Somnambul Eliza (German Edition)
er Wilbert aus dem Zimmer.
Man konnte hören, wie die Männer durch
die Eingangshalle zu Valerius Büro gingen, doch Eliza konnte kein Wort von dem
verstehen, was sie sich auf dem Weg dorthin unterhielten. Dann wurde es still.
Aurica rutschte zu Eliza auf die Couch.
„Mach dir keine Sorgen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit der Polizei zu
tun haben. Es ist lange her, aber Valeriu ist erfahren genug, um mit den
Beamten fertigzuwerden“, sagte sie leise.
„Aber was können sie von ihm wollen?“
Aurica zuckte mit den Achseln. „Wir
haben uns nichts zu Schulden kommen lassen. Ich fürchte, es hat irgendetwas mit
René zu tun.“
Aurica hatte den Satz gerade ausgesprochen,
als wieder Stimmen in der Halle zu hören waren und gleich darauf die Tür
geöffnet wurde.
„Die beiden Herren hier sind von der
Polizei. Bezirksinspektor Kaminski und sein Assistent sind in einer für uns
alle schockierenden Angelegenheit hier. Man hat Frau Algeyer tot aufgefunden,
nicht lange, nachdem wir die Feier verlassen haben“, erklärte Valeriu ruhig. Er
machte eine dem Anlass angemessene Pause. Dann fuhr er fort: „Als die Beamten
erfuhren, dass wir alle Gäste auf dieser Party waren, wollten sie auch mit euch
sprechen.“
Dann bat er die Polizisten, Platz
zu nehmen.
„Zunächst einmal haben Sie als Gäste der
Verstorbenen alle mein tiefes Mitgefühl. Außerdem möchte ich Sie wegen der
späten Störung um Verzeihung bitten“, begann der Inspektor und Eliza war von
der höflichen und rücksichtsvollen Einleitung überrascht, die so ganz anders
war, als man sie aus Fernsehkrimis kannte.
„Ich muss Sie jetzt zunächst um Ihre
Namen bitten und, sofern Sie diese zur Hand haben, auch um Ihre Ausweise“,
sagte der Inspektor im noch immer entschuldigenden Ton, während sein Kollege
ein Notizbuch hervorkramte.
„Ich denke, die Namen werden genügen“,
erwiderte Valeriu bestimmt und sah dem Polizisten dabei tief in die Augen.
Eliza wunderte sich über diesen
merkwürdigen Einwand, doch Inspektor Kaminski lächelte bloß und erklärte
freundlich: „Natürlich sind Ihre Namen voll und ganz ausreichend.“
Nachdem die Formalien auf diese Art
geklärt waren, fuhr er fort: „Wir gehen derzeit von einem Suizid aus, doch die
Umstände des Leichenfunds machen eine genaue Untersuchung nötig.“
„Wie genau hat man sie denn
aufgefunden?“ wollte Laurin wissen und beugte seinen
langen Oberkörper interessiert nach vorn, während er den Inspektor mit
analytischem Blick fixierte. In diesem Moment bot Laurin ein optisches Paradebeispiel seines Berufsstands.
„Nun, eigentlich sind das vor Abschluss
der Ermittlungen polizeiliche Interna, die ich weiterzugeben nicht befugt bin.“
Er räusperte sich, dann fuhr er fort: „Frau Algeyers Leiche wurde mit
aufgeschnittenen Pulsadern auf dem Bett einer Hotelsuite liegend gefunden. Sie
war frisch geschminkt und nur mit Reizwäsche bekleidet; auf dem Nachttisch eine
unberührte Flasche Sekt aus der Minibar mit zwei ebenso unberührten Gläsern.
Alles deutet mehr darauf hin, dass sie jemanden erwartete, als dass sie
vorhatte, sich umzubringen. Einen Abschiedsbrief haben wir bislang ebenfalls
nicht sicherstellen können. Aber Spuren von Gewalt oder Fremdeinwirkung konnten
auch keine festgestellt werden.“
„Das heißt, abgesehen von den
aufgeschnittenen Pulsadern war sie völlig unversehrt?“ hakte Aurica nach.
„Nun, abgesehen von diesen merkwürdigen
kleinen Wundmalen an ihrem Hals. Wir hatten zunächst vermutet, es könnte sich
um Injektionseinstiche handeln, doch das konnten wir schnell ausschließen.
Vermutlich handelt es sich um Insektenstiche, die nur zufällig so symmetrisch
angeordnet sind und rein gar nichts mit ihrem Tod zu tun haben. Aber natürlich
handelt es sich dabei nur um vorläufige Ermittlungsergebnisse. Genaueres wird
dann erst die Obduktion ergeben.“
„Ist denn jemand beobachtet worden, der
ihr gefolgt sein könnte?“ wollte Valeriu wissen und Eliza fragte sich, wer hier
eigentlich die Ermittlungen führte.
Dem Inspektor schien die verkehrte Welt
nicht aufzufallen, denn er schüttelte arglos verneinend den Kopf und erzählte
freimütig weiter: „Von den Damen am Empfang haben wir erfahren, dass Frau
Algeyer erst zu fortgeschrittener Stunde nach dem Zimmerschlüssel verlangt hat,
um sich dort frisch zu machen und einen Moment auszuruhen. Nach Auskunft der
Empfangsdamen war sie aber weder in Begleitung noch hat sich zu diesem
Zeitpunkt jemand nach
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