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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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genügen können.“
    Eliza schmunzelte. „Künstlerischer
Anspruch hin oder her. Ich denke, wir sind verpflichtet, ihr diese letzte Ehre
zu erweisen. Und wenn es sich um ein Rudel Kitsch-Löwen mit Strasskronen handelt, werden wir auch das überleben.“
    „Du hast recht. Wir werden hingehen und
die Strasslöwen über uns ergehen lassen“, sagte
Valeriu lachend.
     
    Als am Samstagnachmittag die Sonne
unterging, holte Valeriu den Porsche direkt vor die Haustür, damit Eliza einen
möglichst kurzen Weg durch den Schneematsch zurücklegen musste.
    Das Navigationsgerät leitete sie zu
einer alten Fabrik in der Absberggasse . Auf den
ersten Blick konnte man sie tatsächlich für ein leer stehendes Industriegebäude
der Jahrhundertwende halten, doch die riesigen bogenförmigen Sprossenfenster im
zweiten Stock wiesen darauf hin, dass der Backsteinkomplex sensibel saniert und
renoviert worden war.
    „Ein geschmackvolles, unprätentiöses
Ambiente“, staunte Eliza, als sie aus dem Wagen stieg.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass
dieser Ort im Sinne der Verstorbenen wäre“, meinte Valeriu stirnrunzelnd.
    Eliza zuckte mit den Schultern. „Selbst
wenn es drinnen nur Kitschskulpturen zu sehen gibt,
hat sich der Weg doch allein wegen der Architektur gelohnt.“
    Die eindrucksvolle mehrflügliche ,
teilverglaste Jugendstiltür stand weit offen. Dahinter gab es einen dazu passenden
Aufzug, dessen gläserne Kabine mit schmiedeeiserner Jugendstilornamentik
verziert war. Ansonsten schien diese Etage leerzustehen. Außerdem waren sie
offenbar die einzigen Gäste. Eliza beschlich bereits der Verdacht, einem der
häufigsten Fehler bei der Handhabung eines Navigationsgeräts aufgesessen zu
sein – dem Zahlendreher bei der Hausnummer oder dem Problem der mehrfachen
Vergabe eines Straßennamens. Wäre Valeriu nicht bei ihr gewesen, hätte ihr das
stille, menschenleere Gebäude sicherlich eine gewisse Furcht eingejagt, aber an
seiner Seite empfand sie dieses erhabene Industriedenkmal der Jahrhundertwende
nur als pittoresk und reizvoll.
    „Offenbar ist es doch die richtige
Adresse“, erklärte Valeriu schließlich trocken, indem er auf eine pinkfarbene, an
Arbeiten von Jeff Koons erinnernde Pudelskulptur im
Aufzug deutete.
    „Das ist wirklich mehr als eindeutig“,
lachte Eliza und versäumte es nicht, dem lebensgroßen Keramikhund über das gelockte Haupt zu streicheln, als sie in den nostalgischen Fahrstuhl
stiegen.
    Nur neben dem Messingknopf für das
zweite Obergeschoss war ein Schildchen angebracht, auf dem das Wort Loft zu lesen stand.
    „Alles in Ordnung?“ fragte Valeriu und
Eliza nickte, ehe er den Knopf drückte. Obwohl der verglaste Jugendstilaufzug
sie architektur - und designgeschichtlich faszinierte, blieb er doch eine dieser ihr verhassten Höllenmaschinen und sie
kuschelte sich in Valerius Arm, als sich das antike Transportmittel ratternd in
Bewegung setzte.
    Der Aufzug hielt abrupt und wieder
standen sie vor weit geöffneten Jugendstiltüren. Dahinter lag ein seltsamer,
korridorartiger Raum.
    Der Besucher war gezwungen, eine breite,
stegartige Konstruktion aus stabil erscheinenden Metallgittern mit geländerartigen Verstrebungen zu betreten, die wie eine
Brücke durch den Raum führte. Zwischen den rohen Backsteinwänden, die parallel,
jeweils etwa zwei Meter von dem Steg entfernt verliefen und dem Steg selbst,
blickte man hinab bis ins Erdgeschoss, was für Elizas Höhenangst durchaus eine
gewisse Herausforderung darstellte.
    Auch hier war niemand zu sehen.
    „Bist du sicher, dass du da rein gehen
möchtest?“ fragte Valeriu, der ihr kurzes Zögern sofort registriert hatte.
    „Du bist doch bei mir. Was soll mir da
schon passieren?“ fragte Eliza zurück, doch ihr Lächeln fiel nicht ganz so
überzeugend aus, wie vorgesehen. Daher fügte sie schnell hinzu: „Die Location ist absolut großartig. Wer weiß, was wir verpassen
würden, wenn wir jetzt umkehren.“
    Valeriu nickte, doch Eliza sah die
Skepsis in seinem Blick. Sie spürte, dass er hochkonzentriert war. Er schien
das Gebäude regelrecht mental zu observieren, doch er schlug ihr ihren Wunsch
nicht ab. Wieder einmal legte er seinen Arm schützend um Elizas Taille, als sie
den Gitterboden betraten. Zum Glück handelte es sich um eine fest verankerte
und um keine frei schwebende Konstruktion. Dennoch vibrierte der
Gitterrostboden bei jedem Schritt leicht, was bei Eliza ein mulmiges
Bauchgefühl auslöste.
    An den Backsteinwänden hingen in

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