Somnambul Eliza (German Edition)
René getan hätte, wenn du nicht da gewesen
wärst. Ich glaube, du hast mich vor einer ziemlichen Torheit bewahrt und uns
alle vor einer Katastrophe.“
Es blieb gerade noch Zeit für einen
innigen Kuss, bis Laurins Wagen die Auffahrt hinaufgefahren kam.
„Das war wirklich knapp“, meinte Laurin noch im Näherkommen.
„Was hattest du vor? Hättest du ihn vor
versammelter Mannschaft gefordert?“ Laurins Stimme klang gleichzeitig scherzend
und ernst.
Valeriu zuckte leicht mit den Schultern.
„Vielleicht. Ich war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren“, gab er zu.
„Zu verschwinden war die einzige Option,
mein Freund“, entgegnete Laurin und legte Valeriu den
Arm um die Schulter.
„Was hat René nur mit diesem Auftritt
bezweckt? Es hatte den Anschein, als sei er einzig und allein gekommen, um dich
bis aufs Blut zu reizen“, rätselte Laurin .
Während sie es sich im Salon bequem
machten, sagte Aurica: „Ich hatte den Eindruck, René wollte erreichen, dass
Valeriu an seiner Statt das Arkanum verletzt. Oder er hat es aus irgendeinem
Grund auf die Duellforderung angelegt.“
„Und er wollte klarstellen, dass er es
nach wie vor auf Eliza abgesehen hat“, stellte Valeriu mit noch immer vor Wut
bebender Stimme fest und Eliza beobachtete, wie sich seine elegante weiße Hand
zur Faust ballte.
Laurin nickte mit
zusammengepressten Lippen. Er schien unentschlossen, ob er seine Gedanken laut
äußern sollte oder lieber nicht.
Valeriu schien die gleiche Beobachtung
gemacht zu haben, wie Eliza, denn er drängte seinen Freund: „Nun sag schon, was
dir durch den Kopf geht.“
Laurin rutschte
unruhig in seinem Sessel herum. „Nun, ich habe darüber nachgedacht, wie man
Eliza besser vor René schützen könnte.“
„Und zu welchem Schluss bist du
gekommen?“ wollte Valeriu misstrauisch wissen.
Laurin wuschelte sich
durch sein dunkles Haar und räusperte sich dann.
„Ich denke, du weißt, was ich meine,
Valeriu. Ich bin überzeugt, dass du selbst auch schon darüber nachgedacht
hast.“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage. Es
ist weder ihr Wunsch noch ist sie sterbenskrank“, blaffte Valeriu.
„Aber sie ist in Gefahr“, unterbrach ihn Laurin . „Wenn Eliza zu einer von uns würde, wäre sie
aus der Gefahrenzone. René brauchte immer schwache Opfer und leichte Beute. Er
hat sich nie an unseresgleichen vergriffen.“
Valeriu schüttelte vehement den Kopf.
„Dafür würde sie unzähligen neuen Gefahren ausgesetzt.“
Eliza erstarrte. Obwohl und vielleicht
gerade weil sie noch immer nicht genau wusste, wie sie selbst eigentlich zu
dieser Frage stand, missfiel ihr eindeutig, wie hier über ihre Zukunft
verhandelt wurde, ohne sie in die Diskussion einzubeziehen.
„Wie könnt ihr das über meinen Kopf
hinweg diskutieren, als wäre ich gar nicht anwesend?“ fragte sie aufgebracht.
„Ich weiß nicht, ob ich das will – obwohl ich nicht sicher bin, ob das hier
überhaupt eine Rolle spielt“, fügte sie hinzu und schaute zwischen Valeriu und Laurin hin und her. „Es muss doch noch eine andere
Möglichkeit geben.“
Valeriu griff nach ihrer Hand und
streichelte sie sanft.
„Natürlich gibt es die, Liebste“, sagte
er.
„Wir alle würden dir beistehen“, begann Laurin noch einmal, diesmal zu Eliza gewandt.
„Und genau das werden wir auch so tun“,
beschied Valeriu Laurin spröde. Dann fügte er hinzu:
„Ich habe Eliza versprochen, dass sie diese Entscheidung eines Tages ohne
jegliche Zwänge wird treffen können und dieses Versprechen gedenke ich auch zu
halten. Und jetzt Schluss damit.“
„Wenn du ihr dieses Versprechen gegeben
hast, dann soll es so sein“, gab sich Laurin wiederstrebend geschlagen und er kam kein weiteres Mal auf dieses Thema zurück.
Sie saßen noch eine Weile zusammen, als
plötzlich das Klingelsignal vom Haupttor ertönte.
Eliza zuckte zusammen und die Blicke,
die Valeriu und Laurin einander zuwarfen, ließen
vermuten, dass sie mit dem gleichen ungebetenen Gast rechneten, wie sie.
Dann sprang Valeriu auf, um Wilbert
Instruktionen zu geben, wie er sich an der Gegensprechanlage zu verhalten
hatte, doch dieser kam ihm bereits eiligen Schritts entgegen und entgegen
seiner sonst so hochgeschätzten Diskretion berichtete Wilbert schon im
Hereinkommen und für alle hörbar: „Draußen sind zwei Herren von der Polizei.“
Alle waren überrascht, doch Valeriu
nickte stumm und sagte dann: „Gut, ich werde sie in meinem Arbeitszimmer
empfangen.“
Dann folgte
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