Somnambul Eliza (German Edition)
zu
verschlafen.“ Valerius Stimme war noch immer völlig ruhig und seine
aufmerksamen Augen beobachteten jede ihrer Reaktionen.
„Hast du ihn dazu gemacht?“ wollte sie
wissen.
Valeriu nickte. „Ich hätte niemals einem
Menschen antun können, was mir angetan wurde. Aber ich brauchte jemanden, dem
ich mich anvertrauen konnte, eine verlässliche Instanz, während sich alles um
mich herum veränderte, alterte und verging.“
Eliza hörte seiner Stimme an, dass er
sich selbst nicht einmal diese Entscheidung verziehen hatte. Sie bedeutete ihm,
sich wieder zu setzen und ließ sich dann auf seinem Schoß nieder, um den Kopf
an seine kühle Schulter zu lehnen.
„Du musst dich nicht rechtfertigen, für
das, was du getan hast. Und nicht für das, was du bist“, sagte sie leise. „Du
bist ein legitimer Erdenbürger und ein wunderbares Individuum. Ich liebe dich,
Valeriu Bazon-Arany.“ Sie fuhr ihm sanft durchs Haar und er hielt sie fest an
sich gedrückt.
Erschrocken sah sie, wie sich rötlich
schillernde Tränen in seinen schönen bunten Augen formten, doch er zwinkerte
zweimal heftig und dann waren seine Augen wieder völlig klar.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie
viel mir das bedeutet, was du eben gesagt hast“, erwiderte er und aus dem
Vibrieren seiner rauen Stimme entnahm sie, wie ernst es ihm damit war.
Am
Abend kündigten Laurin und Aurica ihren Besuch an und
bei dem Gedanken, den Abend mit drei Vampiren zu verbringen, wurde es Eliza
doch etwas mulmig.
Wieder einmal schien Valeriu ihre
Gedanken gelesen zu haben: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Liebste.
Die beiden sind meine besten und ältesten Freunde. Von ihnen hast du nichts zu
befürchten.“
Eliza wusste, dass er damit Recht hatte
und sie rief sich ins Gedächtnis, wie viel Vertrauen Aurica ihr nach dem
Überfall entgegengebracht hatte. Dennoch blieb ein Rest der Anspannung und
Nervosität, als es wenig später an der Tür klingelte.
„Wie schön, euch beide wohlauf zu sehen!
Wir haben uns um euch beide ziemliche Gedanken gemacht“, erklärte Aurica und
herzte erst Eliza, dann Valeriu.
„Wilbert hat uns schon gestern Abend
telefonisch Entwarnung gegeben, aber wir wollten uns lieber noch persönlich
davon überzeugen, dass es euch den Umständen entsprechend gut geht“, ergänzte Laurin und Eliza erkannte den analysierenden Blick des
Arztes, als Laurin sie zur Begrüßung umarmte.
„Ein bisschen blass um die Nase und die
Augenringe künden von latenter Übernächtigung, was jedoch in deinem speziellen
Fall keinen besonderen Grund zur Besorgnis darstellt“, diagnostizierte er mit
einem sympathisch kumpelhaften Lächeln.
„Und du, mein Freund?“ wandte er sich
Valeriu zu. „Wie hast du das waghalsige Manöver überstanden?“
Valeriu lächelte entspannt. „Ich muss
euch noch einmal für euren engagierten Einsatz danken. Anschließend hatte ich die
beste Betreuung, die man sich nur wünschen kann“, erklärte er mit Blick auf
Eliza und sie hoffte, nur sie wisse dieses vertraulich verschmitzte Lächeln zu
deuten.
Valeriu legte den Arm um ihre Taille,
als sie ihren Gästen voran ins Kaminzimmer gingen und seine Nähe beruhigte sie.
Wilbert servierte Rotwein und diesmal
kam die vormals geheimnisvolle Flüssigkeit aus Valerius Pipettenfläschchen und aus einer kleinen antiken Silberphiole, die Aurica in ihrer Handtasche
hatte, ganz ungeniert zum Einsatz.
Eliza schauderte bei dem Gedanken, dass
sie ihren Wein mit Blut zu panschen pflegten, doch andererseits hatte auch
diese Tatsache mehr Stil, als er den Blutsaugern im Allgemeinen in alten Filmen
und Schundromanen zugestanden wurde.
„In der Klinik, was genau habt ihr da
eigentlich getan?“ fragte Eliza.
Daraufhin erklärte Aurica ihr, wie sie
die Krankenschwester kraft ihrer Gedanken dazu gebracht hatte, Valerius Eintrag
aus ihrer Datenbank zu entfernen und seine Krankenkartei zu vernichten und wie
sie anschließend dafür gesorgt hatte, dass sie und die behandelnde Ärztin
Valerius Klinikaufenthalt vergaßen. Dagegen klang Laurins und Wilberts Part, die Valeriu über den direkten Weg durch ein
Fenster entführt hatten, geradezu banal. Auricas Worte hingegen machten Eliza
Angst. Die Vorstellung, dass jemand von außen nach Belieben in ihre Gedanken
eindringen und dort Veränderungen vornehmen konnte, war ihr mehr als suspekt.
Diese Fähigkeit hatte Valeriu ihr bislang verschwiegen und in Hinblick auf René
hatte er sie in dem Glauben gelassen, es
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