dem Baron Gelegenheit gegeben
haben, sich Ihnen zu erklären, ohne ihn vorzuverurteilen“, erklärte er und der
freundliche Blick, der sie über den Rückspiegel traf, hatte etwas
Großväterliches.
Wie Valeriu es verlangt hatte,
begleitete Wilbert sie bis hinauf zu Stephans Wohnung und an ihrem Finger trug
sie den Opalring, der in den erfrischendsten Blau-
und Grünnuancen schillerte.
„Sag, dass ihr euch nicht getrennt habt.“
Stephan stand mit verschränkten Armen in seiner Wohnungstür.
„Nein, Valeriu und ich sind zusammen.“
Eliza spürte, dass ihr freudestrahlendes Lächeln sehr viel mehr verriet, als
diese sechs kleinen Worte.
„Gott sei Dank! Dann komm erst mal her
und lass dich umarmen, Liebes.“
Erst jetzt ließ Stephan sie in seine
Wohnung und sie folgte ihm ins Wohnzimmer, wo Felis zusammengerollt auf einem
der witzig nostalgischen Sofakissen mit kitschiger Blumenstickerei lag. Als
Eliza den Raum betrat, hob die Katze den Kopf, wobei aus ihrer sphinxhaften Miene nicht zweifelsfrei zu klären war, ob die
Wiedersehensfreude oder das Eingeschnapptsein überwog.
Eliza ließ sich neben Felis nieder und
ließ die Katze erst in Ruhe an ihrer Hand schnuppern, ehe sie begann, sie zu streicheln
und sie auf ihr seidiges Köpfchen zu küssen.
„Du machst vielleicht Sachen. Felis und
ich haben uns wirklich aufgeregt und wir haben versucht, unseren Sorgen mit
essen Herr zu werden. Wir haben beide Polsterchen angesetzt in den letzten vier Tagen.“
Stephan hatte die Arme vorwurfsvoll in
die Hüften gestemmt und Eliza musste über seine divenhafte Empörung schmunzeln.
„Ach, und deine Oma hat vorhin auch bei
mir angerufen. Sie versucht seit gestern, dich zu erreichen. Aber dein Handy
war wohl ausgeschaltet“, fuhr Stephan ebenso vorwurfsvoll fort.
„Es tut mir leid, das alles war wirklich
nicht meine Absicht“, entschuldigte Eliza sich zerknirscht.
Oma Sibylle fiel ihr erst jetzt wieder
ein. Sie musste sich in der Tat furchtbare Sorgen machen. Valerius
Telefonnummer hatte sie nicht und Eliza hatte ihr Handy im Krankenhaus
ausgeschaltet und seitdem vergessen, es wieder einzuschalten.
„Dann besitzt du jetzt ja vielleicht die
Güte, mir den tieferen Sinn meiner Fressattacken zu
enthüllen?“ platzte Stephan in ihre Überlegungen.
„Das ist eine ziemlich lange Geschichte
und nicht so einfach zu erklären. Ich habe bestimmte Dinge verkehrt eingeordnet
und entsprechend falsche Schlüsse gezogen. Aber mittlerweile hat sich alles aufgeklärt
und ich weiß jetzt, dass ich Valeriu in jeder Hinsicht vertrauen kann.“
Stephan runzelte die Stirn. „Damit
willst du mich tatsächlich abspeisen, oder? Mehr Details hast du für deinen
besten Freund und weltbesten Cat-Sitter nicht übrig? Dann erzähl mir
wenigstens, wie der Versöhnungssex mit dem Thin White Baron war.“
Eliza war ein bisschen perplex.
„Nun sag schon. Das Lächeln vorhin kam
doch nicht von ungefähr. In diesen Dingen kannst du mir nichts vormachen,
Liebes.“
Stephan hatte sich noch neben Eliza und
Felis auf die Couch gequetscht und hatte eines der Sofakissen in den Arm
genommen, wie es Mädchen in amerikanischen Teenie-Filmen tun, wenn sie ihren
Freundinnen von ihrem ersten Schwarm erzählen.
Ehe Eliza es verhindern konnte, indem
sie sich auf die Innenseiten ihrer Wangen biss, war da wieder dieses selige
Lächeln.
„Es war unbeschreiblich schön“, sagte
sie schließlich und spürte, wie sie ein bisschen rot wurde.
„Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus
der Nase ziehen. Hab doch wenigstens ein bisschen Verständnis für jemanden, bei
dessen erstem feuchten Traum David Bowie und Mick Jagger die Hauptrollen
gespielt haben.“
Eliza rollte vorwurfsvoll mit den Augen.
„Dann sag wenigstens, ob Valeriu als
Liebhaber so gut ist, wie ich ihn mir vorstelle.“
Eliza grinste. „Da kannst du ganz
beruhigt sein, Stephan. Ich bezweifle, dass du dir auch nur im Entferntesten
vorstellen kannst, wie gut er ist.“
Stephan quiekste in seiner altbekannten Weise, doch Eliza
blieb eisern und blieb ihm weitere Einzelheiten schuldig.
Genau genommen hatte sie, als sie sich
mit dem Katzenkorb in der Hand von Stephan verabschiedete, nicht eine einzige
der zahlreichen brisanten Neuigkeiten
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